„Skandalös“, „Schlechter Witz“Fans und Skiverband sauer: ZDF zeigte deutsche Medaillen nicht im TV

Karl Geiger, Selina Freitag, Katharina Althaus, Andreas Wellinger aus Deutschland jubeln nach Gold im Mixed-Wettbewerb.

Das deutsche Team mit Karl Geiger, Selina Freitag, Katharina Althaus und Andreas Wellinger (v.l.n.r.) jubelt am 26. Februar 2023 über Gold im Mixed-Teamwettbewerb. Beim ZDF war das Ende des Wettkampfs nur im Livestream zu sehen.

Bei der WM in Planica fliegen die deutschen Skispringerinnen und Skispringer zu einer Medaille nach der nächsten. Doch das ZDF brach gleich mehrfach vor den Entscheidungen die Live-Sendung im TV ab.

Gold für Katharina Althaus (26), das Frauen-Team und im Mixed, Silber für Andreas Wellinger (27), Bronze für Karl Geiger (30): Die deutschen Skispringerinnen und Skispringer räumten am ersten Wochenende der Nordischen Ski-WM in Planica ab. Doch zum Ärger vieler Fans und des Verbandes waren nicht alle Medaillen-Entscheidungen live im ZDF zu sehen.

Sowohl beim Springen der Männer von der Normalschanze am Samstag (25. Februar 2023) als auch beim Mixed-Wettbewerb am Sonntag (26. Februar) brach der Sender die Live-Übertragung vorzeitig ab und wechselte zur „heute“-Sendung. Bei beiden Springen hatte sich der Ablauf wegen des Wetters verzögert, der Kampf um die Medaillen war nur im ZDF-Livestream und bei Eurosport zu sehen.

Teammanager Hüttel: „Skandalös und sehr traurig“

„Das ist von unseren Leuten als skandalös und sehr traurig und wütend aufgenommen worden. So etwas passiert nicht so oft, dass drei Leute Chancen auf die Medaillen haben – zwei haben es ja geschafft. Das verstehen wir alle nicht“, sagte Teammanager Horst Hüttel am Sonntag nach dem ersten Vorfall.

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Dass der öffentlich-rechtliche Sender kurz vor der Medaillenentscheidung im Einzel am Samstag die TV-Übertragung abbrach und um 19 Uhr zu den „heute“-Nachrichten umschaltete, sorgte danach auch in den sozialen Medien bei einigen Fans für Unmut. Im Livestream des Senders im Internet waren die letzten Springer weiter zu sehen.

„Definitiv ist das schon ein Stück weit eine mehr als ungute Situation“, sagte Hüttel. „Wir wollen ja unseren Sport gut nach außen verkaufen. Dann wünscht man sich auch ein gegenseitiges Commitment, das war in diesem Fall nicht gegeben.“

Zu der Programmkollision war es gekommen, weil es beim WM-Skispringen immer wieder wetterbedingte Verzögerungen gab. Durch das Umschalten auf die „heute“-Sendung konnten die laut AGF Videoforschung im Schnitt 3,185 Millionen Skisprung-Interessierten (Marktanteil: 19,4 Prozent) die letzten Teilnehmer von der Normalschanze nicht mehr live im ZDF-Fernsehen verfolgen. Sie verpassten somit die Sprünge von Andreas Wellinger zu WM-Silber und von Karl Geiger zu WM-Bronze. Sieger wurde der Pole Piotr Zyla. Nehmen Sie an der EXPRESS.de-Umfrage teil:

Ein Twitter-User schrieb von einem „schlechten Witz“, ein weiterer meinte: „Mit dem Zweiten sieht man nichts.“ Außer dem ZDF übertrug auch der Spartensender Eurosport das Skispringen live im Fernsehen.

Das ZDF erklärte die Situation am Sonntag noch einmal explizit. „Bevor das ZDF um 19 Uhr die heute-Nachrichten zeigte, wies der Reporter mehrfach darauf hin, dass alle Zuschauer*innen die Schlussphase im Livestream verfolgen können“, schrieb der Sender auf Twitter. Der Samstag sei „ganz im Zeichen des Wintersports“ gestanden, hieß es auf Anfrage in einem Statement.

Doch am Sonntag brachte das ZDF erneut viele Zuschauerinnen und Zuschauer gegen sich auf: „Die Entscheidung im Mixed-Team der #Skispringer geht in der #mediathek weiter!“, twitterte das ZDF. Es hagelte Kritik.

„So'n Quatsch! Schon mal an die Leute gedacht, die keinen Internetzugang haben? Für die überbezahlten Fußballgurken hättet Ihr sicher nicht abgeschaltet, aber hier geht's ja ‚nur‘ um Wintersport“, schrieb eine Twitter-Nutzerin. „Was das ZDF macht, ist leider nach gestern auch heute die pure Enttäuschung. Für jedes Fußballspiel werden ZDFheute oder heutejournal verschoben und hier im #Wintersport schaltet man ab und kann drei Medaillen beim #Skispringen nicht im TV sehen“, meinte ein anderer.

Das deutsche Mixed-Team mit Althaus, Wellinger, Geiger und Selina Freitag sprang am Sonntag souverän zu Gold. Die weiteren Medaillen gingen an Norwegen und Gastgeber Slowenien. Für Althaus war es nach Gold im Einzelspringen von der Normalschanze und mit dem Frauen-Team bereits der dritte Titel in Planica. (dpa/are)