Conference LeagueKabinen- & Kontakt-Verbot für Baumgart: So will der FC der Nizza-Sperre trotzen

Volles Vertrauen vom Chef: André Pawlak (l., hier am 28. August 2022) vertritt Steffen Baumgart in Nizza an der Seitenlinie.

Volles Vertrauen vom Chef: André Pawlak (l.) vertritt Steffen Baumgart (hier am 28. August 2022 gegen Stuttgart) in Nizza an der Seitenlinie.

Nach seiner Gelb-Roten Karte in den Playoffs ist Steffen Baumgart zum Start der Conference League gesperrt. Stattdessen steht André Pawlak beim 1. FC Köln an der Seitenlinie. Das sagt er über seinen Vertretungs-Job.

von Martin Zenge  (mze)Sebastian Bucco  (buc)

Der Chef muss auf die Tribüne – André Pawlak (51) übernimmt! Kölns Co-Trainer vertritt den gesperrten Steffen Baumgart (50) am Donnerstag (8. September 2022, 18.45 Uhr, RTL+) in Nizza. Während der FC-Coach zum Conference-League-Auftakt sogar Kabinen-Verbot hat, wartet auf Pawlak das größte Spiel seiner Karriere.

„Ja klar, im Europapokal habe ich noch nie an der Linie gestanden, deswegen ist es definitiv etwas Besonderes“, macht der eigentliche Assistent keinen Hehl aus seiner Vorfreude: „Dann noch in Nizza vor der roten Wand. Diese Chance hat man nicht alle Tage, von daher genieße ich den Moment.“

Gewinnt André Pawlak erneut als Vertreter von Steffen Baumgart?

Es ist nicht das erste Mal, dass Pawlak (seit 2017 beim FC) als Chef einspringt. 2019 brachte er Köln nach der Anfang-Entlassung über die Aufstiegs-Ziellinie, und im Februar vertrat er den an Corona erkrankten Steffen Baumgart erfolgreich in der Bundesliga gegen Freiburg.

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„André hat eine gute Bilanz. Ich war weg und wir gewinnen 1:0. Aber fordert jetzt bitte nicht, dass ich andauernd weg bin“, scherzt Baumgart, der im Playoff-Rückspiel gegen Fehérvár kurz vor Schluss Gelb-Rot gesehen hatte, gegenüber EXPRESS.de.

Ein neues Wohnzimmer-Video, wie damals beim Freiburg-Sieg, wird es von ihm am Donnerstag jedoch nicht geben. Baumgart wird stattdessen in Nizza auf der Tribüne auf und ab tigern. Seine Sitznachbarn werden keinen ruhigen Abend haben...

„Dieses Mal muss sich Steffen nicht vorm Fernsehen aufregen, das kann er live tun“, schmunzelt Pawlak, dem natürlich bewusst ist: „Er wird sich sicherlich ärgern. Wer Steffen kennt, der weiß, dass jedes Spiel, das er verpasst, eins zu viel ist.“

Steffen Baumgart gesperrt: So ist der Nizza-Ablauf des 1. FC Köln

Mittwochvormittag (Abflug 11 Uhr) wird Baumgart zunächst ganz normal mit der Mannschaft nach Nizza reisen, 17 Uhr das Abschlusstraining im Stadion „Allianz Riviera“ leiten und anschließend auch gemeinsam mit Ellyes Skhiri (27) auf dem Pressekonferenz-Podium sitzen.

Pawlak über den weiteren Plan: „Wir werden am Spieltag auch noch die Besprechungen mit ihm machen. Dann sind alle Abläufe klar. Wir setzen sie auf der Bank gemeinsam als Team um, als wenn der Chef dastehen würde.“

In die Kabine darf Baumgart vor Anpfiff nicht, erst 15 Minuten nach Abpfiff. Genauso tabu ist direkte Kommunikation mit seinen Assistenten am Spielfeldrand – er müsste bei Redebedarf den Umweg über die Videoanalysten nehmen, die in Funkkontakt zur Bank stehen.

„Mein Handy habe ich beim Spiel sowieso nicht dabei. Das kriegen wir über die Analysten geregelt. Im Zweifel ruft Steffen etwas von der Tribüne runter, er ist ja laut genug, das werden wir hören“, so Pawlak gelassen.

Überhaupt gibt er sich trotz der großen Europapokal-Bühne entspannt: „Ich mache das Ganze ja auch schon seit mehr als 20 Jahren.“ Allerdings nicht im Europapokal. Greift er da anders als Baumgart zum Anzug? „Klar. Zum Trainings-Anzug.“

André Pawlak: „Nizza ist der klare Favorit dieser Gruppe“

Was sich ohne Baumgart ebenfalls nicht ändern wird, ist die Herangehensweise des Teams. „Nizza ist der klare Favorit dieser Gruppe. Sie haben einen Kader-Wert, der dreimal so hoch ist wie unserer, das sind ganz andere Möglichkeiten“, sagt Pawlak zwar, betont aber gleichzeitig: „Wir haben genug Selbstvertrauen, um überall hinzufahren und dort gewinnen zu wollen. Das ist unser klares Ziel.“Anzeige: Jetzt Gutschein für den Fanshop des 1. FC Köln gleich hier im EXPRESS-Gutscheinportal sichern!

Zumal wohl mehr als 10.000 FC-Fans dabei sind, um die Mannschaft zum ersten Gruppensieg zu brüllen. Da wartet vom Anpfiff an Gänsehaut! „Das wird für alle ein grandioser Moment“, ist sich Pawlak sicher: „Den sollten wir auf das Spielfeld übertragen und wieder zurück auf die Tribüne.“

Baumgart muss sich also anstrengen, wenn er wirklich zu hören sein will. Ab dem zweiten Spiel gegen Slovacko (15. September, 21 Uhr) hat er dann wieder das Kommando an der Seitenlinie.