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FC-Präsident im InterviewWolf über Baumgart, Investor & Geißbockheim: „Dann müssen wir lauter werden“

FC-Präsident Werner Wolf spricht beim EXPRESS-Termin im Geißbockheim.

FC-Präsident Werner Wolf beim EXPRESS.de-Termin im Geißbockheim

Werner Wolf, Präsident des 1. FC Köln, spricht im EXPRESS.de-Interview über den starken Bundesliga-Start, Trainer Steffen Baumgart und die anstehende Mitgliederversammlung.

von Jürgen Kemper (kem)Martin Zenge (mze)

Köln. Seit September 2019 ist Dr. Werner Wolf (65) Präsident des 1. FC Köln – zwei stürmische Jahre mit Entlassungen, ständigem Kampf um den Klassenerhalt und Corona-Sorgen. Nun entsteht unter Steffen Baumgart (49) eine neue Euphorie, die Hoffnungen auf bessere Zeiten weckt. EXPRESS.de traf Klub-Oberhaupt Wolf zum Exklusiv-Interview über den Trainer, die Mitgliederversammlung im November und wegweisende Personal-Entscheidungen in der FC-Chefetage. Lesen Sie hier den ersten Teil.

Werner Wolf: „Steffen Baumgart ist fußballverrückt“

Werner Wolf, nach dem tollen Saisonstart singen und träumen die Fans des 1. FC Köln von Europa. Darf der Präsident auch träumen?

Wolf: Seitdem wir im Amt sind, haben wir sehr viel Krise erlebt. Es ist schön, dass unsere Fans aktuell träumen dürfen – und ja, auch ein Präsident darf Träume haben. In meiner Funktion ist es aber besser, fest mit beiden Beinen auf dem Boden zu stehen. Gefühle sind schön, aber wir schätzen die Situation schon realistisch ein. Wir haben erst ein Fünftel der Saison absolviert, es kommen noch sehr viele schwere Spiele auf uns zu. Deshalb sehe ich es wie Steffen Baumgart: Ruhe bewahren und weiterarbeiten.

Alles zum Thema Steffen Baumgart

Steffen Baumgart ist erst rund 100 Tage im Amt. Was hat er in dieser kurzen Zeit mit dem FC gemacht?

Wolf: Er ist fußballverrückt, liebt das Spiel, das merkt man ihm an. Er sprudelt vor Energie und ist in der Lage, diese zu transportieren – er steckt sein Umfeld damit an. Zudem ist er sehr akribisch und geht immer ins Detail. Mich persönlich begeistert vor allem, dass er mit jedem Spieler redet – mit denen, die nicht spielen, fast mehr als mit den Stammspielern. Das ist für mich ein wichtiger Teil seines Erfolgs. Diese Entwicklung ist kein Zufall. Wir verdanken unseren sensationellen Start, mit dem niemand gerechnet hat, definitiv unserem Trainer.

Wie ist Ihr persönliches Verhältnis zu Baumgart? Sein Vorgänger Friedhelm Funkel hatte sich über mangelnden Kontakt zwischen Vorstand und Trainer beschwert.

Wolf: Die Sache mit Friedhelm Funkel war ein Stück weit der Situation geschuldet. Wir haben inzwischen bei einem Abendessen alle Missverständnisse ausgeräumt. Wir sind aufgrund von Corona immer noch nicht in der Normalität angekommen. Normalität bedeutet für mich, dass man als Vorstand nach einem tollen Spiel auch mal in die Kabine gehen und gratulieren kann. Aber nach wie vor gelten Regeln – und das ist auch gut so. Das Verhältnis zu Steffen Baumgart war von Anfang an gut und vertrauensvoll.

Werner Wolf schüttelt Steffen Baumgart die Hand.

FC-Präsident Werner Wolf (r.) mit Steffen Baumgart (M.) und Thomas Kessler während des Trainingslagers in Donaueschingen (am 4. August 2021)

Müssen Sie Ihrem Ex-Sportchef Horst Heldt noch für die Verpflichtung des Trainers danken?

Wolf: Ich denke, dass der gesamte Club Steffen Baumgart überzeugt hat. Wir hatten mehrere Kandidaten zur Auswahl, aber er war von Anfang an unser Wunschkandidat. Es gab neben vielen Gesprächen, in die auch Jörg Jakobs involviert war, eine Video-Konferenz mit dem Gemeinsamen Ausschuss (GA). Ich finde es richtig, dass der GA den Trainer persönlich erleben sollte, schließlich verantwortet dieses Gremium alle größeren Entscheidungen. Es gab ein gutes Gespräch mit Steffen Baumgart, wir konnten ihn zusammen für uns begeistern. Und er hat uns einstimmig vollends überzeugt. Seine Begeisterung konnte er selbst per Video-Konferenz rüberbringen, das war bemerkenswert.

Baumgart macht sich nicht nur Gedanken um die Mannschaft, sondern auch um den Verein. Zuletzt hat er sich öffentlich über die Infrastruktur beschwert...

Wolf: Er hat sich zu Recht über die Bedingungen am Geißbockheim beschwert. Wir haben die Fraktionsspitzen Ende vergangener Saison durch unsere Räumlichkeiten geführt, und sie waren anschließend ziemlich betroffen. Die Dimension, über die wir hier seit Jahren reden, war ihnen bis zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst. Der Jugendbereich entspricht nicht mehr den Ansprüchen, die man von einem Bundesligisten erwarten würde – und der Profibereich schon gar nicht. Wir müssen etwas tun, das ist klar. Insofern finde ich es gut, dass Steffen Baumgart unseren Kurs mit so viel Enthusiasmus unterstützt und diese Missstände öffentlich anprangert.

Werner Wolf: „Dann werden wir wohl lauter werden müssen“

Wie ist der aktuelle Stand beim Geißbockheim-Ausbau?

Wolf: Wir befinden uns im ständigen Austausch mit den drei Parteien, die die Koalition bilden. Nach der Kommunalwahl haben wir wie gesagt die neuen Fraktionsspitzen getroffen. Es gab ein reines Kennenlernen, bei dem wir unsere Historie auf den Tisch gelegt haben. Inzwischen ist es konkreter geworden, wir sind im Gespräch mit dem Baudezernenten und werden uns zeitnah über unsere Handlungsalternativen austauschen. Wenn es dann immer noch keine Lösung für den Ausbau gibt, werden wir wohl lauter werden müssen.

Vereinfacht der sportliche Erfolg auch Ihre Arbeit als Präsident? Vergangene Saison wurde häufig kritisiert, dass sich der Vorstand verstecken würde.

Wolf: Das erleichtert unsere Arbeit natürlich, weil gute Ergebnisse Ruhe reinbringen. Wir sind ein Fußballverein, ohne sportlichen Erfolg wird alles andere schwerer. Man muss sagen, dass vergangene Saison zwei Dinge zusammenkamen: Wir waren sportlich nicht gut, und die Corona-Situation machte uns zu schaffen. Wir sind angetreten, um mit den Mitgliedern auf Augenhöhe zu reden – das war damals nicht möglich, virtuell lässt sich das einfach nur in begrenztem Maße umsetzen. Wir haben uns aber deswegen nicht versteckt. Wir haben sogar sehr viel gemacht, zum Beispiel den Club zusammen mit Geschäftsführer Alexander Wehrle auf finanziell vernünftige Füße gestellt. Das sind aber Dinge, die im Hintergrund ablaufen. Und das ist gut so.

Bei der Fan-Rückkehr war der FC mit seiner 2G-Regel ligaweiter Vorreiter. Ihr Fazit?

Wolf: Die Entscheidung von Vorstand und Geschäftsführung für 2G haben die Fans bis auf einzelne Stimmen durchweg gut angenommen. Ich halte diese Strategie nach wie vor für die einzig richtige. Wir hatten in Köln keine Probleme, das Stadion zu füllen. Diese Begeisterung macht uns sehr stolz. Aktuell sieht man deutlich, wie wertvoll die großartige Unterstützung unserer Fans für unsere Mannschaft ist.

Zuletzt gab es zwei Mitglieder-Stammtische zum Thema Investoren. Welche Erkenntnisse haben Sie mitgenommen?

Wolf: Es gab eine sehr vernünftige und fachlich gute Diskussion über unseren Vorschlag zur Satzungsänderung. Wir als Vorstand sind mit einer klaren Positionierung gegenüber Investoren gewählt worden, die hat sich auch nicht geändert. Unsere Grundüberzeugung ist: Der Club gehört den Mitgliedern. Dementsprechend sollte das auch in der Satzung verankert sein: Die Mitglieder sollten einem Verkauf von Anteilen schon ab dem ersten Prozent zustimmen müssen.

Über den entsprechenden Satzungsänderungsantrag wird bei der Mitgliederversammlung am 6. November abgestimmt. Wie sind Ihre allgemeinen Erwartungen?

Wolf: Wir blicken positiv auf die Veranstaltung. Es gibt zwei große Themen: Die Wahl des Mitgliederrates, für das wichtigste Aufsichtsgremium des Vereins, und die Anträge auf Satzungsänderungen. Wir beginnen um 11.11 Uhr und ich hoffe, dass wir um 20 Uhr fertig sind (lacht).

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Anträge gibt es auch von Mitgliedern. Mit einem soll dem Mitgliederrat das Vorschlagsrecht des Vorstandstrios entzogen werden. Ein anderer fordert, dass ein Vizepräsident enorme sportliche Kompetenz mitbringen muss. Warten da ganz entscheidende Satzungsänderungen?

Wolf: An der aktuellen Satzung haben viele Menschen mit Leidenschaft und enormem Sachverstand mitgearbeitet. Ich finde, da ist eine sehr gute und demokratische Satzung entstanden. Dass es vereinzelt andere Sichtweisen gibt, ist klar. Diese werden zur Abstimmung gestellt, wie sich das gehört.

Wie dramatisch werden die Zahlen für das zurückliegende Geschäftsjahr, die der FC ebenfalls auf der Mitgliederversammlung präsentieren wird?

Wolf: Das ist der Job von Geschäftsführer Alexander Wehrle, ich will da nichts vorwegnehmen. Klar ist, dass auf der Mitgliederversammlung Corona-Zahlen präsentiert werden. Uns fehlt Geld in der Kasse. Dennoch sehe ich uns in der Lage, mit der Krise umzugehen. Ich bin zuversichtlich, dass uns das auch künftig gelingen wird. Im Vergleich zur Situation vor ein paar Monaten haben wir schon vieles auf den Weg gebracht.