Ihre große Leidenschaft wurde Laura Dahlmeier zum Verhängnis. Die ehemalige Biathletin war bereits die vierte aus ihrer Kletter-Clique, die bei einem Bergunfall ums Leben kam.
Laura Dahlmeier totVor ihr starben schon drei Freunde aus ihrer Kletter-Clique
Ihr tödlicher Unfall erschüttert die Sportwelt. Laura Dahlmeier (†31) selbst war sich der Gefahren am Berg stets bewusst. Doch die Leidenschaft war größer als die Angst.
Die Biathlon-Olympiasiegerin musste in ihrem Leben den Verlust von gleich drei Freunden verkraften. Sie alle starben bei Bergunfällen. Ihr ehemaliger Lebensgefährte Robert Grasegger kam 2022 bei einem Lawinenunglück in Patagonien ums Leben. Er wurde nur 29 Jahre alt.
Enger Freund von Lawine verschüttet: „Da überdachte ich meine Einstellung zum Leben“
Zu diesem Zeitpunkt waren die beiden kein Paar mehr, dennoch traf der Verlust sie hart. Und es war nicht der einzige dieser Art für die Sportlerin.
„Was mich in den letzten Jahren erneut innehalten ließ, war der Verlust von drei Freunden aus meiner Kletter-Clique – alle drei superfitte Jungs und fertig ausgebildete Bergführer, die unterwegs am Berg verunglückt sind. Sie standen mir echt nahe und wir hatten viel Zeit beim Klettern zusammen verbracht“, schrieb sie in ihrer 2023 erschienenen Autobiografie „Wenn ich was mach, mach ich’s gscheid“.
Vor allem der Tod ihres engen Freundes Franz-Xaver „Xari“ Mayr, der im Januar 2018 im Alter von nur 22 Jahren in Südtirol ebenfalls von einer Lawine verschüttet wurde, war ein großer Schock für die damals 24-Jährige.
„Ich hatte sehr viele schwere Touren mit Xari gemacht, er war ein sehr enger und guter Freund, auf ihn konnte ich mich immer verlassen – und jetzt sollte er einfach nicht mehr da sein?“, so Dahlmeier in dem Buch. „Da überdachte ich – mehr als jemals nach dem eigenen Kletterunfall – meine Einstellung zum Leben und fragte mich: ‚Was ist in meinem Leben wie viel wert? Wie schnell kann es vorbei sein? Will ich überhaupt noch klettern und extreme Touren machen?‘“
Ein Instagram-Foto, das Robert Grasegger und Xari Mayr bei einer gemeinsamen Klettertour im Februar 2017 zeigt:
Sie habe danach Tage der Gleichgültigkeit erlebt, an denen sie dachte: „‚Ist mir doch alles egal – auch wenn ich ums Leben komme.‘ Blind vor Wut und Trauer ging ich in dieser Zeit auf Skitouren und durch mein Verhalten große Risiken ein. Ich war einfach so sauer auf die Gesamtsituation: ‚Warum musste das passieren? Und warum gerade er, warum kann es nicht mich erwischen?‘“
Doch aus diesem Zustand sei sie schnell wieder erwacht, habe sich gesagt: „‚So darf man sein Leben nicht aus der Hand geben!‘ Und spätestens nach dem dritten Todesfall in unserer Clique erkannte ich für mich noch etwas ganz Essenzielles: Man darf Sachen nicht aufschieben!“
2014 war Dahlmeier selbst beim Klettern an der Zugspitze gestürzt, kam damals mit einer Sprunggelenksverletzung und Prellungen davon. Elf Jahre später endete ihre Klettertour in Pakistan tödlich.
Das Bergsteigen war ihre ganz große Leidenschaft. „Ich habe mich im Biathlon-Zirkus ein Stück weit eingeschränkt gefühlt“, sagte sie in einer ZDF-Doku. Für sie stehe der „Wert Freiheit ganz weit oben“, erklärte sie: „Der ist mir heilig.“ Jene Freiheit fand sie stets bei ihren Bergtouren, stellte sich jährlich verschiedenen Missionen.
In derselben Doku sagte ihre gute Freundin Veronika Schirmer, die Schwester von Dahlmeiers verstorbenem Ex-Freund Robert Grasegger: „Die Sorge ums Bergsteigen, das ist einfach eine Risikosportart. Irgendwann schlägt die Statistik zu, aber ich vertraue ihr einfach, was sie da tut.“
Dahlmeier galt als bedachte Bergsteigerin. Doch auch sie wusste, wie sie einst in einem „Gala“-Interview unterstrich, dass es auch „das nötige Quäntchen Glück“ brauche, „damit ich immer wieder heil nach Hause komme“. Dieses Glück verließ sie in Pakistan. (mit sid)