ZDF-InterviewNetz-Reaktionen zum Kroos-Ausbruch: „lächerlich“ oder „absolut richtig“?

Toni Kroos stellt sich den Fragen eines ZDF-Reporters nach dem gewonnenen Champions-League-Finale, kurz bevor er das Interview wütend abbricht.

Nach dem gewonnenen Finale der Champions League mit Real Madrid brach Toni Kroos am 28. Mai 2022 das ZDF-Interview ab.

Nach dem Erfolg im Champions-League-Finale sorgte Toni Kroos mit seinem Interview-Abbruch im direkten Anschluss an das Spiel für Aufsehen. Sehen Sie hier die unterschiedlichen Reaktionen im Netz.

von Gianluca Reucher (gr)

Real Madrid hat in einem intensiven Finale gegen den FC Liverpool (28. Mai 2022) seinen achten Champions-League-Titel gewonnen. Toni Kroos (32), der erfolgreichste deutsche Königsklassen-Spieler aller Zeiten, stellte sich anschließend den Interview-Fragen des ZDF – und sorgte damit fast für mehr Aufsehen als das eigentliche Spiel.

„Du hattest 90 Minuten Zeit, dir vernünftige Fragen zu überlegen, ehrlich, und dann stellst du mir zwei so Scheiß-Fragen“, reagierte der deutsche Nationalspieler wütend auf die kritische Herangehensweise von ZDF-Reporter Nils Kaben (54) und brach daraufhin genervt das Interview ab. Im Netz gehen die Meinungen über den Ausbruch von Kroos derweil weit auseinander.

Einige User verstehen Interview-Abbruch von Kroos: „Absolut richtig!“

„Absolut richtig, was er sagt!“ und „genau so muss man mit dummen Fragen umgehen!“, lauten einige Kommentare auf Twitter, die viel Verständnis für die Reaktion von Toni Kroos aufbrachten.

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Manche User wurden noch deutlicher: „Wieder mal ein Tiefpunkt im deutschen Sportjournalismus“ und „selten hat man einen Fußballer, der ein Interview wütend abbläst, so gut verstanden wie Kroos“ wird auch die von Kroos bemängelte Negativ-Haltung angeprangert.

„Stell dir vor, du bist der mit Abstand erfolgreichste deutsche Spieler aller Zeiten und statt Glückwunsche entgegen zu nehmen, darfst du deinen Erfolg rechtfertigen“, verweist ein Post auf den fünften Champions-League-Sieg des 32-Jährigen.

Ein anderer User zeigt auf, was seiner Meinung nach die richtigen Fragen gewesen wären: „Wie geil ist das denn?“, „schon Kontakt zu deiner Familie gehabt?“, und „was geht heute noch ab?“. Hier sehen Sie das Kroos-Interview im ZDF noch einmal im Video:

„Toni Kroos mit dem Eistonnen-Interview 2.0 – Weltklasse“, werden auch Vergleiche zum legendären Ausbruch von Per Mertesacker (37) bei der WM 2014 gezogen, der an der Seite von Kommentator Béla Réthy (65) Verständnis zeigte: „Er freut sich einfach, dass er zum fünften Mal Champions-League-Sieger geworden ist und wollte keine Fragen zu Liverpool beantworten. Das kann ich irgendwo auch ein bisschen verstehen.“

Journalisten pro ZDF-Reporter – Field-Interviews „verzichtbar“?

Andere User zeigen nicht so viel Verständnis, bezeichnen Kroos als „arrogant und überheblich“. Er sei „an einem Höhepunkt seiner Karriere zu negativ“ und es wäre „befremdlich, dass Toni Kroos hier abgefeiert wird, weil er keinen Bock auf kritische Fragen eines Journalisten hatte – das war nicht heldenhaft, sondern unhöflich und unprofessionell“.

„Wenn man ein Finale als deutlich schlechteres Team gewinnt, darf man dazu auch Mal eine Frage gestellt bekommen (nachdem der ZDF-Mann das Positive herausgestellt hat), ohne gleich die beleidigte Leberwurst zu spielen“, meinte ein weiterer Kommentar. Ein User polterte empört: „Absolut lächerlich, wie Toni Kroos den ZDF-Reporter live im Fernsehen bloßstellt. Wenn du keinen Bock hast, dann geh einfach und lass den Rest.“

Und apropos Reporter: Einige Journalisten meldeten sich ebenfalls zu Wort, schlugen sich eher auf die Seite ihres Kollegen. „Nils Kaben ist übrigens einer der Besten für diese wohl beschissenste Aufgabe im Sport-TV. Er hat den unhöflichen Brass des entrückten Toni Kross, der seine Gesprächspartner schon seit Jahren nicht mehr anschaut, sondern bedeutend ins Nichts blickt, nicht verdient“, bekundet Ralf Wiegand von der „Süddeutschen Zeitung“ sein Mitleid mit dem ZDF-Reporter.

„Ich überlege ja glatt, ob ich demnächst mal sage „Scheißantworten“ – und den Interviewten stehen lasse“, sagt Tobias Peter vom RND. WDR-Mann Philipp Rentsch hinterfragte den kompletten Sinn von Field-Interviews: „Grundsätzlich sollten wir (Journalisten) überlegen, welchen Mehrwert Interviews direkt nach dem Spiel überhaupt haben. Selten mit Erkenntnisgewinn. Spieler gar nicht bereit / in der Lage, fünf Minuten nach Abpfiff was Kluges zu sagen. Verzichtbar.“ (gr)