Top-Talent tief gefallenBayern sicherte sich Rückkaufoption über 55 Millionen – er ist nur noch Bruchteil davon wert

Tanguy Nianzou im Duell gegen Jan Thielmann

Tanguy Nianzou 2022 im Duell gegen Jan Thielmann. Während der Kölner bei der U21-EM dabei ist, musste das einstige Bayern-Juwel in den vergangenen Jahren viele Rückschläge verkraften.

Tanguy Nianzou galt als Mega-Talent. Doch seit seinem Abschied vom FC Bayern ist er vom Pech verfolgt.

von Antje Rehse  (are)

Der FC Bayern war sich bei seiner Verpflichtung sicher: Tanguy Nianzou (23) wird eine große Karriere machen. Doch fünf Jahre nach dem Transfer samt euphorischer Pressemitteilung bietet sich ein ganz anderes Bild.

Das strahlende Lächeln von Hasan Salihamidzic und Tanguy Nianzou war wegen der Corona-Pandemie hinter den Masken nur zu erahnen. Doch aus den Worten wurde die Freude deutlich.

FC Bayern bei Nianzou-Verpflichtung: „Große Karriere bei uns“

„Wir sind sehr glücklich, dass wir Tanguy Nianzou Kouassi für den FC Bayern gewinnen konnten. In unseren Augen ist er eines der größten Talente in Europa“, sagte der damalige Sportvorstand des FC Bayern im Juli 2020. „Wir sind sicher, dass er bei uns eine große Karriere machen wird und eine absolute Verstärkung ist.“

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Der zu diesem Zeitpunkt erst 18 Jahre alte Verteidiger betonte: „Ich hoffe sehr, dass ich mich hier durchsetze und viele Einsätze haben werde. Dafür werde ich hart arbeiten.“

Zwei Jahre später verließ Nianzou den deutschen Rekordmeister schon wieder – mit lediglich 28 Pflichtspiel-Einsätzen und 990 Spielminuten im Gepäck. „Er hat immer wieder Momente, wo er herausragende Pässe ins Mittelfeld spielt, wo er eine sehr gute Spieleröffnung hat. Er hat aber auch immer wieder Situationen, wo er haarsträubende Fehler macht“, sagte der damalige Bayern-Trainer Julian Nagelsmann wenige Monate vor dessen Abschied über Nianzou.

16 Millionen Euro blätterte der FC Sevilla dennoch für das Abwehrtalent hin, das die Bayern zwei Jahre zuvor ablösefrei von Paris St. Germain verpflichtet hatten. Die Bayern, noch immer überzeugt vom Potenzial des Franzosen, sicherten sich eine Rückkaufoption in Höhe von 55 Millionen Euro.

Doch in Spanien setzte sich für Nianzou eine schon in München begonnene Leidenszeit gnadenlos fort. Beim FC Bayern musste Nianzou in seiner Premieren-Saison wegen eines Muskelbündelrisses lange pausieren, verpasste rund 20 Spiele. Auch in Sevilla bereitete ihm wieder die Oberschenkelmuskulatur Probleme. 

Und so kam der französische U21-Nationalspieler in Andalusien nicht annähernd auf die erhoffte Spielzeit. 50 Pflichtspiele in drei Jahren machte Nianzou für die Spanier. Dem gegenüber stehen über 60 verletzungsbedingt verpasste Begegnungen.

Die Folge: Weil sein Körper nicht mitspielt, ist Nianzous Marktwert auf drei Millionen Euro abgerauscht. Angesichts dessen klingt Bayerns Rückkaufklausel jenseits der 50 Millionen fast wie Hohn.

Wegen seiner Verletzungshistorie verpasst Nianzou, dessen Vertrag in Sevilla noch bis 2027 gilt, auch die kommende U21-EM. Mit gerade einmal 23 Jahren kämpft er nun um seine einst so vielversprechende Karriere. Es gilt zu hoffen, dass ihn nicht ein ähnliches Schicksal ereilt wie das seines Landsmanns Mamadou Doucouré (27).

Der wechselte eins ebenfalls als hoffnungsvolles Abwehrtalent in die Bundesliga, unterschrieb im Sommer 2018 bei Borussia Mönchengladbach. Doch verletzungsbedingt kam Doucouré am Niederrhein überhaupt nicht auf die Beine – und ist seit Sommer 2024 vereinslos.