„Asymmetrischer Linksverteidiger“Taktik-Vortrag von Nürnberg-Trainer jetzt schon Kult

Klauß-Pauli

Nürnbergs Trainer Robert Klauß beim Spiel gegen den FC St. Pauli.

Nürnberg – Debatten um die richtige Arbeitsweise und die passende Ansprache von Trainern gibt es schon, seit es Fußball gibt. Mehmet Scholl (50) wetterte einst gegen die von ihm verspotteten „Laptop-Trainer“: „Die können 18 Systeme rückwärts laufen und furzen“. Doch nun gab es eine Steigerung in der Diskussion.

  • Nürnberg-Trainer Robert Klauß sorgt für Aufsehen
  • Die Analyse der Niederlage gegen St. Pauli geht viral
  • Debatten um die Taktik-Erklärungen des Trainers

Wenn sich ein Trainer bei seiner Analyse mal von Plattitüden wie „Wir haben den Kampf nicht angenommen!“ oder „Wir müssen den Bock umstoßen!“ entfernen, wird das allgemein sehr wohlwollend aufgenommen. Nürnbergs Coach Robert Klauß (36) hat am Sonntag (14. Februar) nach der 1:2-Niederlage gegen St. Pauli allerdings für einen neuen Meilenstein gesorgt, der nun aufgeregt diskutiert wird.

Auf die Reporterfrage, warum man seinen Matchplan im Gegensatz zum Spiel in Darmstadt eine Woche vorher (2:1) nicht gesehen habe, sagte Klauß zunächst reserviert: „Es fällt mir jetzt schwer, die Frage zu beantworten, weil ich habe den Matchplan erkannt.“

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Robert Klauß lässt 23-Sekunden-Taktik-Feuerwerk los

Doch dann holte er zu einem 23-sekündigen Taktik-Erguss aus, der sich längst zum Internet-Hit entwickelt hat. „Wir sind mit einem 4-2-2-2 auf Pressing-Linie eins angelaufen. Nach Ballgewinn wollten wir über den ballfernen Zehner umschalten“, begann er sein Fachchinesisch-Feuerwerk.

Und weiter: „In Ballbesitz sind wir in eine Dreierkette abgekippt mit einem asymmetrischen Linksverteidiger und einem breitziehenden linken Zehner, sodass wir in ein 3-4-3 respektive 3-1-5-1 – je nachdem, wo sich Dove (Nürnberg-Profi Nikola Dovedan, d. Red.) aufgehalten hat – abgekippt sind. Die Frage ist: Wie haben wir es umgesetzt?“

Die Aussagen sorgten für große Diskussionen – auch unter Fach-Journalisten. „Der 1. FC Nürnberg steht auf einem abkippenden 14. Platz“, merkte Reporter Günter Klein spitz an. Der „Club“ kämpft weiter um den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga (fünf Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz), hat nur zwei der vergangenen zehn Spiele gewonnen. „Die Tabelle lügt halt nicht. So ein Dummschwätzer“, schrieb SID-Fußball-Chef Ralph Durry bei Twitter.

Taktik-Experte Tobias Escher hingegen urteilte: „Ich finde übrigens, dass jeder, der beruflich Fußball analysiert, verstehen muss, was hier gesagt wird. Es ist auch nicht sonderlich komplex. Dazu gehören auch Fußballjournalisten, die Leistungen bewerten.“

Ähnlich sah es Pascal Steinmann: „Das Problem in der Berichterstattung ist, dass über alles gesprochen wird - nur nicht über das Spiel. Dass hier so reagiert wird, ist der beste Beweis, dass es häufig an Fachkompetenz mangelt. Noch schlimmer: Es fehlt an der Bereitschaft, sich mit dem Spiel auseinanderzusetzen.“