DFB-Stimmen zur Japan-PleiteGündogan attackiert Kollegen: „Nicht jeder wollte unbedingt den Ball haben“

Die Deutsche Nationalmannschaft ist niedergeschlagen.

Die Deutsche Nationalmannschaft nach dem 1:1-Gegentreffer durch Ritsu Doan (23. November 2022).

Die deutsche Nationalmannschaft hat am Mittwoch (23. November 2022) das erste Gruppen-Spiel der WM in Katar mit 2:1 verloren. EXPRESS.de hat die Stimmen zur Niederlage gegen Japan gesammelt. 

von Sebastian Bucco (buc)

Die deutsche Nationalmannschaft hat das erste Spiel der Gruppen-Phase bei der WM in Katar am Mittwochnachmittag (23. November 2022) mit 1:2 verloren. 

Nach einer 1:0-Führung durch Ilkay Gündogan (32) in der 33. Minute reichte den gegnerischen Japanern eine gute Schluss-Phase, um das Spiel zu drehen. Innerhalb von acht Minuten erzielten die Bundesliga-Stars Ritsu Doan (24, SC Freiburg) und Takuma Asano (28, VfL Bochum) zwei Tore und sicherten Japan damit den ersten Sieg in Gruppe E.

EXPRESS.de hat die Stimmen zum Spiel gesammelt:

Ilkay Gündogan: „Nicht jeder wollte unbedingt den Ball haben“

Deutschlands Torschütze Ilkay Gündogan über... ...die Gegentore: „Ich weiß nicht, ob es bei der WM jemals ein einfacheres Gegentor erzielt wurde, das darf nicht passieren. Wir sind hier bei der WM und wir haben das Spiel glaube ich weitestgehend dominiert. Manu hat uns in der zweiten Halbzeit einmal gerettet, dafür haben wir ihn auch. Vorne hatten wir dann teilweise auch unfassbare Möglichkeiten, haben das zweite aber nicht erzielt. Wie die Gegentore entstanden sind, innerhalb von acht Minuten, das ging viel zu einfach, das darf uns natürlich nicht passieren.“

Alles zum Thema Manuel Neuer

...das Loch im Mittelfeld in der zweiten Halbzeit: „Uns fehlen vielleicht auch ein bisschen die Möglichkeiten, dann auch von hinten raus zu schieben. Obwohl wir auf der Position nicht schlecht spielen, fehlt so ein bisschen die Überzeugung, mit dem Ball, von hinten raus und dass man den Ball hält. Da haben wir uns in der zweiten Halbzeit vermehrt auf lange Bälle verlassen und die kurzen, die wir gespielt haben, waren relativ einfach und gingen schnell verloren. Da hat man das Gefühl gehabt, dass nicht jeder unbedingt den Ball haben wollte und somit haben wir auch viel zu oft und einfach den Ball verloren.“

Deutschland-Kapitän Manuel Neuer (36) über... ...die Gründe für die Niederlage: „Zum einen natürlich die liegen gelassenen Torchancen, das ist klar und dann haben wir bis zum Ende hinten nicht gut verteidigt. Es ist so, dass Japan ein bisschen mehr Druck gemacht hat, dass sie uns im eins gegen eins angelaufen sind, sie haben dann ein bisschen höher gepresst. Da hatten wir dann nicht mehr die Ruhe hinten raus zuspielen, da hätten wir mit mehr Tempo spielen müssen und mit festeren Pässen, so wie wir es auch in der ersten Halbzeit gemacht haben. Das sind dann die Gründe, warum du hier verlierst.“

Manuel Neuer: „Wir haben den Gegner stark gemacht“

...die fehlende Intensität ab der 60. Minute: „Ja, es ging ja nicht um das Anlaufen, sondern um unseren Ballbesitz. Ich glaube, wenn wir ein besseres Ballgeschiebe und ein besseres Spiel nach vorne gehabt hätten mit auch mehr Selbstvertrauen. Ich denke, wir hatten genug Selbstvertrauen in der ersten Halbzeit und sind gut aufgetreten. Es war eigentlich kein gefährdetes Spiel für uns und wir haben den Gegner starkgemacht. Wenn man sich nicht zeigt und keine Pässe mit Aussage spielt, dann kommt die Retourkutsche.“

...die fehlende Chancen-Verwertung: „Es waren ja auch enge Situationen, wo Glück und Pech nah beieinander liegen, das ist ganz klar. Ich glaube, der gegnerische Torwart hat auch gut gehalten, aber dennoch musst du das Tor dann auch erzwingen. Ich glaube, dieses zwingende und dieses unbedingte Wollen hat dann auch den Ausschlag gegeben, dass Japan daran geglaubt hat, dass hier was zu holen ist. Wir haben dann gedacht, wir bringen das über die Bühne.“

Thomas Müller: „Ich bin noch ein bisschen ratlos“

DFB-Stürmer Thomas Müller (33) über... ...die fehlende Dominanz: „Das Warum ist eine gute Frage. Die Japaner haben in der Halbzeit ein bisschen umgestellt und sind vorne ein bisschen aggressiver draufgegangen. Das hat uns aber in den ersten 15 Minuten der zweiten Halbzeit auch nicht davon abgehalten, auch wirklich gute Chancen raus zuspielen. Wir waren absolut überlegen und haben sowohl mit Ball als auch gegen den Ball nichts anbrennen lassen. Wir haben vom Gefühl her ein gutes Spiel gemacht. Wir haben intensiv gespielt und eigentlich nichts dem Zufall überlassen. Mit der nicht vorhandenen Effizienz vorne und hinten ist es dann aber schwierig so ein Spiel zu gewinnen. Aktuell bin ich da noch ein bisschen geschockt.“

...die Störgeräusche von Außen im Vorfeld der Partie: „Ich glaube, wenn man die erste Halbzeit sieht, dann haben wir das gut weg gesteckt. Wir haben eigentlich ein engagiertes Spiel gemacht und hatten viel Energie auf dem Platz. Ich bin aber tatsächlich noch ein bisschen ratlos.“

Bundestrainer Hansi Flick (57) über... ...das Gegentor zum 1:2: „Wir könnten die Linie halten, dann ist er im Abseits, da muss Niklas einfach aufpassen. Er hat sich zwei, drei Schritte zu weit fallen lassen und hebt damit das Abseits auf. Das sind individuelle Fehler, die dann heute ausgenutzt wurden.“

...seine Gefühle nach der Niederlage: „Das ist eine brutale Enttäuschung, nicht nur bei mir. Auch beim ganzen Trainer-Team und natürlich bei den Spielern. Wir haben in der ersten Halbzeit 78 Prozent Ballbesitz gehabt und sind auch zu Recht 1:0 in Führung gegangen. In der zweiten Halbzeit waren wir dann auch überlegen und hatten viele Tor-Chancen, die wir dann nicht gemacht haben. Da muss man aber klar sagen, dass und Japan, was die Effizienz angeht, klar geschlagen hat. Deswegen haben sie dann auch das eine Tor mehr gemacht.“