Erneuter Absturz nach Europa-Quali?Daum spricht über FC-Fehler, Baumgart und Erwartungen an Tigges

Trainer Steffen Baumgart und Neuzugang Steffen Tigges stehen beisammen.

Training beim 1. FC Köln am 27. Juni 2022: Coach Steffen Baumgart (r.) mit Neuzugang Steffen Tigges.

Star-Trainer Christoph Daum spricht im Interview über die Lage bei seinem Ex-Klub 1. FC Köln. Kann der Klub die tolle Saison bestätigen oder droht erneut ein Absturz?

von Uwe Bödeker (ubo)

Beim 1. FC Köln rollt wieder der Ball. In der Vorbereitung auf die neue Saison wird geschwitzt und geackert. Der Jubel im Klub über die tolle Vorsaison ist Geschichte. Jetzt will Trainer Steffen Baumgart (50) beweisen, dass der FC konstant zu einer Top-Adresse im deutschen Fußball werden kann.

Und vielleicht sogar darüber hinaus. Mit Platz sieben wurde in der abgelaufenen Spielzeit die Conference League erreicht. Die Playoffs werden am 2. August 2022 ausgelost. Die Spiele steigen dann am 18. August (Hinspiel) und am 25. August (Rückspiel).

1. FC Köln: Im August wird es international

Doch was ist drin für den FC? Geht der Weg weiter nach oben oder droht der nächste Absturz wie 2017/18, als die Europa League erreicht wurde und Köln am Ende der Saison den Abstieg aus der Bundesliga verdauen musste? Im Interview mit EXPRESS.de sprach der Kölner Ex-Trainer Christoph Daum (68) Ende Juni 2022 über den 1. FC Köln.

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Der 1. FC Köln hat gerade den Vertrag mit Trainer Steffen Baumgart bis 2024 verlängert. War das eine gute Entscheidung für den ganzen Klub? Wie beurteilen Sie die Verlängerung? Christoph Daum: Wenn wir wieder so eine Saison spielen, dann wird die nächste Vertragsverlängerung auch schon wieder anstehen. Steffen Baumgart hat den 1. FC Köln wiederbelebt, hat Unglaubliches geleistet. Er hat einzelne Spieler und die Mannschaft besser gemacht. Er hat für neue Identifikation gesorgt. Wenn man die Platzierung hinzuzieht, und dass man international wieder vertreten ist, dann ist das die logische Konsequenz, dass man sich rechtzeitig die Dienste dieses Trainers sichert. Nicht, dass er noch mal so eine Saison hinlegt und dann die Begehrlichkeiten bei anderen Vereinen weckt...

Es heißt ja oft: Im Erfolg macht man die größten Fehler. Was muss der FC jetzt beachten in der Saison, wo es auch um Europa geht? Daum: 2017 wurde die Europa League erreicht, Tausende Fans sind nach London zum Arsenal-Spiel gereist – und am Ende der Saison stand der Abstieg. Wichtig ist jetzt, dass man sich wirklich kontinuierlich hinterfragt, was man besser machen kann. Denn im Erfolgsfall war nicht alles richtig, genau wie bei Misserfolg nicht alles falsch ist.

Christoph Daum hat Angelica Camm-Daum und Tochter Lavina Daum im Arm.

Christoph Daum am 28. Juni 2022 beim CHIO in Aachen mit Tochter Lavina und Frau Angelica (r.).

Was muss beim FC konkret passieren? Daum: Trotz der wahnsinnig hohen Punkteausbeute, trotz der sehr guten Schlussplatzierung, muss man beim FC jetzt kritisch analysieren, was hätten wir noch besser, was noch anders machen können? Das heißt nicht, dass unbedingt eine bessere Platzierung wie Platz sechs oder fünf herausgesprungen wäre, sondern eher: Wie können wir unsere Abläufe verbessern.

Was ist dann in Zukunft drin für die Kölner? Daum: Es geht darum, konstant in der Bundesliga zu bleiben, nie in den Bereich des Abstiegs zu kommen. Dafür braucht man klare Strukturen und klare Kompetenzen. Insofern hoffe ich, dass sich dies alles kontinuierlich abspielen wird, um den 1. FC Köln zu einem wirklichen Dauermitglied der Bundesliga zu machen. Und nicht so, wie wir es häufig gesehen haben, dass Köln ein sogenannter Borderline-Klub bleibt.

Hat sich der FC gut verstärkt? Daum: Wenn die einschlagen, ja. Dieses Transfergeschäft wird ja immer schwieriger. Auch der 1. FC Köln hat entsprechende finanzielle Beschränkungen wie viele andere Vereine auch zu beachten. Da muss man sehr genau hinschauen, wie man das wenige Geld, was zur Verfügung steht, zielgerichtet einsetzt.

Was erwarten Sie von Steffen Tigges und Co? Daum: Die Verstärkungen haben jetzt nicht die großen Namen. Aber das ist nicht das Entscheidende. Entscheidender ist, dass sie das entsprechende Potenzial haben. Und dann wird es darauf ankommen, wie man sie integriert bekommt und wie sie sich selber auch integrieren. Das ist ja nicht immer nur eine Sache des Vereins und der Mannschaft, neue Spieler zu integrieren, sondern auch eine wichtige Aufgabe der neuen Spieler. Und wenn das ein guter Prozess wird, dann würde ich sagen: gute Transfers. Ich möchte da auch mit Vorschusslorbeeren rangehen. Deshalb noch mal: Das sind gute Transfers.