Der Fahrrad-Fairteiler im Eigelsteinveedel ist weg. Dort gab es gerettetes Brot und andere Backwaren. Die Stadt bemängelte, dass das Rad nicht verkehrstüchtig ist.
Fassungslosigkeit in KölnStadt entfernt Rad – es hat bestimmten Zweck

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Veedelskümmerer Michael Seffen vor dem Fahrrad-Fairteiler, dem Mitarbeiter der Stadt einen Zettel verpasst haben, wonach es nicht verkehrstüchtig ist und bis zum 8. November entfernt werden muss.
Aktualisiert
Fassungslosigkeit im Eigelstein: Der „Fahrrad-Fairteiler“, der unter anderem von Veedelskümmerer Michael Seffen und Lebensmittelretter Kalle Gerigk bestückt wurde, ist offenbar der städtischen Suche nach Fahrradleichen zum Opfer gefallen.
Seffen war völlig baff, als plötzlich ein knallgelber Zettel an dem Fahrrad hing. „Es sei nicht verkehrstüchtig und müsse bis zum 8. November entfernt werden, sonst würde es entfernt und verwertet“, erzählt er fassungslos.
Das sei am 8. Oktober gewesen. „Einen Tag später war es weg“, so Michael Seffen am Dienstag (21. Oktober 2025) gegenüber EXPRESS.de. „So etwas zu machen, ist für mich unbegreiflich.“ Für den Veedelskümmerer ist die Entfernung des Zweirad-Fairteilers eine Farce. Denn der stand bereits seit mehr als zwei Jahren „Im Stavenhof“ und wurde nicht bewegt.
„Jedes Kind in Köln weiß, dass diese Art von Fahrrad mit den großen grauen Boxen dafür da ist, um Brot und Backwaren für Bedürftige und nachhaltig denkende Menschen bereitzuhalten – ganz im Sinne der Lebensmittelrettung“, erklärt der Veedelskümmerer.
Fahrrad-Fairteiler steht nicht nur im Eigelstein-Veedel
Zumal es, so Michael Seffen, in Köln viele weitere Fahrrad-Fairteiler-Standorte gibt, unter anderem an der Inneren Kanalstraße/Neusser Straße und am Fort X.
Der Veedelskümmerer hat hauptsächlich das Fahrrad im Eigelstein mit Brot und Backwaren befüllt, die unter anderem vom Rewe-Markt Ridders und dem Hotel Urban Loft zur Verfügung gestellt werden. „Das war unsere Initiative, aus dem Veedel raus“, erzählt er.

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Das war einmal: Veedelskümmerer Michael Seffen bestückt den Fahrrad-Fairteiler im Eigelstein-Veedel mit Backwaren.
Mit dabei ist Kalle Gerigk, der auch als Kölner Mietrebell bekannt ist. „Beim Urban Loft hole ich gegen Mittag das ab, was vom Frühstücksbuffet übrig geblieben ist“, erklärt er. Auch vom Rewe Ridders ist er begeistert: „Das ist ein super Laden, dem die Rettung von Lebensmitteln sehr am Herzen liegt.“
Gerigk ist schon seit elf Jahren in Sachen Lebensmittelrettung aktiv, bestückt neben dem Fahrrad-Fairteiler im Eigelsteinveedel auch die Räder an der alten Feuerwache im Agnesveedel, an der Subbelrather Straße in Ehrenfeld sowie zwei Räder in Zollstock. Oft würden die Leute schon Schlange stehen.

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Kalle Gerigk ist auch Lebensmittelretter, hier am Fahrrad-Fairteiler in Zollstock, den er ebenfalls regelmäßig mit Brot und Backwaren bestückt. Auf dem Foto hat er ausnahmsweise auch gespendete Blumen dabei.
Dass das Fahrrad am Eigelstein entfernt wurde, kann auch er nicht fassen. „Das Rad wurde nie bewegt. Wir haben es ja auch gepflegt und geputzt“, erzählt er. „Die Plätze der Fahrrad-Fairteiler in der Stadt sind doch bekannt!“
Katharina Fillmore, 1. Vorsitzende des Bürgervereins Eigelstein, klemmte sich auch dahinter. „Ich habe unter anderem eine Stunde mit der Stadt Köln telefoniert und gefragt, wo das Fahrrad ist. Aber keiner wusste es. Ich wurde dann sogar ans Bürgertelefon verwiesen“, erzählt sie wütend.
Erst, als sie an eine Mitarbeiterin des Ordnungsamtes geriet, erfuhr sie, dass der Fahrrad-Fairteiler in Nippes am Wertstoffhof steht. „Ich fragte sie, was wir machen können, damit das nicht noch mal passiert. Darauf sagte sie, wir sollten dafür sorgen, dass das Fahrrad verkehrstüchtig ist“, so Katharina Fillmore.
Sie stellt klar: „Es ist ja kein Fahrrad, sondern ein Fairteiler!“ Als Begründung für dessen Entfernung sei ihr gesagt worden, es sei fürs Stadtbild.
„Es ist das Gegenteil, der Fairteiler macht was fürs Stadtbild“, so die Bürgervereins-Vorsitzende verärgert. Man habe ihr schließlich erklärt, dass sie das Fahrrad in Nippes abholen könne ...
Fahrrad-Fairteiler entfernt: Das sagt die Stadt dazu
Auf Nachfrage von EXPRESS.de schickt die Stadt am Dienstagnachmittag eine Stellungnahme. Demnach habe sich eine anwohnende Person über die „Sag's uns App“ über das mutmaßliche Schrottfahrrad beschwert. „Mitarbeitende des Ordnungsamtes schauten es an und stellten fest, dass es sich um ein nicht mehr fahrtüchtiges Fahrrad handelt und beklebten es mit einem gelben Zettel“, so Sabine Wotzlaw von städtischen Presseamt.
Darauf wurde der Besitzer/die Besitzerin aufgefordert, das Rad instand zu setzen oder es zu entfernen. Sabine Wotzlaw: „Nachdem sich binnen der vierwöchigen Frist niemand gemeldet hatte, wurden die AWB beauftragt, das Fahrrad zu entfernen. Dass es sich um ein sogenanntes Lebensmittel-Fahrrad handelt, war nicht zu erkennen. Große Boxen befinden sich auch auf anderen Rädern, die beispielsweise zum Transport von Gegenständen genutzt werden.“
Nachdem der Initiative, die sich um das Lebensmittelfahrrad kümmert, der Verlust aufgefallen sei, habe diese beim Ordnungsamt nachgefragt und erklärte, dass es sich um ein sogenanntes Lebensmittel-Fahrrad handelt. „Damit auch künftig am Stavenhof Lebensmittel gespendet werden können, wird versucht, das Fahrrad vom Wertstoffhof zurückzuholen“, kündigt die Presseamt-Mitarbeiterin.