Regenbogen-AbwandlungZwei Kapitäne weigern sich gegen „One Love“-Binde: „Fühle mich nicht wohl“

Gernot Trauner (M.) trägt im Spiel von Feyenoord Rotterdam gegen AZ Alkmaar die „One Love“-Kapitänsbinde, die Orkun Kökcü (v.) nicht am Arm haben wollte.

Gernot Trauner (M.) trägt im Spiel von Feyenoord Rotterdam gegen AZ Alkmaar die „One Love“-Kapitänsbinde, die Orkun Kökcü (v.) nicht am Arm haben wollte.

Bei der WM 2022 soll die „One Love“-Kapitänsbinde bei mehreren Ländern zu sehen sein, in der niederländischen Eredivisie trugen sie am Wochenende 16 von 18 Spielführern. Zwei Kapitäne nahmen Abstand von der Aktion.

Spätestens seit der EM 2021 ist die Regenbogenbinde für Kapitäne in aller Munde, als Protest-Zeichen gegen Homophobie setzte DFB-Spielführer Manuel Neuer (36) damals ein Zeichen. Für die WM 2022 in Katar wird sie zur „One Love“-Binde abgewandelt, mit der gleich mehrere Nationalteams auflaufen. Doch tragen will das bunte Schmuckstück zumindest im Vereinsfußball nicht jeder.

Deutlich wurde das am Wochenende in der niederländischen Eredivisie. Obwohl die 10. Runde zum Aktion-Spieltag gegen Homophobie ausgerufen worden war, bei dem sich alle Erstliga-Klubs beteiligen sollten, verzichteten zwei Spielführer auf die „One Love“-Botschaft.

„One Love“-Kapitänsbinde: Feyenoord-Kapitän lehnt ab

Bei Feyenoord Rotterdam weigerte sich vor dem Top-Spiel bei Tabellenführer AZ Alkmaar (3:1) Kapitän Orkun Kökcü (21). Er sprach noch vor Anpfiff am Sonntag (16. Oktober 2022) über seine Beweggründe. Mit einem Tor und einer Vorlage war der türkische Nationalspieler anschließend einer der entscheidenden Akteure auf dem Platz, die Kapitänsbinde trug er diesmal aber nicht am Arm.

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Er habe sich „nicht wohl dabei gefühlt“, die bunte Binde zu tragen, sagte Kökcü. Sein Amt hatte er für das Alkmaar-Spiel an den österreichischen Innenverteidiger Gernot Trauner (30) übergeben.

„Ich verstehe sehr gut, wie wichtig diese Aktion ist, aber aufgrund meiner religiösen Überzeugungen halte ich mich nicht für die richtige Person, um dies zu unterstützen“, erklärte Kökcü in einer Mitteilung, die der Verein vor Spielbeginn verbreitete: „Ich hoffe, dass meine Entscheidung aus religiösen Gründen auch respektiert wird.“

Auch Kapitän Redouan El Yaakoubi (26) von Stadtrivale Excelsior entschied sich beim 1:7 bei Ajax Amsterdam gegen die „One Love“-Binde, lief stattdessen mit einer „Respect“-Botschaft am Arm auf. Seine Einschätzung im Interview nach dem Spiel: „Ich denke, dass es wichtig ist, jeden zu respektieren, auch Menschen, die etwas andere Ansichten haben. Wir müssen die Werte des jeweils anderen respektieren.“

„One Love“-Binde wird auch bei WM 2022 eingesetzt

Die „One Love“-Binde war bei den zurückliegenden Spielen in der Nations League von zahlreichen Nationen getragen worden. England, die Niederlande, Belgien, die Schweiz, Wales, Frankreich, Dänemark, Norwegen und Schweden beteiligten sich an der Aktion. Die Spielführer von einigen der qualifizierten Länder wollen so auch bei der WM 2022 in Katar auflaufen. Nehmen Sie hier an der EXPRESS.de-Umfrage teil:

„Ich bin stolz darauf, diese Botschaft gemeinsam mit meinen Kapitänskollegen aus anderen Nationen zu senden. Denn jede Stimme zählt“, sagte DFB-Kapitän Neuer über die bevorstehenden Auftritte mit der „One Love“-Binde.

Für die hatte es in den sozialen Netzwerken auch Kritik gegeben, viele enttäuschte User sahen sie als vorsichtige Abwandlung der Regenbogen-Binde, um einen Affront gegenüber WM-Gastgeber Katar zu vermeiden. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch kritisierte: „Man möchte darum herumkommen, die Regenbogenfarben zu tragen. Es wirkt ein bisschen unbeholfen.“ (bc)