Er kämpfte sich in der vergangenen Saison in die Startformation und war dann nicht mehr wegzudenken: Dominique Heintz überzeugte als Verteidiger mit Leidenschaft und guter Spieleröffnung. Jetzt muss er wieder kämpfen. Das Interview:
„Eine Schippe drauflegen“FC-Routinier Heintz über Fall Lemperle und neuen Vertrag
Aktuell hat der Kader des 1. FC Köln in der Bundesliga-Saison ein Durchschnittsalter von 25,9 Jahren. Da zählt Dominique Heintz mit seinen 31 Jahren zu den ältesten und erfahrensten Spielern beim FC – nur Florian Kainz (32) und Keeper Ron Robert Zieler (36) sind älter.
Im Trainingslager quält sich Heintz, um mit den jungen Wilden mithalten zu können. Der Verteidiger nahm sich Zeit für ein Gespräch mit EXPRESS.de.
FC-Verteidiger Heintz liebt die Eistonne
Das Training ist anstrengend, die Temperaturen hoch, wie viel trinkst du hier im Trainingslager jeden Tag?
Dominique Heintz: Gerade trinke ich zwei bis drei Liter täglich – und Elektrolyte. Trinken ist sehr wichtig. Und auch die Ernährung, damit der Tank immer voll ist.
Du zählst mit 31 Jahren zu den reiferen Spielern – musst du besonders darauf achten, was du mit deinem Körper machst?
Heintz: Ich bin jetzt schon so lange dabei, dass ich weiß, was mein Körper braucht. Ich hoffe, das bleibt so und ich verletzungsfrei bleibe.
Gehst du auch in die Eistonne?
Heintz: Ja klar, eben war ich sogar ganz drin, also bis zum Kopf. Das tat so gut. Fünf Minuten, das war geil. Das hat auch wirklich einen guten Effekt.
Kannst du mit deiner Erfahrung schon abschätzen, ob es in der neuen Mannschaft passt?
Heintz: Das Trainingslager hilft uns, die Neuen noch besser reinzubekommen. Das braucht immer ein bisschen Zeit. Aber ich finde, dass die neuen Spieler sehr gut zu uns passen von den Charakteren her. Das sind gute, sehr sympathische Jungs. Die fühlen sich auch schon wohl bei uns, das merkt man auf jeden Fall. Und so eine Woche Trainingslager tut auch immer gut, um noch näher zusammenzufinden. Abends wird miteinander Karten gespielt oder wir sitzen einfach zusammen. Das ist einfach die perfekte Zeit, um sich kennenzulernen.
Hast du mit Ragnar Ache schon ein paar Lautern-Stories ausgetauscht?
Heintz lacht: Ja, wir haben schon ein bisschen über Kaiserslautern geredet. Es hat ihm dort auch sehr gut gefallen, da habe ich nichts anderes erwartet. Aber ich glaube, er ist trotzdem froh, jetzt hier zu sein. Ich hoffe, dass er hier auch so viele Tore macht, wie in Lautern.
Du musst auch um deinen Platz im Kader kämpfen, wie gehst du das an?
Heintz: Zum Fußball gehört Konkurrenzkampf dazu, der belebt das Geschäft. In meiner ganzen Karriere habe ich immer von vorne weg Gas gegeben – und habe mich immer durchgesetzt. Das ist auch wieder mein Ziel, meine Erfahrungen mit ins Team zu bringen. Der Coach weiß, was er an mir hat und meine Bundesliga-Erfahrung zu schätzen. Egal, ob ich spiele oder nicht, werfe ich alles rein im Training. Wenn man gut trainiert und sich gut verhält, bekommt man das auch zurück. Ich habe einfach Bock, mich wieder in der 1. Liga zu beweisen. Da nochmal spielen zu dürfen, ist ein riesiger Traum für mich. Ich glaube, je älter du wirst, umso mehr genießt du es einfach, gesund zu sein, auf dem Platz stehen und in so einem geilen Verein spielen zu dürfen.
Neuer Heintz-Vertrag: Gespräche mit Kessler stehen an
Denkst du auch darüber nach: wie viel ist noch im Tank? Machst du dir da schon Gedanken auch über ein Karriereende?
Heintz: Ich will nicht, dass es in zwei Jahren vorbei ist, dafür bin ich einfach viel zu fit. Solange die jungen Wilden mir nicht weglaufen im Training und ich gut mithalten kann, denke ich nicht ans Ende der Karriere (lacht). Aber ich genieße die Zeit anders als mit 21. Da hat man noch so viel vor sich, mit 30 hat man eine gewisse Ruhe entwickelt.
Gibt es denn schon Gespräche bezüglich einer Verlängerung, 2026 läuft dein Kontrakt aus?
Heintz schmunzelt: Thomas Kessler und ich wissen ganz genau, was wir aneinander haben. Kess hat momentan aber noch andere Sachen zu erledigen, was sehr wichtig ist für den Verein. Da geht es um Spieler, die natürlich ein bisschen jünger sind als ich. Das hat erstmal Vorrang. Aber wir werden uns, wenn es passt, zusammensetzen und das Ganze in Ruhe besprechen. Da bin ich positiv gestimmt.
Du kannst dir also vorstellen, die Karriere auch beim FC zu beenden?
Heintz: Natürlich kann ich mir das vorstellen, aber aktuell denke ich noch nicht über mein Karriereende nach.
Was erwartest du in der neuen Saison, Abstiegskampf vom ersten Spieltag an oder auch durchaus was anderes? Und wer sind die größten Konkurrenten?
Heintz: Konkurrenten sind alle, es gibt kein leichtes Spiel in der Liga. Wir können uns keine Mannschaften rauspicken und sagen, da holen wir jetzt mal locker sechs Punkte. Wir müssen demütig bleiben als Aufsteiger. Wir sollten Respekt haben, aber keine Angst, schließlich haben wir auch ein geiles Stadion mit geilen Fans. Da hat es auch kein Gegner einfach. Wir müssen Spiele abliefern wie im DFB-Pokal in Leverkusen. Nur, dass wir zum Schluss gewinnen müssen. Ich möchte einfach, dass wir gut reinkommen und eine stabile Saison spielen.
Es gab letzte Saison am Ende Partywirbel um Tim Lemperle. Habt ihr das als Team noch irgendwie aufgearbeitet, damit sowas nicht nochmal passiert?
Heintz: Wir haben das als Mannschaft in der Schlussphase der Saison super gemacht. Und Friedhelm Funkel und der Verein haben das auch gut gemanagt. Tim hat sich bei uns entschuldigt. Damit war das für mich, aber auch für die Mannschaft erledigt. Jeder macht mal Fehler, wir sind alle nur Menschen. Aber natürlich sollte uns das dieses Jahr nicht noch einmal passieren. Wir wissen alle, was für eine schwere Aufgabe wir dieses Jahr haben, da müssen wir alle noch eine Schippe drauflegen. Wir müssen in jedem Spiel an den Anschlag gehen, um Punkte zu holen.
Gibt es denn im Team so eine interne Regulation, wenn du jetzt merkst, da sind welche, die gehen öfters mal aus und feiern, nimmst du die dann mal zur Seite?
Heintz: Solche Dinge regelt man natürlich als Mannschaft. Klar, gibt es auch mal einen jüngeren Spieler, der es vielleicht unterschätzt, was das für eine Außenwirkung haben kann. Aber ich habe nicht das Gefühl, dass unsere Mannschaft wichtige Spiele in der Saison nicht ernst nimmt. Was passiert ist, ist passiert. Und natürlich gehört es auch dazu, mal feiern zu gehen, wenn es passt.
Hast du vor Spielen Rituale oder einen Aberglauben?
Heintz: Ich gehe mit dem linken Fuß immer zuerst auf den Platz. Sonst habe ich jetzt nicht so viele Rituale, außer dass ich meiner Frau und meiner Familie noch mal eine WhatsApp schreibe, bevor es losgeht.
Schreibst du immer das Gleiche?
Heintz: Ja, dass ich Gas gebe für den Verein und die Familie, damit wir später im besten Fall zusammen einen Sieg feiern können.