Heiner Brand organisiert FeierWM-Helden mit „Jo“ Deckarm beim Arena-Kracher in Köln

Joachim Deckarm und Heiner Brand.

Seit Jahrzehnten gute Freunde: Joachim Deckarm und Heiner Brand (hier am 2. Februar 2019) treffen sich wöchentlich.

Heiner Brand wurde mit Deutschlands Handball-Nationalmannschaft in Köln Weltmeister. Die EM-Titelchancen schätzt er positiv ein. Bei einem Spiel wird er unter anderem mit „Jo“ Deckarm in der Halle sein.

von Marcel Schwamborn (msw)

Köln ist startklar für das neue Wintermärchen. Das erste Hauptrundenspiel der Handball-Nationalmannschaft endete am Donnerstagabend (18. Januar 2024) mit einem knappen Sieg gegen Island in der Lanxess-Arena.

Heiner Brand (71) feierte 2007 im Handball-Hexenkessel von Deutz den WM-Titel als Bundestrainer. Zwei EM-Spiele hat er sich schon live angeschaut und ist optimistisch. „Ich habe einige Hoffnungen. Der große Wurf ist möglich, gerade mit dem Heimvorteil halte ich den Europameister-Titel für möglich“, sagte er EXPRESS.de.

Heiner Brand organisiert Geburtstagsfeier für Deckarm

„Ich traue der Mannschaft alles zu. Im Angriff glänzen sie noch nicht. Aber das Team hat gute Torhüter und eine gute Abwehr. Das ist schon mal die Grundlage. Über einfache Tore können wir dann erfolgreich sein“, lautet seine Analyse.

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Im Positionsspiel seien zwar andere Nationen besser, aber die Körperlichkeit und der Einsatzwillen würden für die DHB-Auswahl sprechen. Der Gummersbacher Julian Köster sei da ein wichtiger Faktor. „Er ist kein wilder Draufgänger, aber im Mittelblock mit Johannes Golla echte Weltklasse.“ Ein weiterer Schlüsselspieler im Team sei neben Keeper Andreas Wolff auch Juri Knorr. „Er muss nur noch seine Mitspieler besser in Position bringen“, urteilt Brand.

Ex-Nationalspieler Frank von Behren und der ehemalige Bundestrainer Heiner Brand.

Heiner Brand schaute sich das EM-Spiel gegen Nordmazedonien am Sonntag (14. Januar 2024) neben Ex-Nationalspieler Frank von Behren (l.) an.

Den EM-Weltrekord-Start in Düsseldorf erlebte der Ex-Bundestrainer auf der Tribüne. „Man saß schon weit weg und konnte die Dynamik nicht richtig einschätzen. Das war ein einmaliges Ereignis, auf Dauer ist das sicher nichts, weil man Spieler und Bewegungsabläufe kaum erkennen kann“.

Nun setzt der zweifache Weltmeister wieder auf den Köln-Faktor. „In der Lanxess-Arena herrscht immer eine Top-Stimmung, ob bei den Weltmeisterschaften oder jedes Jahr bei der Champions League. Das wird noch einmal eine andere Nummer“.

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Am Samstag wird Brand das zweite Hauptrundenspiel gegen Österreich im „Henkelmännchen“ erleben. Er wird nicht allein ins Backstage-Restaurant kommen. Die noch lebenden Weltmeister von 1978 sind mit Ausnahme von Trainer Vlado Stenzel, der bald 90 wird, vor Ort, um einen ganz besonderen Mitspieler zu ehren.

Joachim „Jo“ Deckarm feiert am Freitag seinen 70. Geburtstag. Dazu hat Brand in einem Hotel in Gummersbach eine Feier mit 60 Gästen organisiert. „Wir werden ihn auf der Platte feiern, wie wir das schon bei der Heim-WM 2019 zu seinem 65. Geburtstag gemacht haben“, kündigte DHB-Sportvorstand Mark Schober an und wünschte dem Jubilar „möglichst viel Gesundheit und viel Freude“.

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„Die 78er-Mannschaft und ehemalige Kollegen aus Gummersbach kommen, zudem einige Politiker. Wir werden die Reden aber bewusst kurzhalten, damit ‚Jo‘ was von dem Abend hat. Der Alterungsprozess macht sich bei ihm leider bemerkbar, er hat schon ein wenig nachgelassen. Aber dass wir den 70. Geburtstag überhaupt zusammen feiern können, ist schon ein Wunder, so traurig es ist“, sagt Brand.

Express-Sportnacht in Köln  mit Jo Deckarm.

2017 war Jo Deckarm auch bei der EXPRESS-Sportnacht. Die Redakteure Marcel Schwamborn (l.) und Christian Knop begrüßten den besonderen Gast.

Am 30. März 1979 ereignete sich im ungarischen Tatabanya das schlimme Unglück. Beim Spiel des VfL Gummersbach lief die 23. Minute, als Deckarm bei einem Tempogegenstoß mit seinem Gegenspieler Lajos Pánovics unglücklich zusammenprallte, ungebremst mit dem Kopf auf den mit einer dünnen PVC-Schicht überzogenen Betonboden schlug und ein schweres Schädel-Hirn-Trauma davontrug.

131 Tage lag der 104-fache Nationalspieler im Koma. „Diese schlimme Zeit liegt nun schon 45 Jahre zurück“, sagt Brand. „Damals rechneten wir mit dem Schlimmsten und waren vor Angst wie gelähmt. Es folgte eine lange, harte Reha-Phase mit seinem alten Trainer Werner Hürter“. Seit Herbst 1982 gilt Deckarm als Pflegefall, sitzt im Rollstuhl und hat die Fähigkeit zu sprechen eingebüßt.

Zu seinem 65. Geburtstag besuchte Deckarm auch ein Spiel in Köln

Jede Woche besucht der Ex-Bundestrainer seinen Weltmeister-Kollegen. „Dann teste ich ihn immer, ob er sich noch an gewisse Dinge erinnert. Auch Würfelspiele mag er. Ich versuche einfach etwas Freude in seinen Alltag zu bringen“.

Handballspiele bringen immer noch die meiste Abwechslung in das Leben des Jubilars. Regelmäßig besucht er die Spiele des VfL Gummersbach, mit denen er dreimal Meister und zweimal Europacupsieger wurde. Vor fünf Jahren war Deckarm auch zum 65. Geburtstag in der Lanxess-Arena, 20.000 Menschen sangen ihm ein Ständchen. Damals gewann Deutschland bei der WM mit 24:19 gegen Island. „Vielleicht hilft unser Besuch ja wieder“, sagt Brand lachend.