Zäsur bei Tuchel-KlubWegen Russland-Konflikt: Abramowitsch flüchtet bei Chelsea

Chelsea-Trainer Thomas Tuchel.

Chelsea-Coach Thomas Tuchel (hier am 19. Dezember 2021) könnte wohl demnächst einen neuen Chef bekommen.

Durch den Ukraine-Krieg und seine Beziehung zu Putin ist Chelsea-Besitzer Roman Abramowitsch immer mehr in den Fokus vieler Diskussionen geraten. Am Samstag verkündete er seinen Rückzug.

So schnell hatte beim FC Chelsea keiner das Aus von Klub-Eigentümer Roman Abramowitsch (55) kommen sehen. Schon am Samstagabend (26. Februar) und damit nur zwei Tage nach der Eskalation im Konflikt zwischen Russland und Ukraine verkündete der Oligarch seinen Rückzug.

In einer Mitteilung auf der Vereins-Homepage erklärte der Russe, dass er die Verwaltung des Klubs an die Treuhänder der wohltätigen Stiftung des Klubs abgegeben habe. Er habe immer im Interesse des Klubs gehandelt. Daher lege er nun Verwaltung und Aufsicht in die Hände der Treuhänder, so Abramowitsch.

Thomas Tuchel spricht über Nebenschauplatz beim FC Chelsea

Zuvor hatte bereits Teammanager Thomas Tuchel (48) Auswirkungen der Unsicherheit rund um die Zukunft des Klub-Eigentümers zugegeben: „Wir sollten nicht so tun, als sei dies kein Thema. Die Situation für mich und meine Mitarbeiter, die Spieler, ist schrecklich“, sagte er vor dem Endspiel des Ligacups gegen den FC Liverpool am Sonntag (27. Februar 2022) in Wembley.

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Für den Klub bringe es eine große „Unsicherheit“, so Tuchel, „viel schlimmer ist es aber für die wirklich betroffenen Menschen. Unsere besten Wünsche, unsere Gedanken sind bei ihnen, das ist das absolut Wichtigste.“

Englisches Parlament diskutiert über Sanktionen gegen Chelsea-Besitzer Abramowitsch

Nach der Invasion russischer Truppen in die Ukraine wird im britischen Parlament nicht nur über Chelseas Klub-Besitzer diskutiert. Abramowitsch ist einer von zahlreichen Oligarchen und Firmen, denen Sanktionen drohen.

Im Parlament wurde bereits vorgeschlagen, seine Konten einzufrieren und Besitztümer inklusive Chelsea zu beschlagnahmen. Der Grund dafür: Der Multimilliardär soll angeblich Wladimir Putin (69) nahestehen. Abramowitsch bestritt in der Vergangenheit diese Gerüchte mehrfach – klagte sogar gegen mehrere Leute, die ihm politische Verbindungen nachsagten.

Tuchel wollte nicht zu detailliert auf die Situation eingehen. „Es gibt so viele Ungewissheiten rund um unseren Klub und die Situation in Großbritannien, dass es keinen Sinn macht, wenn ich dies kommentiere.“ Er räumte allerdings ein, dass die Gesamtsituation „unsere Gedanken“ und „Vorfreude auf das Endspiel“ verhülle.

Tochter von Abramowitsch mit klarem Statement gegen Ukraine-Krieg

Bislang hat sich Abramowitsch noch nicht zum Ukraine-Krieg geäußert. Seine Tochter machte ihre Position unterdessen auf Instagram unmissverständlich klar. In ihrer Story postete Sofia Abramowitsch ein Anti-Putin-Transparent, auf dem der Satz „Russland will Krieg mit der Ukraine“ prangert. Doch das Wort Russland ist durchgestrichen, darüber prangert dafür das Wort „Putin“.

Darunter kann man außerdem lesen: „Die größte und erfolgreichste Lüge der Kreml-Propaganda ist, dass die meisten Russen hinter Putin stehen“. Ganz unten sieht man obendrein ein Bild des russischen Präsidenten hinter einem roten Verbotsschild. Die Tochter des Chelsea-Besitzers scheint also klar gegen den Ukraine-Krieg zu sein.

Der Druck auf den Multimilliardär war indes immer weiter gestiegen. Der britische Labour-Abgeordnete Chris Bryant (60) bezeichnete Abramowitsch als ungeeigneten Eigentümer der Blues und forderte von dem Chelsea-Besitzer und Ex-Arsenal-Aktionär Alisher Usmanov (68) „jetzt absolut klarzumachen, dass sie die illegale Invasion der Ukraine ablehnen“.

Medien: Bereits Angebote für Chelsea-Übernahme auf dem Tisch

Das US-Wirtschaftsportal „Bloomberg“ berichtete sogar bereits über ein erstes Angebot in diesem Monat, das der russische Milliardär jedoch ablehnte. Nun würden weitere Investoren neue Angebote für eine Übernahme der Blues vorbereiten.

Der Wert des FC Chelsea wird aktuell auf rund 1,9 Milliarden Euro geschätzt. Abramowitsch übernahm den Londoner Klub 2003 für knapp 210 Millionen Euro. Eine Summe, die angeblich bereits im Jahr 2008 durch Ablösen und Gehälter auf etwa 764 Millionen Euro gestiegen sein soll. Wie viel er bis heute investiert hat, ist nicht ganz klar. (sid/job)