Nagelsmanns zweites LänderspielNeues Outfit, aber alte Probleme in der Defensive

Bundestrainer Julian Nagelsmann pfeift.

Julian Nagelsmann versuchte sein Team beim Spiel gegen Mexiko (18. Oktober 2023) mehrmals aufzurütteln. Diesmal trug der Bundestrainer ein dunkles Outfit.

Nach dem Sieg zum Auftakt muss sich Julian Nagelsmann im zweiten Länderspiel mit einem Unentschieden zufriedengeben. Beim Duell gegen Mexiko fallen vor allem wieder die defensiven Probleme auf.

von Marcel Schwamborn (msw)

Nach dem 3:1-Sieg gegen die USA ärgerte sich Julian Nagelsmann (36), dass aus seiner Sicht zu viel über sein blau-weißes Holzfällerhemd-Outfit gesprochen wurde.

Beim zweiten Länderspiel seiner Amtszeit gegen Mexiko wählte der Bundestrainer am frühen Mittwochmorgen (18. Oktober 2023) deshalb ein unauffälligeres Strick-Sakko vom DFB-Ausstatter van Laack aus Merinowolle (499,95 Euro).

Julian Nagelsmann: Outfit aus Mexiko-Spiel kostet 499,95 Euro

So sollte der Blick mehr auf das Spielfeld gelenkt werden. Und die deutschen Fans, die sich mitten in der Nacht die Partie – die übrigens wegen des großen Verkehrs 17 Minuten später angepfiffen wurde – angeschaut hatten, sahen beim 2:2 vor 62.284 Fans in Philadelphia altbekannte Probleme. Hinten ist das deutsche Team einfach nicht sattelfest. Aber zum Glück ist auf Knipser Niclas Füllkrug Verlass.

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Antonio Rüdiger hatte die DFB-Elf (25.) nach einer Ecke in Führung gebracht, Uriel Antuna (37.) und Erick Sanchez (47.) drehten das Spiel für die feldüberlegenen Mexikaner. Aber Füllkrug rettete mit seinem neunten Tor im elften Spiel in der 51. Minute das Unentschieden für Deutschland.

Länderspiel gegen Mexiko am 18. Oktober 2023: Die Noten der DFB-Auswahl

Die Nationalmannschaft in der Einzelkritik

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„Wir wissen, dass wir manche Dinge besser machen können. Es war ein sehr aggressiver Gegner, ich glaube, das Ergebnis geht am Ende in Ordnung“, sagte Nagelsmann. Diese Mannschaft sei „extrem willig“, lobte der Bundestrainer. „Noch nie“ habe er ein Team trainiert, „das so schnell schon Dinge umsetzt, ich bin absolut begeistert. Ich habe eine totale Einheit gesehen, sowohl im Hotel als auch auf dem Platz.“

Direkt nach dem Schlusspfiff versammelte er sein Team in der Kabine, um sich auch von den Dortmunder Spielern zu verabschieden, die noch in der Nacht per Charter vor den Kollegen zurück nach Deutschland geflogen wurden. „Ich habe der Mannschaft gesagt, dass ich eine große Überzeugung habe, dass wir erfolgreich sein werden.“

Deutschlands Niclas Füllkrug (r) wird nach seinem Tor zum 2:2 von den Teamgefährten Ilkay Gündogan (l-r), Leroy Sané und Florian Wirtz umjubelt.

Auf „Fülle“ ist im DFB-Trikot weiterhin Verlass. Auch gegen Mexiko erzielte Torjäger Niclas Füllkrug (r.) ein Länderspiel-Tor.

„Er hat uns gesagt, dass er an diese Mannschaft glaubt“, berichtete auch Ilkay Gündogan von der Kabinenrunde. Der Kapitän nannte das Spiel „ausbaufähig“ – aber schließlich ist das neue Pflänzchen noch zart: „Natürlich geht die Kurve nicht immer steil bergauf.“

An der USA-Reise mitten in der Saison hatte es im Vorfeld viel Kritik gegeben. Dennoch erfüllte der Trip seinen Zweck. Innerhalb von einer Woche hat Nagelsmann der DFB-Auswahl wieder ein taktisches Grundkonzept vermittelt. Einsatz und Elan stimmten, in der Offensive blitzt viel Qualität auf. Defensiv klaffen aber noch viele Lücken.

„Ich glaube, dieser Lehrgang war gut für das Gefühl für das ganze Team. Im November gehen wir dann den nächsten Schritt“, kündigte Jamal Musiala an. Dann stehen die Duelle gegen die Türkei und Österreich an.

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Rückkehrer Mats Hummels wurde angesichts des anstehenden BVB-Bundesliga-Duells am Freitag gegen Werder Bremen geschont. Stattdessen rückte Jonathan Tah in die Innenverteidigung und Niklas Süle erhielt, wie bei der WM-Auftaktniederlage in Katar gegen Japan, eine Chance als Rechtsverteidiger. Das Experiment ging erneut schief.

Niklas Süle sah gleich bei beiden Gegentoren nicht gut aus

Süle konnte vor dem 1:1 Lozano nicht blocken, Torschütze Antuna war vor Rüdiger zum Ausgleich am Ball. „So in der Art und Weise das erste Gegentor zu kassieren, das ist natürlich schon bitter“, sagte Gündogan. 102 Sekunden nach Wiederanpfiff ließ sich Süle (1,95 Meter) vom kleinen Sanchez (1,67 Meter) per Kopf düpieren.

„Bei Niklas habe ich das einkalkuliert und bewusst gemacht. Wir können auf ihn nicht verzichten, weil er einer der besten Spieler auf der Position in der Bundesliga ist. Er hat in den letzten vier Ligaspielen 27 Minuten gespielt, da fehlt der Rhythmus, kein Vorwurf an ihn. Aber dann bekommt er den Rhythmus eben bei uns“, verteidigte ihn der Bundestrainer.

Julian Nagelsmann: „Müssen Heil in der Offensive suchen“

Nach dieser Tiefschlafphase kam zum Glück „Fülle“ mit seinem neunten Länderspiel-Tor und rettete dem Team das positive Gefühl zum Abschluss der USA-Reise.

„Ich bin davon überzeugt, dass wir unser Heil in der Offensive suchen müssen. Aber wir wollen versuchen, weniger Angriffe gegen uns zu kriegen, das ist der Schlüssel. Ich war in Mathematik nicht gut, aber wenn wir nur drei Angriffe kriegen, ist die Wahrscheinlichkeit für Gegentore geringer als bei zehn“, sagte Nagelsmann am Ende gut gelaunt.