Heißt das Veggie-Schnitzel bald „panierte Sellerie-Scheibe“? Eine Entscheidung des EU-Parlaments sorgt für Kopfschütteln – besonders in Köln.
Wut über Veggie-Schnitzel-AusKölner Gastronomin mit Klartext

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Maike Block, Vorstand der IG Gastro
Schluss mit lustig für Veggie-Fans! Geht es nach dem EU-Parlament, sollen Namen wie „Schnitzel“ oder „Wurst“ bald tabu sein, wenn kein echtes Fleisch drin ist.
Die Begründung: Verbraucherinnen und Verbraucher sollen nicht getäuscht werden. Doch in der Kölner Gastro-Szene sorgt das für einige Verwunderung, wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtet.
Maike Block, Kölner Gastronomin und Geschäftsführerin der Interessengemeinschaft Gastro, kann über die Debatte nur den Kopf schütteln.
„Wir nehmen unsere Gäste als kompetente Wesen wahr, die durchaus imstande sind zu merken, dass eine vegane Wurst eben nicht aus Fleisch besteht“, sagt sie – und fragt: „Was ist denn mit Begriffen wie Babyöl, Kinderriegeln, Leberkäse oder Scheuermilch? Ich verstehe nicht, warum nun gerade bei veganen Produkten das Verständnis aufhört.“
Die Sorge ist groß, denn in Köln boomen die fleischlosen Alternativen. Ob die vegane Fleischerei in Ehrenfeld oder die berühmten Schnitzel-Alternativen „Bei Oma Kleinmann“ aus Käse oder Sellerie – sie alle könnten bald umdenken müssen.
„Der Name ist Teil einer appetitanregenden Präsentation“, erklärt Block. „Wenn wir jetzt sagen, du kriegst ein paniertes Stück Sellerie - das klingt nicht lecker.“
Rückendeckung bekommt die EU unter anderem von CDU-Chef Friedrich Merz, der kürzlich klarstellte, dass Wurst nicht vegan sei. Auch der Verband der Fleischwirtschaft fordert, dass „Fleisch als wertvolles tierisches Lebensmittel klar von anderen Artikeln unterschieden werden“ solle.
Doch die Industrie läuft Sturm gegen die Pläne. Handelsriesen wie Aldi Süd, Lidl, Burger King und auch Hersteller wie Beyond Meat haben sich in einem gemeinsamen Brief dagegen ausgesprochen. Sie fürchten, dass Kundinnen und Kunden die Orientierung verlieren und der Verkauf einbricht.
Besonders hart würde es die Rügenwalder Mühle treffen. Der Wurst-Gigant macht seit 2021 mehr Umsatz mit Fleischalternativen als mit echter Wurst. Das Unternehmen rechnet mit Kosten in Millionenhöhe und fürchtet, dass Neukäufer und Neukäuferinnen abspringen könnten.
Auch die Kölner Rewe-Gruppe warnt eindringlich: „Ein Verbot würde die Transparenz im Regal mindern und die Innovationskraft eines wachsenden Marktsegments bremsen“, erklärt eine Sprecherin.
Die Rügenwalder Mühle nimmt es derweil mit Humor und fragt auf Instagram ihre Follower und Followerinnen: Wie sollen die veganen Mühlen-Bratwürste denn jetzt heißen? Unter den kreativen Vorschlägen: „Bratdings“, „Grillrolle“ oder, als kleiner Seitenhieb auf die Politik, „vegane Mühlen-Söderchen“. (red)