„Werden beim FC noch was von haben“Köln-Talente mischen U17-WM auf – Halbfinale gegen Ex-Bayer-Star

U17-WM: Venezuelas Nicola Profeta kämpft gegen die Deutschen Justin von der Hitz und Fayssal Harchaoui um den Ball.

Venezuelas Nicola Profeta am 18. November 2023 bei der U17-WM in der DFB-Zange, mit Justin von der Hitz (l.) und Fayssal Harchaoui (beide 1. FC Köln).

Beim 1. FC Köln sitzen am Dienstag viele Verantwortliche vor den TV-Geräten. Sie fiebern mit, wenn Deutschland im Halbfinale der U17-WM in Indonesien auf Argentinien trifft. Mit dabei sind nämlich zwei FC-Talente.

von Uwe Bödeker (ubo)Sebastian Bucco (buc)

Schreiben die DFB-Youngster in Indonesien Geschichte? Die deutsche U17-Nationalmannschaft von Trainer Christian Wück (50) trifft am Dienstag, 28. November 2023, im Halbfinale auf Argentinien.

Das Spiel in Surakarta (frei zu empfangen bei Sky Sport News und im Livestream, auch der kostenlose Streaming-Anbieter FIFA+ zeigt das Halbfinale) wird um 9.30 Uhr deutscher Zeit angepfiffen, dann schauen sie auch beim 1. FC Köln genau hin.

FC-Talente Justin von der Hitz und Fayssal Harchaoui glänzen bei WM

Mit dabei aus Kölner Sicht: Fayssal Harchaoui (17, defensives Mittelfeld) und Justin von der Hitz (17, Rechtsverteidiger). Harchaoui stammt aus Bergheim, lebt dort in einem Wohnblock in Ahe. Sein Kollege von der Hitz ist in Bensberg geboren.

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Beim FC sind beide schon Stammspieler in der U19 von Trainer Stefan Ruthenbeck (51), er schwärmt im Gespräch mit EXPRESS.de über die Jungs: „Das sind beide ganz liebe Kerle, sehr bodenständig und fleißig. Mit beiden musst du eher noch am Selbstvertrauen arbeiten, weil sie noch gar nicht wissen, was sie können.“

Ruthenbeck ist froh, dass die FC-Talente bei der WM in Indonesien so gut mitmischen: „Wir sind natürlich sehr stolz, dass beide so einschlagen.“ Auch Profi-Trainer Steffen Baumgart (51) ist begeistert: „Wir freuen uns, dass die Jungs dabei sind, und wir freuen uns über die Ergebnisse.“

Doch in Köln herrscht Abstiegskampf, während die Talente in Indonesien um den WM-Titel kämpfen. „Wir werden am Dienstag gucken, was zu gucken ist, wir werden aber nicht unser Training verändern. Ganz so wild sind wir nicht, denn wir haben hier eine ganz andere Aufgabe. Trotzdem haben wir im Blick, was die Jungs da für eine gute Leistung bringen“, so Baumgart.

Fayssal Harchaoui seit der U17 fester Bestandteil der DFB-Teams

Harchaoui sagte einst im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Hier in Ahe gibt es viele Menschen, die dafür sorgen, dass ich nicht abhebe.“ Es gibt durchaus Parallelen zu Lukas Podolski (37), der auch in Bergheim in einem Wohnpark groß wurde, allerdings in Zieverich.

Fayssal wurde in Bergheim geboren, besuchte in Ahe die Grundschule, danach die Geschwister-Scholl-Realschule. Seine fußballerische Laufbahn erklärte er im DFB-Interview: „Mit fünf Jahren habe ich angefangen, Fußball zu spielen. Bei mir zu Hause im Dorfverein. Mit neun Jahren bin ich zum Kölner Klub Hohenlind gewechselt. Danach ging es weiter zum SC West und mit 14 Jahren dann zum FC. Auf Nationalmannschaftsebene war ich in der U16 ab und zu dabei. Festgespielt habe ich mich in der U17.“

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Dass er nun schon auf ganz großer WM-Bühne vor bis zu 12.000 Fans kickt, kann er noch gar nicht glauben: „Es ist eine große Ehre, hier bei einer Weltmeisterschaft für Deutschland zu spielen. Das braucht bei mir immer ein bisschen, ehe ich das komplett realisiere.“

Im Wohnpark fiebern Mutter Ouarda, Vater Mohammed, Bruder Imad und seine beiden Schwestern Iman und Nissrene mit. Sie alle sind stolz auf ihren Fayssal, der nun die U17-WM aufmischt.

In der Vorrunde gab es in Gruppe F drei Siege mit dem 3:1 gegen Mexiko, dem 3:1 gegen Neuseeland und dem 3:0 gegen Venezuela. Im Achtelfinale gewann Deutschland 3:2 gegen USA, im Viertelfinale gab es wieder einen Krimi-Sieg – da wurde Spanien mit 1:0 besiegt. Harchaoui kam bisher in jeder Partie zum Einsatz, van der Hitz erhielt auch viel Spielzeit, stand nur beim Spiel gegen die USA nicht auf dem Platz.

Fayssal Harchaoui wurde 2023 schon Europameister mit der U17

Harchaoui wurde in diesem Jahr schon U17-Europameister, im EM-Finale am 2. Juni 2023 besiegte die deutsche Auswahl Frankreich mit 5:4 nach Elfmeterschießen in Budapest. Jetzt soll der nächste Coup gelingen. „Wir wollen unbedingt gewinnen“, sagte der sympathische FC-Youngster im Vorfeld.

Im Halbfinale steht ein ehemaliger Star von Bayer Leverkusen im Weg. Die U17 der Argentinier wird von Diego Placente (46) trainiert, er spielte von 2001 bis 2005 für die Werkself. FC-Coach Ruthenbeck sagt: „Die beiden Jungs mischen bei der WM ordentlich mit, leisten einen wichtigen Beitrag zum bisherigen Erfolg. Am Dienstag sitzen wir natürlich vor dem Fernseher und drücken die Daumen.“

Und wie geht es dann beim FC weiter? Harchaoui hat einen Vertrag bis 2025, bei von der Hitz wurde die Vertragslage nicht kommuniziert. Ruthenbeck sagt: „Das sind gute Jungs, da werden wir beim FC noch was von haben.“ Vielleicht kommen sie ja als Weltmeister zurück aus Indonesien.

Im anderen Halbfinale trifft Frankreich am Dienstag um 13 Uhr auf Mali. „Es war noch keine deutsche U-Mannschaft Weltmeister. Das ist unser großes Ziel, das müssen wir nicht verschweigen“, sagt DFB-Coach Wück.

Er erklärt sein Erfolgsrezept: „Wir wissen, dass die A-Nationalmannschaft in letzter Zeit nicht so erfolgreich war. Wir müssen wieder zu unserer deutschen Mentalität zurück, für die wir im Ausland immer – in Anführungszeichen – gefürchtet wurden. Da wollten wir die Jungs hinführen, und das ist uns ganz gut gelungen.“

Argentinien hatte zum Start 1:2 gegen den Senegal verloren, danach folgten nur noch Siege: 3:1 gegen Japan, 4:0 gegen Polen in der Vorrunde, dann im Achtelfinale ein 5:0 gegen Venezuela und im Viertelfinale ein 3:0 über Erzrivale Brasilien.

Die DFB-Jungs wollen jetzt Geschichte schreiben: Letztmals stand eine deutsche U17 um Rani Khedira und Mitchell Weiser im Jahr 2011 in Mexiko im Halbfinale. Damals wurde das Team am Ende Dritter.