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KEC„Amoklauf“ auf Krupp, ein Fast-Konkurs und die Frau, die nicht nach Köln wollte

Rodion Pauels

Rodion Pauels (hier im März 2018) spielte für die Kölner Haie bereits in der Jugend, kehrte 1995 zum KEC zurück und blieb dem Klub bis heute treu.

von Arno Schmitz (schmi)

Köln – Rodion Pauels (57) kennt die Kölner Haie möglicherweise wie kein Zweiter. 1972 wurde der Klub gegründet, 1973 stieß der zehnjährige Rodion zum KEC-Nachwuchs, durchlief als Linksaußen alle Jugendteams. Pauels spielte viele Jahre mit dem späteren Stanley Cup Sieger und nun erneut als Chefcoach zurückgekehrten Uwe Krupp (54) in einer Mannschaft.

Während seines Studiums an der Deutschen Sporthochschule in Köln arbeitete Pauels als Trainer im Jugendbereich der Haie, ehe er 1989 zum EV Füssen wechselte. Im Mai 1995, vor genau 25 Jahren also, lotste der damalige KEC-Manager Miro Sikora (62) den gebürtigen Kölner zurück in die Heimat. Pauels wurde Cheftrainer und Geschäftsführer des kompletten Nachwuchsbereiches (Jung-Haie). Seit 2004 ist er als Sportkoordinator für den gesamten sportlichen Bereich von der Laufschule bis zu den Profis verantwortlich, bis 2010 war er parallel Sportchef der ausgegliederten Profi-Abteilung.

Kölner Haie: Rodion Pauels gibt Trainerposten auf

Seit 2010 war Pauels Sportlicher Leiter und Chefcoach der U20, den Trainerposten übergibt er nun an seinen Assistenten Patrick Strauch (40), da ihm die Dreifach-Belastung als Trainer, Sportlicher Leiter und Geschäftsführer zu groß wurde. „Wenn du ständig Kompromisse eingehen musst, weil du nicht mehr jeden Job zu 100 Prozent so machen kannst, wie du es gerne tun würdest, wirst du in allen Jobs ein bisschen unzufrieden“, erklärt Paules im EXPRESS-Gespräch. „Deshalb habe ich mich entschieden, als Trainer aufzuhören, weil ich weiß, dass das mit Patrick funktionieren wird.“

Alles zum Thema Uwe Krupp

Erst Anfang April wurden dem KEC zum fünften Mal in Folge alle Kriterien des gemeinsamen „Fünf-Sterne-Nachwuchsprogramms“ von DEB und DEL bescheinigt – die Jung-Haie erhielten sogar die beste Punktzahl aller Klubs. „Man darf nicht vergessen, dass wir mit nur einer Eisfläche planen und arbeiten können. Von daher ist das tolle Ergebnis gar nicht hoch genug einzuschätzen und ein Beleg dafür, dass Vorstand, Coaches, Betreuer, Ehrenamtler und Profis bei uns Hand in Hand arbeiten – und das sehr erfolgreich und mit großer Leidenschaft“, sagt Pauels: „Fast alle anderen arbeiten mit zwei oder sogar drei Eisflächen.“

Maedge Pauels

Präsident Rainer Maedge (l.) mit Sportkoordinator Rodion Paules vor dessen Jubiläums-Trikot.

Kölner Haie: Rodion Pauels spricht über prägende Momente

Zum 25-jährigen Haie-Jubiläum erinnert sich Pauels für EXPRESS an schöne und schwierige, aber stets prägende Momente und spricht über den Stand der Planungen für die in Stammheim geplante neue Halle. Pauels über…

… seine Rückkehr zum KEC 1995:

„Meine Frau wollte nicht zurück nach Köln. Sie fühlte sich in Füssen so wohl, dass sie gesagt hat: Ich komme nicht mit. Ich musste Miro Sikora klar machen, dass ich nicht wie eigentlich abgesprochen für drei Jahre unterschreiben kann, sondern erst mal nur für ein Jahr, um das zu testen. Sikora hat zugestimmt wie auch der damalige Präsident Bernd Schäfer III. Es war durchaus schwierig mit der Pendelei, hat sich aber dann alles eingespielt. Und heute will meine Frau davon auch nichts mehr wissen. (lacht) Die Anfangszeit war sehr prägend für mich, die Finalserie 1995, als wir das bis heute vorletzte Mal Deutscher Meister wurden, habe ich noch in Füssen in meiner Penthouse-Wohnung am Fernseher gesehen, Sky hieß da noch Premiere. Dann habe ich mit Leuten wie Sikora, Schäfer III und Heinz-Hermann Göttsch zusammengearbeitet. Das war eine geile Zeit, die man nicht mit der heutigen vergleichen kann, die ich aber nicht missen möchte.“

… seine ersten Top-Talente im Haie-Nachwuchs:

„Christoph Ullmann (2002 mit dem KEC Deutscher Meister/d.Red) kam 1997 als 14-Jähriger aus Waldkraiburg zu uns. Er suchte übers Internet eine Gastfamilie und schrieb einfach mal, er komme nach Köln und wolle Eishockeyprofi werden. Ein Sportinternat gab es damals noch nicht. Mit der ersten Gastfamilie hat es nicht ganz gepasst, aber zur zweiten hat er heute noch Kontakt meines Wissens. Ullman, Sebastian Osterloh oder Dimitri Pätzold waren einige der ersten Jungs, die es richtig weit gebracht haben, später auch Kai Hospelt.“

… seine Zeit als Sportchef der Profis der Kölner Haie:

„Da blieben leider eher negative und schwierige Momente hängen. Der Tod von Robert Müller (der Nationaltorwart erlag im Mai 2009 einem Hirntumor/d. Red.) ging mir damals sehr an die Nieren. Es gibt ja bis heute keine Blaupause dafür, wie man mit solchen Dingen umgeht. Auch die Weltwirtschaftskrise und unser daraus resultierender Fast-Konkurs (Ex-Mäzen Göttsch musste sein finanzielles Engagement drastisch herunterfahren/d.Red.) waren eine äußerst schwierige Zeit, die mich aber auch nachhaltig geprägt hat.“

… seine Rückkehr in den Nachwuchs:

„Auch da ging es zunächst weiter bergab, alle sind abgehauen, 2012 ist unsere U19 abgestiegen. Aber mit Hilfe von Sponsoren, des Vorstands und auch der GmbH haben wir wieder die Kurve bekommen, in den letzten Jahren sind wir wieder immer ganz oben dabei mit unseren U-Teams. Wenn man sieht, dass man in den letzten sieben Jahren viele richtige Entscheidungen getroffen und den richtigen Leuten vertraut hat, dann ist das eine tolle Sache. Und dann gab es da ja auch noch einen Leon Draisaitl. Ich war zwar nicht sein direkter Trainer, aber immer in Kontakt, auch mit seinem Vater Peter. Wenn da ein 12- oder 13-Jähriger ist, und du sagst, der könnte ein bisschen Talent haben, und jetzt ist derjenige eine prägende Figur im Welteishockey – dann erinnert man sich gerne an die Anfänge.“

… über das in Köln-Stammheim geplante Nachwuchszentrum:

„Das war auch ein Grund, meinen Trainerjob aufzugeben, und hat jetzt oberste Priorität für die Zukunft. Es ist die Herzensangelegenheit unseres Präsidenten Rainer Maedge. Wenn es dann klappen sollte, werde ich sportlich federführend sein. Meine Aufgabe ist es, so zu planen, dass wir mit der neuen Halle auch 20 Jahre später noch gut dastehen. Als die Kölnarena 2 geplant wurde, wurde ich gefragt, wie viele Kabinen wir brauchen. Ich sagte acht, bekommen haben wir fünf. In Stammheim brauchen wir wesentlich mehr, es geht nicht nur um den Nachwuchs, sondern auch um Frauen- oder Paarhockey. Die Machbarkeitsstudie läuft, wir warten jetzt mal die Ergebnisse ab. Wenn alles funktioniert, hoffe ich, dass wir das Projekt 2025 finalisieren könnten.“

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… seine Zeit als Nachwuchsspieler in einem Team mit Uwe Krupp:

„Da erinnere ich mich spontan an eine Spiel mit der U20 in Pfronten, da haben sie einen regelrechten Amoklauf auf Uwe veranstaltet. Er war mit Abstand unser bester Spieler, und vor 40 Jahren ging es leider auch darum, den Gegner zu verletzten, das muss man leider so sagen. Ich dachte, scheiße, die wollen ihm wirklich ans Leder, hier geht es um die Gesundheit. Ich fand das ekelhaft. Uwe lag dann auch hier und da mal auf dem Boden, hat das aber aufgrund seiner Klasse überragend und mit einer unglaublichen Gelassenheit gelöst.

Krupp Spielerbank

Cheftrainer Uwe Krupp, hier im Februar beim Spiel gegen Wolfsburg, spielte im Nachwuchs in einem Team mit Rodion Pauels.

Grundsätzlich war es damals so, dass er unser Offensiv-Verteidiger war und ich, eigentlich Linksaußen, ihn abgesichert habe. Er war zwei Jahre jünger als ich, hat aber natürlich schnell seinen Weg nach oben gemacht. Es hat Spaß gemacht und war im Nachhinein eine große Ehre, mit ihm zu spielen.“