WM 2022Vor Flicks Kader-Showdown: Gleich drei BVB-Stars bangen – Überraschung von der Insel?

Marco Reus und Mats Hummels laufen nach dem Spiel gegen die Glasgow Rangers vom Platz.

Marco Reus (l.) und Mats Hummels hoffen noch auf eine WM-Nominierung von Bundestrainer Hansi Flick. Hier sind beide BVB-Profis am 17. Februar 2022 beim Spiel gegen die Glasgow Rangers zu sehen.

Die WM in Katar steht unmittelbar vor der Tür. Am Donnerstag wird Bundestrainer Hansi Flick seinen Kader bekannt geben. Doch mehrere Personalien sorgen aktuell für hitzige Diskussionen unter den Fans.

von Anton Kostudis (kos)

Es ist der große Kader-Showdown der deutschen Nationalmannschaft: Am Donnerstag (10. November 2022) wird Bundestrainer Hansi Flick (57) sein Aufgebot für die WM in Katar bekannt geben. Dann ist klar, welche 26 Akteure im Wüsten-Emirat (20. November bis 18. Dezember) nach dem Titel greifen sollen.

Während einige Stars ihren Platz in Flicks Kader sicher haben, gibt es aber auch noch diverse offene Planstellen – und einige Personalien, die unter den deutschen Fußball-Fans durchaus hitzig und kontrovers diskutiert werden.

EXPRESS.de stellt sieben potenzielle WM-Kandidaten vor, an denen sich die Meinungen der Fans und Experten aktuell scheiden. Darunter sind alte Bekannte, ein Senkrechtstarter, ein langzeitverletzter Hoffnungsträger – aber auch ein Profi, der bislang völlig unter dem Radar unterwegs war.

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Wer darf mit in die Wüste – und wem bleibt nach der Kader-Verkündung am Donnerstag nur die heimische Couch? Eine Frage, welche vor allem die folgenden sieben Akteure persönlich intensiv beschäftigen dürfte.

WM in Katar: Wer schafft den Sprung in Hansi Flicks DFB-Kader?

Marco Reus (33): Dass der BVB-Kapitän in Top-Form zu den besten Offensiv-Akteuren des Landes gehört, ist völlig unbestritten. Doch auch in dieser Spielzeit bleibt Reus das Verletzungspech treu. Aufgrund eines Außenbandrisses im Sprunggelenk, den den der Dortmund-Profi Mitte September im Derby gegen den FC Schalke 04 (1:0) erlitt, verpasste er in der laufenden Saison mittlerweile neun von 21 Pflichtspielen. Auch zum Auswärtsspiel beim VfL Wolfsburg (Dienstag, 18.30 Uhr) ist Reus Berichten zufolge nicht mitgereist – ihn plagen weiterhin Schmerzen im betroffenen Gelenk. Dabei hatte sein Kurz-Comeback beim 3:0 gegen den VfL Bochum am vergangenen Samstag (5. November) noch Hoffnung gemacht. Bislang steht Reus in dieser Spielzeit bei drei Treffern und vier Assists in zwölf Spielen.

Bundestrainer Flick steht nun vor einer schwierigen Entscheidung: Lässt er den verletzungsanfälligen Dortmunder (48 Länderspiele – 15 Tore) zu Hause – oder pokert er darauf, dass Reus in zwei Wochen wieder in Top-Verfassung ist? Für den BVB-Star wäre eine WM-Aus das nächste bittere Kapitel seiner Nationalmannschaftskarriere: Die WM 2014 hatte er aufgrund eines Syndesmoseanrisses kurzfristig verpasst, bei der EM 2016 bremste ihn eine langwierige Schambeinentzündung aus. Für die EM 2021 hatte Reus abgesagt, um seinen um seinem lädierten Körper eine Pause zu gönnen.

Mario Götze, Mats Hummels & Youssoufa Moukoko zur WM?

Mario Götze (30): Der Final-Held der WM 2014 galt bei vielen Fans schon als abgeschrieben – aktuell erlebt der offensive Mittelfeldspieler bei Eintracht Frankfurt jedoch den zweiten Karriere-Frühling. Der ehemalige Dortmund- und Bayern-Profi ist so fit wie lange nicht mehr, verpasste lediglich eins von 22 Pflichtspielen der Frankfurter in dieser Saison.

Mit der Eintracht rangiert Götze in der Bundesliga aktuell auf Rang fünf, schaffte zudem in der Champions League (zwei Vorlagen in fünf Einsätzen) mit den „Adlern“ sensationell den Sprung ins Achtelfinale. Der Edel-Techniker glänzt mit Übersicht und Passgenauigkeit in der Frankfurter Offensive. Und: Hansi Flick gilt als großer Götze-Fan. Gut möglich also, dass der Frankfurter, der sein bislang letztes von 63 Länderspielen im November 2017 beim 2:2 im Test gegen Frankreich absolvierte, am Donnerstag von Flick mit einem Kader-Platz belohnt wird.

Mats Hummels (33): Für den BVB-Abwehrmann ist die WM die wohl letzte Karriere-Chance auf ein großes Turnier. Ob Flick den Routinier aber noch einmal zurückholt, scheint fraglich. „Es gibt eine klare Absprache mit ihm, wie wir verfahren in Bezug auf die WM. Aber das bleibt unter uns“, hatte Flick zuletzt dem „Stern“ verraten – und damit viel Raum für Interpretationen gelassen.

Fakt ist derweil: Beim BVB spielt Hummels eine bärenstarke Saison, überragte beispielsweise in der Champions League beim jüngsten 0:0 gegen Manchester City – als er Ex-Teamkollege und Super-Knipser Erling Haaland (22) komplett aus dem Spiel nahm. Doch Hummels hat ein großes Problem: Seine beiden Dortmunder Klub-Kameraden Niklas Süle (27) und Nico Schlotterbeck (22) hatten zuletzt bei Flick die Nase vorn. Und mit Antonio Rüdiger (29, Real Madrid) hat ein weiterer Innenverteidiger seinen WM-Platz sicher. Für Hummels (76 Länderspiele) dürfte es damit ganz, ganz eng werden.

Youssoufa Moukoko (17): Nach dem verletzungsbedingten WM-Aus des Leipzigers Timo Werner (26) ist die große Frage: Welchen Mittelstürmer nimmt Flick stattdessen mit zur WM? Geht es nach vielen Fußball-Fans, hätte BVB-Youngster Moukoko eine Nominierung verdient. Der schnelle und abschlussstarke Angreifer spielt bei Borussia Dortmund aktuell groß auf. Bemerkenswert: Obwohl er für den BVB in 20 Pflichtspielen der Saison nur viermal über 90 Minuten randurfte, verbuchte Moukoko starke sechs Tore und sechs Vorlagen.

Was zudem für den Dortmund-Youngster spricht: Moukoko würde sich im Team zweifelsfrei unterordnen – und gemeinsam mit Bayerns Shooting-Star Jamal Musiala (19) auch für die nötige jugendliche Leichtigkeit sorgen. Fazit: Moukokos Katar-Nominierung wäre schon fast keine Überraschung mehr.

Niclas Füllkrug: Fährt der Werder-Angreifer mit Deutschland zur WM?

Niclas Füllkrug (29): Schon seit Wochen mehren sich die Stimmen, die eine WM-Nominierung des wuchtigen Angreifers vom SV Werder Bremen fordern. Das kommt nicht von ungefähr: Zehn Treffer erzielte der Stürmer für den Aufsteiger in 13 Bundesliga-Partien – ist damit hinter RB-Star Christopher Nkunku (elf) zweiter der Torjägerliste und derzeit treffsicherster deutscher Stürmer.

Auch Flick sind Füllkrugs starke Leistungen natürlich nicht verborgen geblieben. Der Bundestrainer lobte den Werderaner zuletzt, erklärte: „Wir sehen, dass Niclas Fähigkeiten besitzt, die unser Spiel bereichern können. Generell: Ein großer, athletischer Strafraumstürmer würde unser Angriffsspiel variabler machen.“ Allerdings: Im Spiel beim FC Bayern München (Dienstag, 20.30 Uhr) wird Füllkrug Werder fehlen. Der Stürmer plagt sich mit Rücken- und Wadenproblemen herum. Immerhin rechnen die Bremer mit einer Rückkehr zum letzten Liga-Spieltag vor der WM-Pause am Samstag (12. November) zu Hause gegen Leipzig. Für Füllkrug wäre eine Katar-Nominierung das Debüt im deutschen A-Team: Zuletzt spielte er vor acht Jahren für die deutsche U20-Nationalmannschaft.

Florian Wirtz (19): Neben Akteuren wie Musiala und Moukoko gilt er als das große Zukunfts-Versprechen des deutschen Fußballs. Nach seinem Kreuzbandriss und acht Monaten Verletzungspause steht Wirtz bei Bayer Leverkusen vor dem Comeback – auch wenn das Spiel bei seinem Ex-Klub 1. FC Köln am Mittwochabend (18.30 Uhr/EXPRESS.de-Liveticker) für das Mittelfeld-Juwel noch zu früh kommt.

Die Fähigkeiten des Super-Talents sind unbestritten. Doch ähnlich wie im Fall Marco Reus muss Flick für sich die Frage beantworten: Glaubt der Bundestrainer, dass der Werkself-Youngster in bis zum WM-Start in Form kommen kann? Die Antwort gibt es am Donnerstag.

Pascal Groß (31): Bislang war der Mittelfeldmann vom Premier-League-Klub Brighton & Hove Albion komplett unter dem DFB-Radar unterwegs. Doch die Zahlen des ehemaligen Ingolstädters lassen aufhorchen: 13 von 15 Liga-Spielen absolvierte der flexibel einsetzbare Groß für den aktuellen Tabellensechsten in England, verbuchte dabei starke fünf Tore und zwei Assists.

Dass er auch gegen Top-Teams performen kann, hat Groß ebenfalls bewiesen: Am ersten Spieltag ballerte er Brighton per Doppelpack zum 2:1 bei Manchester United. Zuletzt lief er sogar zweimal als Rechtsverteidiger auf – die bekanntermaßen die Problemposition im DFB-Team. Die Bilanz der Partien gegen den FC Chelsea und Wolverhampton: 4:1 und 3:2. Zu beiden Siegen steuerte Groß auch noch einen Treffer bei. Wird der Ex-Bundesliga-Profi die große WM-Überraschung? Vielleicht.

Am Ende muss Flick 26 Profis auswählen, denen er eine erfolgreiche WM zutraut. Und eines ist ohnehin Fakt: Egal, wie der Bundestrainer entscheidet – die Diskussionen über seine Kader-Wahl wird wohl bis zum Turnier-Start anhalten.