„Die OB konnte und wollte nicht führen“Reker-Kritik bei Treffen mit FC-Boss Türoff – wird es ab Herbst besser?

Die „Allianz Kölner Sport“ hat drei OB-Kandidaten auf den Zahn gefühlt. Mit am Tisch: FC-Geschäftsführer Philipp Türoff.  

von Uwe Bödeker  (ubo)

Köln versteht sich gerne als Sportstadt, doch die Politikerinnen und Politiker haben zuletzt äußerst wenig dafür getan, dass es wirklich eine Sportstadt ist.

Zuletzt gab es heftige Kritik, weil der Aufstieg des 1. FC Köln in die Bundesliga nicht gebührend gefeiert wurde. Im Januar 2025 sickerte durch, dass die Stadt Köln in ihrem neuen Doppel-Haushaltsplan für 2025 und 2026 die Förderungen für den Breiten- und Spitzensport stark kürzen wird. Bis zu 20 Millionen Euro weniger sollen Vereine erhalten, die für ihre Mitglieder sowie den Erhalt und Betrieb der Sportstätten fehlen.

Köln soll seinem Anspruch als Sportstadt wieder gerecht werden

Die heimischen Vereine haben sich in der „Allianz Kölner Sport“ zusammengetan (rund 20 Klubs), um für ihre Belange und Interessen zu kämpfen. Am 4. Juni 2025 gab es ein Treffen mit drei Kölner Oberbürgermeister-Kandidaten Torsten Burmester (SPD), Markus Greitemann (CDU) und Volker Görzel (FDP) im Basketball-Campus in Bickendorf. Mit am Tisch saß auch FC-Geschäftsführer Philipp Türoff.

Alles zum Thema Geißbockheim

Ihm geht es vor allem um den Ausbau des Geißbockheims. Die Stadt Köln soll endlich Ausweichplätze zur Verfügung stellen, damit das neue Nachwuchsleistungszentrum am Franz-Kremer-Stadion gebaut werden kann.

Doch wie sehen die Spitzenkandidaten die Förderung des Sports in Köln? In gut drei Monaten (14. September) steht die OB-Wahl in Köln an. Die wichtigsten Aussagen der OB-Kandidaten hat die Allianz Kölner Sport zusammengefasst.

Torsten Burmester: „Sport leistet Enormes für die Gesellschaft und unsere Stadt. Er stärkt Gemeinsinn und Zusammenhalt – und das sind Werte, die die DNA Kölns prägen. Deshalb werde ich als Oberbürgermeister ein engagierter Förderer des Sports sein, damit Köln seinem Anspruch als Sportstadt wieder gerecht wird. Was wir jetzt brauchen, ist ein Dialog auf Augenhöhe. Gerade wenn es um Zuschüsse oder Kürzungen geht, darf die Kommunikation dazu nicht ‚überfallartig‘ passieren, solche Sachen müssen gemeinsam besprochen werden – und das Ziel muss immer sein, gemeinsame Lösungen zu finden.“

„Wir müssen die Verantwortung denen geben, die sich tagtäglich damit beschäftigen: den Vereinen. Wir müssen die Mittel zur Verfügung stellen und uns nicht in Mikrosteuerung verlieren. Verwaltung und Vereine sollten auch bei der Akquise von Mitteln gemeinsam agieren. Es braucht ein Monitoring von Förderprogrammen; auch bei Bundesmitteln.“

„Es muss eine ‚Gemeinnützigkeitsklausel‘ geben, die Bürokratie abbaut und den Vereinen Sonderrechte einräumt. Der Sport führt diese Debatten bisweilen zu defensiv.“

Markus Greitemann: „Sport und Ehrenamt halten unsere Gesellschaft zusammen, sie sind der Kitt unserer Gemeinschaft. Wir behandeln Köln nicht wie eine Sportstadt, müssen das aber tun. Daher wird es mit mir keine Kürzungen im Sportetat geben.“

„Ich werde die Prioritäten anders setzen und Investitionen in Sport-Infrastruktur wieder vorantreiben – zielorientiert und umsetzungsstark.“

„Es muss besser gelingen, Fördermittel nach Köln zu holen. Außerdem geht es darum, den Vereinen zu vertrauen, ihnen Budgets zur Verfügung zu stellen, mit denen sie verantwortungsvoll umgehen. Das würde auch die Verwaltung entlasten. Förderanträge müssen outputorientiert und unbürokratisch behandelt werden. Da weiß ich genau, wo die Ansatzpunkte in der Verwaltung sind, um Prozesse unbürokratischer zu gestalten.“

Volker Görzel: „Die Lobby für den Sport ist in Kölns politischen Gremien schwächer als für andere Bereiche. Dieses Mindset gilt es zu ändern. Das ist eine Frage der Führung. Die OB konnte und wollte nicht führen.“

„Die Haushaltslage ist schlecht, weitere Kürzungen sind zu befürchten. Ich kann Zahlen lesen, daher werde ich keine Versprechungen machen, die ich nicht halten kann. Bewilligungsprozesse dauern in Köln zu lange.“

„Dass der Sportentwicklungsplan Kölns quasi stillgelegt ist, entsetzt mich. Das ist ein peinliches Desaster. Sport führt ein Dasein ohne echte Lobby. Die politische Haltung zum Sport in Köln muss sich ändern.“

Nach dem Treffen hat die „Allianz Kölner Sport“ weitere Gesprächsrunden mit OB-Kandidierenden und politischen Akteurinnen und Akteuren angekündigt. Ob im Herbst dann alles besser wird, wird sich zeigen. Der Sport in Köln dürfte es aber weiter schwer haben.