„Seit 2018 Vollkatastrophen-Fußball“Basler und Effenberg haken WM 2022 auch schon ab

Mario Basler spricht beim Doppelpass auf Sport1 über das EM-Aus.

Mario Basler beim Doppelpass auf „Sport1“ am 4. Juli.

von Marcel Schwamborn (msw)

München.  Die Europameisterschaft 2021 steht vor ihren letzten drei Begegnungen. Italien, Spanien, England und Dänemark spielen den neuen Titelträger untereinander aus. Für viele große Nationen – allen voran Deutschland – endete das Turnier enttäuschend früh. Das Achtelfinal-Aus der DFB-Elf war auch am Sonntag (4. Juli) noch einmal Diskussionsthema im „Doppelpass“ auf Sport1.

„Die deutsche Mannschaft war für dieses Turnier nicht stark genug. Wir sind in der Defensive und Offensive zu schwach. Die Spieler wissen das selbst. Jeder für sich muss erkennen, dass es international noch nicht reicht“, sagte Ex-Nationalspieler Mario Basler (52).

„Wir spielen seit 2018 einen Vollkatastrophen-Fußball, sind 2018 kläglich gescheitert, jetzt haben wir wieder nur ein Spiel gewonnen. Wir sind nicht mehr das große Deutschland. Unsere Qualität reicht nicht mehr.“

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Mario Basler: „Hoffentlich tritt noch der eine oder andere freiwillig zurück“

Daher warnt der Ex-Profi auch vor zu hohen Erwartungen. „Lasst uns bei der WM 2022 Erfahrungen sammeln und dann die EM 2024 im eigenen Land angehen. Hoffentlich tritt noch der eine oder andere freiwillig zurück. Und dann muss man Hansi Flick die Zeit geben, um etwas aufzubauen“.

Basler weiter: „Wir haben nicht die Typen, die es für ein erfolgreiches Turnier braucht. Alle müssen gleich sein. Es darf keiner mehr eine Zigarette rauchen oder ein Bierchen trinken. Mir fehlt ein Mittelfeldspieler wie ein Effenberg oder ein Matthäus. Bei uns sind ja nur noch Schönwetter-Fußballer im Team. In einer Mannschaft musst du einen haben, der ein Zeichen setzt. Kroos und Gündogan wollen Spielmacher sein, Kimmich spielt die falsche Position, Gnabry, Havertz und Müller werden falsch eingesetzt. Werner rennt vogelwild umher.“

Mario Basler: „Mats Hummels und Ilkay Gündogan stehen für Schlafwagen-Fußball“

Daher fordert Basler auch weitere Konsequenzen: „Mats Hummels und Ilkay Gündogan stehen für Schlafwagen-Fußball. Für beide ist die Zeit im internationalen Fußball vorbei. Niklas Süle muss sich entscheiden, ob er einen Werbevertrag für ein Fast-Food-Unternehmen annimmt oder ein paar Kilo abnimmt und sich auf Fußball konzentriert.“

Stefan Effenberg: „Der Kader hat nicht mehr hergegeben“

Ähnlich sieht auch Vize-Europameister Stefan Effenberg (52) die Situation. „Die zweite Halbzeit gegen England war total mutlos. Es mangelt aber auch an Alternativen. Wir haben keinen Game-Changer auf der Bank. Dieser Kader hat nicht mehr hergegeben. So ein Ausscheiden ist vielleicht besser, um Lehren zu ziehen. Jetzt ist eine Ära beendet und man hofft stark auf Hansi Flick.“

Allerdings kann auch Flick nicht zaubern. „Wenn Thomas Müller alleine vorne verantwortlich ist und nicht den Support eines Robert Lewandowski hat, ist er auch ein anderer Spieler. Wir haben nun mal keinen Stürmer. Wenn jetzt umstrukturiert wird, dann muss man ihnen auch Zeit geben“, sagt Effenberg.

Welt- und Europameister Jürgen Kohler (55) sieht die deutschen Probleme auch nicht nur durch einen Trainer- oder Systemwechsel behoben. „Die Vorrunde war auch schon holprig. Das kannst du beim Turnier nicht gutmachen. Bei allen Toren, die wir bekommen haben, sah man Spieler frei stehen. Wir reden häufig über die Systeme. Aber am Ende des Tages müssen Nationalspieler eine besondere Qualität haben. Da sind einfach Defizite vorhanden.“

Kohler vermisst einfach die außergewöhnlichen Fähigkeiten bei den DFB-Kickern. „Ich frage mich: Haben wir überhaupt die Qualität auf den einzelnen Positionen? Bei uns haben gerade mal 20 Prozent der Spieler auf dem richtigen Level gespielt. Außer Manuel Neuer haben wir keinen Spieler, der eine außergewöhnliche Qualität hat.“

Mario Basler: „Die letzten DFB-Präsidenten waren eine Vollkatastrophe“

Ein grundsätzliches Problem ist jedoch die Führungslosigkeit im Deutschen Fußball-Bund. „Man muss doch mal beim DFB erkennen, dass die letzten Präsidenten eine Vollkatastrophe waren. Wir haben Welt- und Europameister, die Ahnung haben. Warum bindet man die nicht ein? Es gibt genügend ehemalige Spieler“, forderte Basler. Dass der Verband jedoch nur von „Selbstdarstellern“ geführt wird, sei auch ein großes Problem.