Viktoria Köln hat zum zehnten Mal den Mittelrhein-Pokal gewonnen. Trainer Olaf Janßen feiert im Finale gegen Alemannia Aachen den perfekten Abschied im letzten Pflichtspiel.
Herz für die FansHeißes Endspiel: Janßen verabschiedet sich mit Pokal-Sieg – Viktoria hofft auf Traum-Los

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Olaf Janßen (l.) verabschiedet sich als Pokalsieger von Viktoria Köln. Der scheidende Cheftrainer feierte am Samstag (24. Mai 2025) einen emotionalen Sieg in einem hitzigen Duell gegen Alemannia Aachen.
Olaf Janßen hatte Tränen in den Augen und rannte mit rudernden Armen über den Platz. Dann formte er mit seinen Fingern ein Herz und tanzte anschließend vor dem Fanblock. Was für ein perfekter Abschied für den 58-Jährigen.
In seinem letzten Spiel als Chefcoach von Viktoria Köln holte er zum fünften Mal den Mittelrhein-Pokal. Der 3:2-Sieg am Samstag (24. Mai 2025) gegen Titelverteidiger Alemannia Aachen war im zehnten Finale der zehnte Triumph für die Viktoria.
Neuer Fan-Rekord beim Pokalfinale im Sportpark Höhenberg
„Ich bin total glücklich, froh und extrem stolz“, sagte Janßen. Vor allem die letzten 45 Minuten wären noch einmal begeisternd gewesen. „Man hat die Emotionen gemerkt, das war Werbung für den Fußball.“ Nur den Pokal, den er eigentlich am Abend mit ins Bett nehmen wollte, verlor er im Trubel aus den Augen.
Der Coach richtete noch auf dem Platz emotionale Worte an seine Spieler. „Das war eine ganz besondere Reise. Ich bin nicht traurig, sondern dankbar, dass ich das erleben durfte.“ 200.000 Euro Prämie für die DFB-Pokal-Qualifikation wandern auf das Konto des Vereins von der Schäl Sick.
Und wieder darf von tollen Gegnern geträumt werden. Hertha BSC, Union Berlin, Bayer Leverkusen, Nürnberg, RB Leipzig, Hoffenheim, der FC Bayern München und Werder Bremen wurden schon zugelost – wer wird es diesmal?
Mit 7440 Fans wurde am Samstag ein neuer Pokal-Rekord in Höhenberg aufgestellt. Bisher hatte das Duell zwischen Aachen und Bonn vor einem Jahr die beste Kulisse verzeichnet. Erfreulich: Obwohl nach dem Schlusspfiff die Polizei auf den Platz marschierte, blieb alles friedlich.

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Said El Mala feierte mit Megafon mit den Fans den Pokalsieg.
Auch Viktoria-Sportvorstand Franz Wunderlich liefen die Tränen über das Gesicht. „Das ist der perfekte Abschied für unseren Coach. Ich freue mich so für Olaf Janßen. Wir haben eine überragende Saison mit dem Sieg gekrönt“, sagte er. „Außerdem haben wir viele Menschen eines Besseren belehrt, nämlich, dass man gute Freunde sein kann und trotzdem extrem professionell arbeiten kann.“
Wunderlich war einfach nur happy: „Nach dem 2:2 hatten wir das Spiel unter Kontrolle und haben nicht unverdient gewonnen.“ Sein Wunsch für die Pokal-Auslosung: „1. FC Köln.“ Auch Janßen drückt die Daumen, dass es zum Stadt-Duell in der ersten Runde kommt.

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Zum zehnten Mal geht der Mittelrhein-Pokal an Viktoria Köln. Im Sportpark Höhenberg konnte die Mannschaft feiern.
Die Alemannia ging mit doppeltem Handicap in die Partie. Keeper Jan Olschowsky fiel aufgrund einer Gehirnerschütterung aus, Kapitän Mika Hanraths musste wegen eines grippalen Infekts passen. Als nach zehn Minuten Niklas Castelle auf dem Boden lag und einige Mitspieler bereits das Wechsel-Zeichen machten, drohte der nächste Ausfall.
Doch der 22-Jährige lief den Schmerz raus und drehte mächtig auf. Nach umkämpfter Anfangsphase passte er in der 22. Minute perfekt auf Soufiane El-Faouzi, der eiskalt links unten ins Tor schoss. Der Sportpark Höhenberg bebte. Die Aachener Fans, die deutlich in der Überzahl waren, flippten im Dauerregen aus.

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Viktorias Torjäger Lex Tyger Lobinger traf zum zwischenzeitlichen 1:1 gegen Aachen.
Doch die Viktoria fand eine schnelle Antwort. Florian Engelhardt reagierte schnell, als die Alemannia-Abwehr einmal kurz pennte, bediente Torjäger Lex Tyger Lobinger, der zum 1:1 ausglich (27.).
Es entwickelte sich ein rasanter Pokalfight bei ungemütlichem Wetter. Sven Landgraf musste als Vierter Offizieller Schwerstarbeit leisten, denn auch zwischen den Trainerbänken flogen die Fetzen. Heiner Backhaus und Olaf Janßen waren permanent unterwegs, gestikulierten und sparten nicht mit lautstarken Kommentaren.

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Die Aachener Fans waren im Sportpark Höhenberg klar in der Überzahl. Sie hatten auch einiges an Pyrotechnik mit nach Köln gebracht.
Kurz vor der Halbzeit drehte Castelle wieder auf. Nach seinem Solo leitete er auf Bentley Baxter Bahn weiter, der sofort Gianluca Gaudino fand. Der Sohn des Ex-Nationalspielers Maurizio Gaudino schoss eiskalt zum verdienten 2:1 für Aachen ein (42.). Die Truppe aus der Kaiserstadt war in den ungewohnten orangen Trikots die bestimmende Mannschaft.
Viktoria enttäuschte im ersten Durchgang vor allem im Offensivspiel. Doch eine Standardsituation brachte die Hausherren wieder zurück. Sidny Lopes Cabral nahm Maß und zirkelte einen Freistoß mit dem linken Fuß zum 2:2 rechts oben ins Tor (50.).

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Sidny Lopes Cabral bejubelt sein Tor zum 2:2-Ausgleich.
Drei Minuten später riss Gaudino den enteilten Said El Mala leicht zu Boden. Einen Elfmeter gab es dafür nicht. Kölns sportlicher Leiter Stephan Küsters regte sich so auf, dass er Gelb sah. In der 66. Minute wollte plötzlich Aachen einen Elfmeter, nachdem Lars Dietz Castelle leicht geschubst hatte. Es wurde immer hitziger. Schiedsrichter Luca Marx musste die Spieler ein ums andere Mal trennen und einige Karten zücken.
Der verrückte Fight hatte noch eine Wendung auf Lager. Nach einer Flanke von Lopes Cabral flog Jonah Sticker in den Strafraum und köpfte den Ball zum 3:2 ins Aachener Tor (82.). Aachens Coach Backhaus hatte angekündigt, im Fall des Sieges drei Tage nackt durch die Stadt zu laufen. Dieses Spektakel bleibt nun aus.
„Unsere Fans honorieren ehrlichen Fußball. Den kann man uns nicht absprechen. Wir haben alles gegeben“, sagte der Coach stolz. „Ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen. Die Effizienz zeichnet Viktoria das ganze Jahr schon aus.“