FC-SportchefAn der Seite von Arabi? So plant Jakobs seine FC-Zukunft

Jörg Jakobs mit Steffen Baumgart

FC-Interims-Sportchef Jörg Jakobs (r.) am 11. August 2021 mit Steffen Baumgart beim Training.

2012 musste Jörg Jakobs zum ersten Mal beim 1. FC Köln aufräumen. Auch in diesem Jahr musste er wieder einspringen. Im Interview mit EXPRESS.de spricht der Interims-Sportchef über Trainer Steffen Baumgart, den Start und wie seine Zukunft beim 1. FC Köln aussehen kann.

von Alexander Haubrichs (ach)

Köln. Er ist der Mann für die ganz schwierigen Fälle beim 1. FC Köln. Jörg Jakobs (50), schon seit Jahren in der Südstadt Kölns heimisch und eigentlich inzwischen im Hauptberuf Dozent an der Deutschen Sporthochschule, muss nach 2012 zum zweiten Mal die großen Aufräumarbeiten mit einem viel zu großen Kader und kaum Geld bewerkstelligen.

Bei EXPRESS.de spricht der Interims-Sportchef über das Wirken von Trainer Steffen Baumgart, die Bedeutung des Auftaktsiegs gegen Hertha BSC, den Stand bei der Kaderplanung, die Suche nach einem neuen Sportchef und seine Zukunft – womöglich mit einem Manager Samir Arabi (42), den er noch aus gemeinsamen Tagen bei Alemannia Aachen kennt.

Jörg Jakobs: „Wir müssen nicht in Rückstand geraten, um ein Spiel zu gewinnen“

Jörg Jakobs, gleich zum Start gegen Hertha BSC gelang der erhoffte Startsieg. Was verspürt man da? Erleichterung?

Alles zum Thema Ismail Jakobs

Jakobs: Ein bisschen schon. Vor dem Start weiß man nie so genau, wo man steht. Du hast Trainingseindrücke, klar, wir haben viel und gut gearbeitet. Zu Beginn des Spiels dachte ich: Hertha mit ihrer Qualität lässt uns anlaufen und schlägt dann einfach zu. Aber das Momentum ist dann auf unsere Seite gekippt, weil wir es uns mit Hingabe und Überzeugung erarbeitet haben

Was weiß man denn nach diesem Auftakt?

Jakobs: Dass die Trainingssteuerung funktioniert hat, alle sind fit und laufbereit. Dass die Spieler jetzt wissen, dass die harte Arbeit belohnt wird. Die Überzeugung von den Inhalten ist gelungen.

Was kann die Mannschaft noch besser machen?

Jakobs: Wir sind jetzt zweimal früh in Rückstand geraten und hatten Probleme, in der Anfangsphase Zugriff zu bekommen. Daran müssen wir arbeiten. Wir müssen nicht in Rückstand geraten, um ein Spiel zu gewinnen.

Jörg Jakobs glaubt an Klassenerhalt mit dem aktuellen Kader

Neuer Trainer, neue Spielidee. War die Ungewissheit vielleicht noch ein bisschen größer als sonst?

Jakobs: Es ist doch einiges neu. Dass es dann direkt am Anfang so funktioniert, ist super. Das ist nicht selbstverständlich. 2012 unter Holger Stanislawski sind wir mit zwei Punkten aus sechs Spielen in die Zweite Liga gestartet, bis wir uns gegen den FSV Frankfurt zu einem 2:1 gequält haben.

Die Transferphase dauert noch zwei Wochen. Wo braucht die Mannschaft noch Verstärkung von außen?

Jakobs: Natürlich fallen mir spontan Spieler und Positionen ein, auf denen wir uns verbessern können. Aber die Sachlage ist ja bekannt und ändert sich nicht durch Wiederholung.

Ist der Glaube da, dass dieser Kader die Liga halten kann?

Jakobs: Definitiv.

Das verwundert schon, nachdem man sich so knapp rettete und dann noch Spieler wie Sebastiaan Bornauw und Ismail Jakobs abgegeben hat. Kann man Qualität herbeireden?

Jakobs: Man kann sich auf jeden Fall etwas erarbeiten durch intensives Training. Wenn ein Trainer noch dazu die richtigen Dinge sagt, hilft das natürlich. Und das kann Steffen. Er ist ein sehr akribischer Arbeiter.   Steffen bewegt sich im Regelkreislauf von Training, Analyse und Wettkampf und betreibt dabei unheimlichen Aufwand, der sich auszahlt.

Jörg Jakobs: „Wir sind von Abgängen abhängig“

Was imponiert Ihnen noch an Steffen Baumgart?

Jakobs: Steffen spricht auch gegenüber den Spielern immer von seiner Idee, die er gemeinsam mit ihnen umsetzen will. Viele Trainer scheuen diese konkreten Anweisungen, aber Steffen hat sehr, sehr exakte Vorstellungen, erklärt sie den Spielern und fordert sie ein. Und das ist auffällig. Seine Ideen sind nachvollziehbar, damit überzeugt er die Spieler. Er bringt sie der Mannschaft mit allem, was er macht, näher: im Training, in Gesprächen, mit Videos. Er rechnet mit Fragen, ist darauf vorbereitet und kann sie beantworten. Das ist alles sehr aufwändig, aber das ist sein Weg.

Nach der Partie gab es schon erste Baumgart-Ovationen. Denkt man als Sportchef da: Holla, nicht so schnell?

Jakobs: Natürlich ist das zu früh, das wissen wir alle. Aber vielleicht war es auch den Umständen geschuldet, dass die Menschen einfach froh waren über das, was sie da gesehen haben. Es war perfektes Wetter, die Fans sind zurück im Stadion, haben eine packende Partie, eine Mannschaft, die alles für den Erfolg gibt, fußballerische Momente und am Ende ein Sieg gesehen. Wenn es zum Saisonende die gleichen Rufe gibt, dann haben wir alles richtig gemacht.

Nun geht es zu den Bayern. Steffen Baumgart geht das Spiel ziemlich forsch an, nimmt sich drei Punkte zum Ziel.

Jakobs: Mir gefällt das, weil er sich auch hinstellt, wenn es in die Hose geht und nimmt, was dann kommt und dazu steht.

Ist Ihre Aufgabe eigentlich schwerer als nach dem Abstieg 2012?

Jakobs: Ja, du hattest damals mehr Gestaltungsmöglichkeiten. Allerdings haben wir jetzt Bundesliga-Qualität im Kader und spielen weiter Bundesliga. Jetzt ist die Aufgabe, die Größe des Kaders zu bereinigen. Damals hatten wir andere Vertragskonstellationen und Herausforderungen mit Spielern wie Pedro Geromel oder Milivoje Novakovic. Diesmal sind wir von Abgängen abhängig.

Jörg Jakobs: „Dann können wir über alles sprechen“

Wie steht es um die Suche nach Ihrem Nachfolger? Der Name des Bielefelders Samir Arabi fiel ja schon mehrfach.

Jakobs: Wir haben uns dazu entschlossen, die Transferphase erstmal abzuschließen, die internen Prozesse mit Thomas Kessler und Lukas Berg, Scouting und Analyse fein zu justieren. Im nächsten Schritt kümmern wir uns dann um den Sport-Geschäftsführer. Ich bin sehr optimistisch, dass das noch in dieser Saison passiert.

Samir Arabi schaut kritisch

Samir Arabi, hier am 27. August 2020, ist aktuell Sportchef bei Arminia Bielefeld.

Und was passiert dann mit Ihnen? Wechseln Sie zurück ins Beratergremium?

Jakobs: Das war die ursprüngliche Verabredung mit dem Vorstand. Aber vielleicht hat der neue Sportchef ja auch noch Verwendung für mich (lacht).

Also wenn Arabi kommt, bringen Sie sich auch operativ noch weiter mit ein?

Jakobs: Wer auch immer kommt: Wenn es sich mit meiner Tätigkeit an der Sporthochschule in Einklang bringen lässt, können wir über alles sprechen.