Peinlich oder verständlich?Netz-Wirbel um Spanien-Sieg über Fußballzwerg

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Auf dem Rasen ging es zwischen Spanien und dem Kosovo am Mittwoch (31. März) fair zu. Die Rahmenbedingungen sorgten allerdings für Diskussionen.

von Béla Csányi (bc)

Sevilla – Es sollte eine Pflichtaufgabe werden, ein Heimsieg in der WM-Quali gegen einen Fußballzwerg. Doch die Bedingungen rund um den 3:1-Sieg von Spanien gegen den Kosovo am Mittwoch (31. März) schlugen abseits des Platzes hohe Wellen.

  • Spanien-Sieg gegen Kosovo sorgt für Diskussionen
  • Iberer erkennen Kosovo nicht als eigenes Land an
  • Debatte über spanisches Vorgehen bei Twitter

Weil der spanische Verband und das nationale Fernsehen sich weigerten, den Gegner überhaupt als Nationalmannschaft anzuerkennen, gab es Spott und entsetzte Reaktionen im Netz, von anderen Seiten aber auch Verständnis. Eine Entwicklung, die mit Blick auf den Hintergrund der Partie bereits abzusehen war.

Spanien gegen Kosovo: Das erwartete Duell mit Zündstoff

Überall auf der Welt flimmerte in der Ergebnisanzeige bei der TV-Übertragung ESP – KOS über den Bildschirm – die Kürzel beider Länder. Eine kleine, aber entscheidende Änderung erlaubte sich der spanische Sender TVE, der die Paarung mit ESP – kos angab. Und zwar bewusst.

Alles zum Thema Twitter

Spanien erkennt den Kosovo, der sich 2008 von Serbien abgespaltet hatte, nicht als eigenes Land an. Der Grund liegt auf der Hand: Mit Katalonien und dem Baskenland besitzt das Land selbst zwei Regionen, in denen es seit langem massive Forderungen nach Unabhängigkeit vom spanischen Staat gibt. Eine Anerkennung des Kosovo würde die Diskussionen weiter befeuern.

Doch die kleinen Buchstaben waren längst nicht das einzige Zeichen mit Symbolwirkung. Der übliche Aufdruck mit Länderspiel-Paarung, Datum und Ort des Spiels unterhalb des Wappen des spanischen Verbands fehlte diesmal ausnahmsweise auf dem Trikot.

Zudem wurde die Nationalhymne der Gäste im Fernsehen nicht als solche angekündigt. Die Kommentatoren bei TVE sprachen auch nicht von Kosovo, sondern von „der Auswahl des Verbandes von Kosovo“. Das Vorgehen sorgte teils für beißende Kritik im Netz.

Spanien erkennt Kosovo nicht an, Diskussionen über Vorgehen bei Twitter

„Kleines Kürzel, große Blamage“, twitterte etwa der Journalist und TV-Experte Aitor Lagunas. Sein Kommentar erhielt knapp 20.000 Likes und über 3.700 Retweets (Stand: 1. April, 12 Uhr). „Die kleinen Komplexe des kaiserlichen Spaniens“, stimmte der Autor Antonio Maestre zu. Viele Fußballfans sahen es ähnlich und spotteten über das Vorgehen.

Gleichzeitig gab es allerdings auch Stimmen, die das Vorgehen verteidigten: Solange Spanien den Kosovo nicht als Land anerkenne, sei das die logische Konsequenz.

Alleine stehen die Iberer mit ihrer Haltung zudem nicht. Auch andere EU-Staaten wie Qualifikations-Gruppengegner Griechenland, Rumänien und die Slowakei verweigern bislang die Anerkennung. 74 weitere UN-Staaten halten es bislang ähnlich, darunter Russland, China, Indien und Brasilien.

Schon im Vorfeld des Spiels hatte der Verband des Kosovo von einer Provokation gesprochen und einen Boykott angekündigt, sollte die Partie ohne den üblichen Rahmen mit Flaggen und Nationalhymnen ausgetragen werden. Den Eklat auf dem Rasen gab es dank der obligatorischen Zeremonie zwar nicht – der Aufschrei im Internet ließ sich dadurch aber nicht verhindern.