Mariele Millowitsch hat mit uns über ihre drei neuesten Filme, die Langlebigkeit ihrer Rolle „Marie Brand“ und ihre heutige Sicht auf die Flüchtlingskrise gesprochen.
TV-Ermittlerin Mariele Millowitsch„Krimis? Gucke ich im Fernsehen höchst selten“

Copyright: IMAGO/Michel Kaers
Mariele Millowitsch lässig beim Filmfestival im Juli 2025 in München.
Sie trägt einen großen Namen – hat den aber nie gebraucht, um ihren besonderen, eigenen Weg zu gehen: Mariele Millowitsch, im Hauptberuf einer der großen Lieblinge der TV-Gemeinde, außerdem auch Doktorin der Tiermedizin.
Jetzt gibt es ganz besondere Gründe für ein langes Gespräch mit dem EXPRESS: Die Tochter von Gerda und Willy Millowitsch wird am 23. November 70 Jahre alt, das ZDF würdigt das mit drei großen Filmen in der Mediathek und im „normalen“ Programm – und vor zehn Jahren reagierte sie ganz spontan und „typisch Mariele“ auf Angela Merkels Feststellung: „Wir schaffen das!“
Mariele Millowitsch kurz vorm 70. Geburtstag: „Mir geht's perfekt!“
So kurz vor Ihrem 70. die ganz private Frage: Wie geht's?
Mariele Millowitsch: Es geht mir gut – sogar perfekt. Kein Grund zur Klage.
So etwas hört man in heutiger Zeit eher selten …
Mariele Millowitsch: Stimmt. Und das verstehe ich sehr gut. Denn wenn man den aktuellen Zustand dieser Welt in die Waagschale wirft, wird es schnell bitter.
Keine Angst vorm nächsten Lebensjahrzehnt?
Mariele Millowitsch: Auch kein Problem. Das passt schon. Ich mag die 7, die dann vorn steht, gern. Die 7 war immer meine Glückszahl. Ich bin sehr dankbar dafür, älter werden zu dürfen. Ich weiß ja, dass es viele andere Menschen gibt, die es nicht werden.
Wird es eine große Feier?
Mariele Millowitsch: Das wird sich im Rahmen halten. Geburtstagsfeiern sind nichts für mich. Am liebsten würde ich mich eingraben und erst wiederkommen, wenn alles vorbei wäre.
Ist Alter für Sie ein Thema?
Mariele Millowitsch: Das war es noch nie! Natürlich ist mir klar, dass in meiner Sanduhr längst weniger Sand oben als unten liegt, und dass das unaufhörlich so weiter geht. Aber es ist nicht hilfreich, wenn man sich dieses Bild immer wieder vor Augen holt. Ich mach' das nicht. Mein Thema ist, gesund und fit zu bleiben. Daran arbeite ich.
Sieht aus, als habe das ZDF Ihren Geburtstag feiern wollen – in drei Filmen in total unterschiedlichen Rollen. Ende Oktober haben wir Sie im hochemotionalen „Von uns wird es keiner sein“ gesehen, am 1. Weihnachtstag erleben wir Sie in „Weihnachten im Olymp“ und kommenden Mittwoch (19. November) gibt's „Marie-Brand und die Bedrohung vom anderen Stern“. Seltsamer Titel – worum geht es?
Mariele Millowitsch: Es ist eine besondere Folge und sehr aktuell. Es geht um die sogenannten Reichsbürger, die in unserem Film abgeschottet in einem Schloss am Kölner Stadtrand leben und Schlimmes planen. Vor dem Dreh haben wir uns extra mit dem Thema befasst und darüber diskutiert. Eben weil das, was wir da erzählen, Realität ist.
„Marie Brand“ ist ja eine Exotin in der TV-Krimi-Landschaft. Sie hat 2008 ihren ersten Fall gelöst. Haben Sie sich damals vorstellen können, dass es so lange gehen könnte?
Mariele Millowitsch: Das habe ich wirklich nicht ahnen können. Das liegt sicher am Humor in der Serie und an dem Gespann, das Hinnerk Schönemann und ich bilden. Ich freue mich immer besonders, wenn die Autoren mir und Hinnerk wieder mal einen schönen Konflikt in die Bücher schreiben, bei dem wir uns in die Wolle kriegen und uns ordentlich fetzen können.
Hat Frau Brand Eigenschaften, die Sie auch gern hätten?
Mariele Millowitsch: Einige. Sie ist viel weniger ausgefranst als ich. Bei mir sind die wichtigen Sachen oft schnell runter von der Festplatte, und dann habe ich mir nur das Unwesentliche gemerkt. Das passiert Frau Brand nicht. Sie ist immer sehr fokussiert und konzentriert auf das, was sie macht. Sie ist völlig strukturiert und weiß schnell, was man braucht, um einen Fall zu lösen.

Copyright: ZDF/Martin Valentin Menke
Mariele Millowitsch (l.) und Hinnerk Schönemann mit Paula Kober in der neuen Folge „Marie Brand und die Bedrohung vom anderen Stern“ (am 19. November 2025 im ZDF).
Schon mal Gedanken darüber gemacht, wie die letzte Folge aussehen könnte?
Mariele Millowitsch: Da denke ich noch nicht drüber nach, das dauert noch ein Weilchen. Das passiert wahrscheinlich erst, wenn ich mit dem Rollator zum Tatort komme oder Hilfe brauche, um von der Leiche aufzustehen. Und das ZDF lässt in dieser Hinsicht auch nichts erkennen. Immerhin sind fürs nächste Jahr drei, statt zwei neuer Folgen geplant.
Sie sind jetzt bei Folge 38. Ist der Unterschied zu den ersten Folgen sehr groß? Oder könnte man die alten noch einmischen?
Mariele Millowitsch: Nein, das ginge nicht mehr. Allein schon optisch nicht. Nicht nur, dass ich heute ein paar Falten mehr habe als damals – die könnte man vielleicht noch wegkriegen. Aber auch Hinnerk hat sich inzwischen sehr verändert.
Sind Sie selbst Krimi-Fan?
Mariele Millowitsch: Ich gucke nur selten Krimis im TV, mich kann ein Roman mehr mitnehmen. Dabei interessiert es mich kaum, wer der Täter ist. Hauptsache, die Charaktere sind spannend. Allerdings lese ich gerade etwas anderes: „Konklave“ von Robert Harris. Ein spannendes Buch, toll recherchiert und gut geschrieben.
Gegen „Marie Brand“ ist „Weihnachten im Olymp“, Ihr letzter Film dieses Jahres, ja reinstes Seelen-Glück, einer der großen, viel geliebten TV-Weihnachtsfilme. Und da er ab diesem Wochenende schon in der Mediathek zu sehen ist, kann er uns jetzt schon vorweihnachtliche Stimmung ins Haus bringen. Wann hält bei Ihnen eigentlich diese Stimmung Einzug?
Mariele Millowitsch: An Heiligabend – und sie hält bis zum zweiten Weihnachtstag. Dann muss man sich ja schon wieder mit Silvester beschäftigen.
Auf welche Dinge freuen Sie sich jedes Jahr am meisten?
Mariele Millowitsch: Auf die Zeit nach dem Rummel. Ich finde am schönsten, wenn nach der Hektik der Vorweihnachtszeit die Geschäfte schließen und langsam Ruhe einkehrt.
Wie sah ein typischer Heiligabend während Ihrer Kindheit aus?
Mariele Millowitsch: Bei uns gab es immer einen festen Ablauf: Meine Geschwister und ich wurden wie die Orgelpfeifen ins Wohnzimmer gerufen, dann wurde gesungen. Bei der Bescherung war ich als Jüngste als Erste dran – dann ging es einmal reihum bis zum Vater. Danach gab es ein wunderbares Weihnachts-Essen.

Copyright: ZDF/Audrius Solominas,Alex Curtius
Was Herziges zu Weihnachten: Mariele Millowitsch als Lale und Joachim Król als Hans in „Weihnachten im Olymp“ (ZDF).
In dem Ende zugehenden Jahr 2025 haben wir auch den zehnten Jahrestag des von Kanzlerin Merkel geprägten Satzes „Wir schaffen das!“ gefeiert. Sie selbst haben danach in der Kölner Südstadt Flüchtlingsfamilien aufgenommen. Wie sieht es heute bei den Familien aus?
Mariele Millowitsch: Sehr gut, sie haben es geschafft. Die junge Frau aus Sri Lanka und ihr Sohn wohnen noch bei mir im Haus. Die syrische Familie hat zwei Kinder, die inzwischen in einem Alter sind, in dem sie sich kein Zimmer mehr teilen können. Doch sie hat eine neue, etwas größere Wohnung in der Südstadt gefunden.
War der Satz von Frau Merkel richtig?
Mariele Millowitsch: Ich glaube wirklich, dass es Frau Merkels Herzenswunsch war, und dass sie das auch wollte, aber es hat so nicht funktioniert. Wir haben alle bei den Begrüßungsaktionen mitgemacht und uns gedacht, dass es gehen wird – aber leider hat man die Kommunen mit den neuen Problemen allein gelassen, unter anderem, dass sie die Menschen nicht adäquat unterbringen konnten. Und viele der Geflüchteten sind immer noch nicht integriert. Da hätte man gründlicher und besser arbeiten müssen. Es sind Menschen dabei, die von zu Hause weg, aber noch keine Deutschen geworden sind, und die immer noch nicht wissen, wo sie hingehören. Ich kann verstehen, dass sie sich überhaupt nicht angenommen fühlen. So war es ja nicht geplant – aber so ist es leider gelaufen.
Haben Sie einen Vorschlag, wie es weitergehen sollte?
Mariele Millowitsch: Das weiß ich nicht. Das ist ein schwieriges und komplexes Thema. Es ist nicht damit getan, die Remigration zu fordern. Deutschland ist in Bürokratie erstarrt. Es müsste so vieles passieren, aber es dauert alles zu lange.
Mariele Millowitsch: Zwischen Tiermedizin und Schauspielbühne
Mariele Millowitsch wurde am 23. November 1955 in Köln als viertes und jüngstes Kind von Gerda und Willy Millowitsch geboren. Spielte bereits als Kind am Millowitsch-Theater. Nach dem Abitur folgte ein Studium der Veterinärmedizin in München. Unterbrechung 1983 für Gastspiele am Düsseldorfer Kom(m)ödchen und am Millowitsch-Theater. Abschluss des Studiums Ende der 1980er Jahre. 1991 folgte dann die Promotion zur Dr. med. vet., dann aber auch die Rückkehr zur Schauspielerei.
Viele TV-Serien, u. a. „girl friends“ (1995 – 2004), „Nikola“ (1996 – 2005). Seit 2008 ist sie „Marie Brand“. Mariele Millowitsch ist Mitglied bei „Ärzte ohne Grenzen“, Schirmherrin der Patientinnentage des „Brustzentrums Holweide“ und unterstützt das Health Center Jattaba in Gambia. Sie ist Single, lebt in der Kölner Südstadt und in der Eifel.

