Kommentar zum BundestrainerDeftige Süle-Schelte: Flick mit zweifelhafter Oberlehrer-Art

Training auf dem DFB-Campus: Trainer Hansi Flick begrüßt seine Mannschaft.

Hansi Flick beim Training der Nationalmannschaft am Sonntag (11. Juni 2023) in Frankfurt.

Hansi Flick steht mit der Nationalmannschaft vor drei Länderspielen gegen die Ukraine, Polen und Kolumbien. Dabei steht auch der Bundestrainer unter Druck. Ein Kommentar zur Situation beim DFB.

von Marcel Schwamborn (msw)

Hansi Flick (58) steht vor seinen Länderspielen 22 bis 24 als Bundestrainer. Der anfänglichen Euphorie rund um die Verpflichtung des Triple-Trainers des FC Bayern ist schnell Ernüchterung gefolgt. Das WM-Vorrunden-Aus in Katar drückte merklich auf die Stimmung.

In den vergangenen zwölf Länderspielen gelangen der DFB-Elf nur drei Siege. Die Erinnerung an die vor allem anfänglich indiskutable Vorstellung beim 2:3 gegen Belgien in Köln ist noch frisch. Ein Jahr vor der Heim-EM steht Flick unter Erfolgs-Druck.

Hansi Flick: Nur drei Siege in den vergangenen zwölf Länderspielen

Im Vorfeld des Länderspiel-Dreierpacks hat der Nationalcoach daher eine überraschende Maßnahme ergriffen. Flick hat BVB-Profi Niklas Süle (27) erneut nicht nominiert, weil er diesem vorwirft, sein „riesiges Potenzial“ nicht auszuschöpfen. „Es ist die Basis, dass jeder einzelne Spieler in Topform ist. Es ist wichtig, dass er bei der Fitness am Limit ist. Das sind die Dinge, die wir von den Spielern erwarten“, wurde der Coach am Sonntag (11. Juni 2023) nochmals deutlich.

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In der Tat kämpft Süle vor allem mit seiner körperlichen Verfassung. Mindestens fünf Kilogramm Übergewicht machen ihm zu schaffen. Dass sich Flick aber einen einzelnen Spieler herauspickt, um plötzlich auf dessen Rücken in Oberlehrer-Manier Führungsstärke zu zeigen, ist zweifelhaft.

Gerade bei der WM in Katar hat der Bundestrainer mehrmals bewiesen, dass er Konflikte gescheut hat. Erinnert sei nur an die wilden Personalwechsel, um Joshua Kimmich (28), Leon Goretzka (28) und Ilkay Gündogan (32) nicht zu verärgern. Oder an die Angsthasen-Mentalität, im Alles-oder-nichts-Spiel gegen Costa Rica nicht mit Niclas Füllkrug (30) zu starten.

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Nun will der nette Hansi offenbar durch eine öffentliche Schelte zum harten Hund werden. Unterstützung erhält er dabei noch von Sportdirektor Rudi Völler (63), der den gleichen Ton anschlägt.

Dabei picken sie sich aber einen Akteur raus, der in der abgelaufenen Saison 41 Pflichtspiele für den BVB absolviert hat. Dass dieser seine Nicht-Nominierung ausgerechnet kurz nach der Dortmunder Meisterschafts-Tragödie erfahren hat, zeugt auch nicht von Fingerspitzengefühl.

Hansi Flick: Union Berlin hat bereits die Personalauswahl kritisiert

Es ist richtig, wenn Flick ein Jahr vor dem Heim-Turnier die Zügel anzieht. Nur sollte er diese Maßstäbe bei allen Akteuren – auch bei denen vom FC Bayern – anlegen. Kimmich, Goretzka oder Leroy Sané (27) hätten auch Denkpausen für ihre Leistungen verdient. Süles Kollege Nico Schlotterbeck (23) hat seit drei Monaten kein Spiel mehr über 90 Minuten absolviert, Leipzigs Lukas Klostermann (27) nur zehn Startelf-Einsätze.

Das Grummeln von Champions-League-Teilnehmer Union Berlin angesichts der Personalauswahl war schon recht deutlich. Flick braucht nun drei überzeugende Länderspiele, um der Öffentlichkeit zu beweisen, dass er der richtige Mann für das Heim-Turnier ist.