Fortuna Kölns NeuzugangDaniel Keita-Ruel: Mein Leben im Knast

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Fußballprofi mit dunkler Vergangenheit: Daniel Keita-Ruel saß mehrere Jahre im Gefängnis. 

Köln – EXPRESS erreicht Daniel Keita-Ruel (27), als er in London auf seinen Flieger wartet. Der Neuzugang des SC Fortuna Köln war gerade Zeuge des „krassesten Spiels“, das er je gesehen hat: Sein Cousin Collin Quaner (25) stieg mit Huddersfield Town gegen Reading in die Premier League auf. Huddersfield nutzte seine Chance auf die Rückkehr nach ganz oben. Das möchte nun auch Keita.

Denn der bullige Stürmer hat eine dunkle Vergangenheit. Er saß etwa drei Jahre wegen drei bewaffneten Raubüberfällen im Knast! Um 100.000 Euro erleichterte der Fußballer, damals beim Wuppertaler SV unter Vertrag, zusammen mit sieben Komplizen 2011 zwei Postfilialen und einen Baumarkt.

„Ich war noch ein kleiner dummer Junge mit den falschen Freunden. Ich wollte cool sein, ich dachte, mir könnte nichts passieren. Es war der größte Fehler meines Lebens“, erzählt Keita, der bei den Verbrechen „Schmiere gestanden“ hatte. Sein neuer Trainer Uwe Koschinat (45) sagt: „Er hat sich dreieinhalb Jahre seines Lebens geklaut. Aber er bereut es bitterlich.“ Heute geht der Angreifer sehr offen mit seiner Gangster-Vergangenheit um. Die Zeit im Knast hat ihn zum Umdenken bewegt.

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Im Oktober 2011 wurde er in Wuppertal von SEK-Beamten verhaftet. „Die Polizisten haben gerufen: Wir wissen, dass du Fußballprofi bist! Lauf’ nicht weg, sonst schießen wir dir ins Bein“, erinnert sich der Deutsch-Franzose. Weil er während des Prozesses einen jener „falschen Freunde“ nicht ans Messer lieferte, wurde er als unglaubwürdig eingestuft und zu fünfeinhalb Jahren Knast verurteilt!

Sechs Monate in der JVA Wuppertal

Die ersten sechs Monate der Strafe verbüßte Keita im Hochsicherheitsbereich der JVA Wuppertal. Es ging ihm mies. „In der Zelle neben mir hat sich jemand erhängt, andere haben sich die Pulsadern aufgeschnitten“, berichtet er. „Ohne den Rückhalt meiner Familie und die Unterstützung meiner besten Freunde hätte ich die Zeit vielleicht nicht überstanden.“ Neben seinem Cousin Collin hielten auch seine besten Kumpel George Amartey (28), Silvio Pagano (31), damals bei Fortuna Köln unter Vertrag, und  Stefan Schulze-Hagen (30) zu ihm.

Wegen guter Führung wurde Keita nach Düsseldorf verlegt, wo er Hafterleichterungen erhielt – er wurde sogar Sportwart und konnte wieder für seinen großen Traum trainieren: Rückkehr in den Profifußball.

Ein Zitat motivierte ihn besonders. „Max Eberl hat nach meiner Zeit in der Gladbacher A-Jugend mal über mich gesagt: »Von Hals bis Fuß ist er Bundesliga, aber der Kopf ist Kreisliga.«“

2014 kam Keita in den offenen Vollzug,  ging zu Oberligist Ratingen. Ein Jahr später wurde seine Haftstrafe zur Bewährung ausgesetzt, der Stürmer wechselte in die Regionalliga nach Wattenscheid – im Sommer nun der Schritt zur Fortuna und Liga drei: „Sie konnten mich so lange einsperren, wie sie wollen. Aber mein Talent können sie mir nicht nehmen.“

Heute Model für „Live Fast Die Young“

Nach seiner 180-Grad-Wende im Kopf ist Keita mittlerweile ein echtes Arbeitstier. Wenn er nicht gerade wie ein Besessener trainiert oder für das Düsseldorfer Label „Live Fast Die Young“ von Lorenz Amend, der ihm bei der Resozialisierung geholfen hat, als Model um die Welt fliegt, hilft er Jugendlichen aus schwierigen Verhältnissen: „Ich erzähle ihnen meine Geschichte, damit sie begreifen, wie tief man fallen kann.“

Im Juni 2019 läuft Keitas Bewährung aus. Bis dahin will er auch dem Letzten bewiesen haben, dass er seine zweite Chance genutzt hat.