Rummenigge, Rolfes, SeifertViele warme Worte – aber ein Weltmeister glaubt nicht dran

Rummenigge Kalle

Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandschef des FC Bayern, wünscht sich mehr Vernunft im Profi-Fußball.

von Arno Schmitz (schmi)

Köln – Von Volkes Liebling zum Roten Tuch der Krisengesellschaft: Der Profifußball wird von der Corona-Krise derart durchgeschüttelt, wie es bis vor wenigen Wochen niemand erahnen konnte. Doch die hohen Herren zeigen – jedenfalls öffentlich – Einsicht. Karl-Heinz Rummenigge (64) spricht von „Exzessen“, die man korrigieren müsse, Simon Rolfes (38) gar von einer „Parallelgesellschaft“.

Karl-Heinz Rummenigge will „wieder mehr Vernunft in den Fußball bekommen“

Bayern-Boss Rummenigge nimmt dabei neben der Bundesliga auch die anderen Top-Ligen mit in die Pflicht. „Es muss eine europäische und keine exklusiv deutsche Debatte werden darüber, wie wir wieder mehr Vernunft in den Fußball bekommen“, sagte er den Münchener Zeitungen „Merkur“ und „tz“.

Die Klubs hätten sich „von Jahr zu Jahr einem größeren wirtschaftlichen Risiko ausgesetzt. Und parallel dazu sind die Summen auf Spielerseiten von Jahr zu Jahr gestiegen – Ablöse, Gehälter, Berater-Provisionen“, kritisiert Rummenigge und fordert, den „einen oder anderen Exzess, zu dem es in den vergangenen zehn Jahren gekommen ist, zu korrigieren“.

Alles zum Thema Fußball-Bundesliga

Karl-Heinz Rummenigge fordert Gehaltsobergrenze im Fußball

Dabei könne auch die Einführung einer Gehaltsobergrenze helfen – die allerdings derzeit nicht mit EU-Recht vereinbar ist: „Ein Salary Cap wäre eine klare Vorgabe, in der du dich bewegen darfst.“ Hingegen habe man beim Financial Fair Play, dem von der UEFA angewandten Regulierungsmodell, „leider ein paar negative Beispiele erlebt. Wenn man trickreich ist, kann man Grenzen überschreiten.“

Simon Rolfes: „Als würde der Fußball in einer Parallelgesellschaft leben“

Leverkusens Sportdirektor Rolfes widerspricht Rummenigge zwar in Sachen Gehaltsobergrenze – „Ich könnte mir einen anderen Ansatz vorstellen: Nur ein bestimmter Anteil des Umsatzes darf für Personalkosten ausgegeben werden. Das würde die Solidität der Klubs stärken“ – hat aber natürlich auch die Alarmglocken längst gehört.

Rolfes Simon

Simon Rolfes, will „intensiv daran arbeiten, damit unsere Glaubwürdigkeit in der Gesellschaft wieder wächst.“

„Obwohl viele Klubs schon erhebliche soziale Beiträge leisten, hat es momentan trotzdem den Anschein, als würde der Fußball in einer Parallelgesellschaft leben“, sagte er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Da müssen wir uns kritisch hinterfragen: Warum gibt es dieses Bild? Wir müssen intensiv daran arbeiten, damit unsere Glaubwürdigkeit in der Gesellschaft wieder wächst.“

Christian Seifert: „Die Liste wird mit jeder Sitzung länger“

Schon unter der Woche hatte auch DFL-Boss Christian Seifert (50) ein öffentliches Versprechen abgegeben: „In jeder Präsidiumssitzung war zuletzt das Thema: Was lernen wir aus dieser Krise, worüber müssen wir nachdenken? Die Liste wird mit jeder Sitzung länger. Wir wollen nicht einfach nur irgendwie durch die Krise kommen und dann weitermachen wie bisher.“

Hier lesen Sie mehr: U21-Europameister rechnet mit dem Fußball ab und macht Geständnis

Profi-Fußball: Christoph Kramer hat eine böse Vorahnung

Alles nur warme Worte? Das ist leider zu befürchten – glaubt zum Beispiel auch Gladbachs 2014er-Weltmeister Christoph Kramer (29). „Ich fürchte, das wird wie nach einem vierwöchigen Urlaub auf Bali: Dort hast du Ruhe gefunden, ein Buch gelesen und dir vorgenommen, dir in Zukunft mehr Zeit für dich selbst zu nehmen. Und dann bist du zwei Tage zurück im Büro, und alles ist wieder gleich“, sagte er der „FAZ“. „Ich glaube nicht an ein großes Umdenken, weder im Fußball noch anderswo.“

Es wäre schade. Aber nach der Krise dürfen die Herren gerne zeigen, dass sie es doch ernst gemeint haben! (ars/sid/dpa)