Borussia Dortmund eilt der Ruf voraus, ein besonders gutes Pflaster für junge und vor allem sehr talentierte Spieler zu sein. Doch das Image bekommt jetzt heftige Kratzer.
2021 über 40 Millionen Euro wertBVB-Talent komplett abgestürzt – Wechsel, um die Karriere zu retten

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Sie sollten Borussia Dortmund strahlende Zukunft sein: Youssoufa Moukoko und Giovanni Reyna.
Jahrelang galt Borussia Dortmund als der perfekte Klub für die Entwicklung junger Talente.
Die Liste der Hochtalentierten, die in den vergangenen Jahren ihren internationalen Durchbruch beim BVB in der Bundesliga schafften, ist lang. Ousmane Dembélé, Christian Pulisic, Jadon Sancho, Jude Bellingham und Erling Haaland brachten allesamt ihre Karriere in Dortmund ins Laufen und wechselten später für hohe zweistellige oder sogar dreistellige Millionenbeträge aus der Bundesliga zu europäischen Spitzenklubs.
BVB und die Top-Talente: Einfache Rechnung geht nicht mehr auf
Da fiel ein sportlicher Flop wie Alexander Isak, der mittlerweile einer der begehrtesten Stürmer Europas ist, kaum ins Gewicht. Zumal die Schwarz-Gelben mit dem Transfer des damaligen schwedischen Teenagers auch noch zwischen sechs und sieben Millionen Euro verdienten.
Doch in jüngster Zeit bröckelt das Image des internationalen Top-Ausbildungsklubs ein wenig. Die Erfolgsquote beim BVB wird schlechter, die Talente kommen nicht mehr so gut durch wie in der Vergangenheit. Ein Problem für die Dortmunder, die aufgrund des guten Rufes unter den Hochveranlagten der Fußball-Szene im Rennen um internationale Top-Talente oft das bessere Ende für sich auf dem Transfermarkt hatten.
Der BVB wird dabei oft nur als Zwischenstation angesehen, was bei solch außergewöhnlichen Spielern wie Haaland und Bellingham auch nachvollziehbar ist – und auch von den Schwarz-Gelben in Kauf genommen wird.
Die Rechnung ist einfach und ging auch oft für beide Seiten auf: Der BVB bekommt für ein paar Jahre ein Top-Talent zu annehmbaren Konditionen und verdient sich beim Weiterverkauf eine goldene Nase. Die Youngster bekommen auf Anhieb viel Spielzeit auf hohem Niveau und können sich in Dortmund perfekt entwickeln.
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Doch zuletzt geriet das BVB-Modell schon ein wenig ins Wanken. Der Grund: Der Weggang des einstigen Mega-Talents Youssoufa Moukoko, der nicht etwa zu einem Top-Klub in eine europäische Top-Liga wechselt, sondern für läppische fünf Millionen Euro Ablöse zum FC Kopenhagen nach Dänemark flieht.
Und nun verscherbeln die Westfalen das nächste einstige Wunderkind. Giovanni Reyna hat keine Zukunft mehr beim BVB, sucht sein sportliche Glück wohl künftig in der italienischen Serie A.
Der FC Parma soll sechs Millionen Euro Ablöse für den US-amerikanischen Nationalspieler bieten. Der 22-Jährige sollte eigentlich auf Jahre das Gesicht des Klubs werden, danach sieht es jetzt nicht mehr aus.
Zwar hat der BVB das Angebot für Reyna noch nicht angenommen, doch sollten die Italiener noch ein bisschen Kleingeld obendrauf geben, sollte der BVB weich werden. Dabei hatte Reyna im zarten Alter von gerade einmal 17 Jahren, zwei Monaten und fünf Tagen unter Trainer Lucien Favre sein Bundesliga-Debüt gegeben, in der Champions League war der Sohn von Ex-Bundesliga-Star Claudio Reyna gerade einmal einen Monat älter.
Doch nach 147 Pflichtspielen für Schwarz-Gelb (19 Tore und 18 Vorlagen) scheint Reynas Zeit in Dortmund ein jähes Ende zu nehmen. Schuld daran, dass ihm nicht der vollständige Durchbruch gelang, ist auch die Verletzungsanfälligkeit des offensiven Mittelfeldspielers.
Giovanni Reynas 35 Millionen-Euro-Absturz
Moukoko und Reyna suchen nun ihr sportliches Glück woanders – und versuchen mit den Transfers, ihre Karrieren wieder in die richtige Bahn zu lenken. Reynas Marktwertverlust zeigt das ganze BVB-Dilemma: 2021 wurde er auf 42 Millionen Euro geschätzt, heute steht er bei transfermarkt.de bei sieben Millionen Euro.
Doch nicht nur für die Spieler sind solche Abstürze dramatisch, selbstverständlich leidet auch der BVB darunter. Einerseits, weil dem Klub dadurch ordentlich Kohle durch die Lappen geht. Andererseits, weil sich künftig Top-Talente für andere Klubs entscheiden könnten, weil dort die Chancen auf Entwicklung verlockender erscheinen.
Als Negativ-Beispiel könnte auch die stockende Entwicklung von Julien Duranville (kam 2023 für 8,5 Millionen Euro aus Anderlecht) genannt werden. Auch die Abgänge von Soumaila Coulibaly (nach Straßburg), Tom Rothe (zu Union Berlin) oder Nnamdi Collins (nach Frankfurt) sprechen nicht für eine perfekte Talente-Entwicklung beim BVB in jüngster Vergangenheit.
Doch Dortmund hat es selbst in der Hand, in der kommenden Saison den Spieß wieder umzudrehen: Jobe Bellingham, der jüngere Bruder von Real Madrids Superstar Jude, ist das nächste Top-Talent, das beim BVB auf den Durchbruch hofft. Die Fallhöhe ist bei einer Ablöse von 30 Millionen Euro allerdings auch schon gewaltig. Wird Bellingham 2.0 in Dortmund auch zum Flop, könnte das drastische Folgen für die Zukunft haben.