DFB-Coup bei U17-WMDeutschland-Talente liefern ab – darum müssen die Stars hier zuschauen

Deutschlands U17 sorgt bei der WM endlich mal wieder für Nationalmannschafts-Euphorie. Der Erfolg zeigt auch: Wollen die Großen erfolgreich sein, müssen sie sich von den Kleinen einiges abschauen. Ein Kommentar.

von Béla Csányi (bc)

Pünktlich zum ersten Adventswochenende winkt Deutschland das erste sportliche Winter-Wunder! Mitten in der großen Nationalmannschafts-Krise vor der Heim-EM 2024 begeistert die U17-Auswahl des DFB bei der WM in Indonesien, greift nach dem Halbfinal-Drama gegen Argentinien jetzt im Endspiel nach Gold.

Die junge Mannschaft um BVB-Ausnahmekönner Paris Brunner (17) spielte sich von Partie zu Partie aus dem Schatten ihrer älteren DFB-Kollegen, stürmte in begeisternden Spielen mit maximal viel Drama bis ins Finale. Schon vor dem Spiel am Samstag (2. Dezember 2023) ist klar: Deutschland kann doch noch mit seiner Nationalmannschaft fiebern.

DFB-Hoffnungsträger begeistern bei U17-WM

Viele Zuschauerinnen und Zuschauer dürften zu Turnierbeginn wohl nur einen Bruchteil des Kaders gekannt haben. Aus deutscher Sicht kamen dann auch noch die undankbaren Anstoßzeiten der in Südostasien ausgetragenen Endrunde erschwerend hinzu. Und dennoch überschlugen sich viele Fans nach dem Halbfinal-Krimi gegen Argentinien (7:5 nach Elfmeterschießen) regelrecht vor Final-Euphorie.

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Das Team von Trainer Christian Wück (50) macht seit seinem ersten Turnier-Auftritt deutlich, wie sich die Fans auf die eigene Seite ziehen lassen. „Mentalität und Siegeswille. Glückwunsch, Jungs“, kommentierte Weltmeister Bastian Schweinsteiger (39) den U17-Coup anerkennend.

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Dem in Dortmund zuletzt noch suspendierten und kurz vor dem Rauswurf stehenden Brunner winkt in diesem heilenden Kollektiv jetzt sogar die schnelle Wandlung vom Skandal-Bubi zum WM-Helden.

Dank dieses Team-Gedankens wurde auch der frühe Ausfall von Schalke-Youngster Assan Ouédraogo (17), laut „Transfermarkt“ wertvollster Spieler des Turniers, stark kompensiert. Vor dem Halbfinale musste dann zusätzlich im Tor gewechselt werden, Ersatzmann Konstantin Heide glänzte prompt mit zwei gehaltenen Elfmetern.

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Die für 17-Jährige noch vollkommen üblichen kleinen Fehler und Unachtsamkeiten werden den deutschen Junioren schließlich auch deshalb großzügig zugestanden, weil sie ihre Defizite mit umso mehr Kampf, Leidenschaft und harter Arbeit im Kollektiv bestmöglich kaschieren.

Eines der prägenden Beispiele war dafür im Halbfinale der Kölner Fayssal Harchaoui, der sich als Abräumer für keinen Zweikampf zu schade war und trotz dreier Gegentore von Sky-Kommentator Timo Schäfers zum „Man of the Match“ gekürt wurde.

Das FC-Talent und seine Mitspieler zeigten genau die Qualitäten und Eigenschaften, die den deutlich erfahreneren Kollegen im A-Kader aus diversen Gründen schon lange abhandengekommen sind. Die ersten Spiele unter Julian Nagelsmann (36) machten deutlich: Selbst Trainerwechsel und Personalrochaden können diese tiefgreifenden Probleme nicht im Handumdrehen lösen.

U17-WM: DFB-Junioren zeigen den Stars, wie es geht

Wer an die kollektiven Systemausfälle der A-Nationalmannschaft nach praktisch jedem Gegentor denkt, kann sich in etwa vorstellen, wie dort ein Halbfinal-Elfmeterschießen nach dem Gegentor zum Ausgleich tief in der Nachspielzeit geendet hätte. Wie die deutschen Junioren den Tiefschlag im Argentinien-Spiel dagegen sofort wieder abschüttelten und unbeeindruckt vom Punkt das Final-Ticket buchten, war weltmeisterlich! 

Obwohl viele der U17-Jungs noch zu den aktuellen DFB-Stars wie Leroy Sané (27), Joshua Kimmich (28) oder Kai Havertz (24) aufschauen, würde den großen Namen der umgekehrte Blick nach unten guttun. In Indonesien wurde deutlich: Vom deutschen Auftritt bei dieser U17-WM kann sich die A-Nationalmannschaft für ihre EM-Mission einiges abschauen.