Aldi schlägt einen draufPreise hoch wie lange nicht mehr – das könnte erst der Anfang sein

Blick in die neue Aldi-Filiale in Essen, in der Nähe des mittlerweile geschlossenen Stammhauses (Archivfoto vom Dezember 2020): Aldi hat zuletzt erneut die Milchpreise erhöht, auch die Konkurrenz zieht wohl nach. Branchenexperten vermuten, dass das erst der Anfang sein könnte.

Blick in die neue Aldi-Filiale in Essen, in der Nähe des mittlerweile geschlossenen Stammhauses (Archivfoto vom Dezember 2020): Aldi hat zuletzt erneut die Milchpreise erhöht, auch die Konkurrenz zieht wohl nach. Branchenexperten vermuten, dass das erst der Anfang sein könnte.

Bereits 2021 stiegen die Preise für Milch und Butter, zuletzt hat Aldi im Januar die Preise für Milch angehoben. Sie ist so teuer wie lange nicht mehr. Laut einem Medienbericht könnte das erst der Anfang sein, womöglich sind bald auch andere Lebensmittel an der Reihe.

von Martin Gätke (mg)

Bis zu 40 Cent mehr verlangten die Discounter für Butter seit November 2021 (250 Gramm). Im Januar 2022 war dann die Milch bei Aldi dran: um drei Cent pro Liter wurde der Preis angehoben. Frischmilch mit 1,5 Prozent Fett kostet 75 Cent je Liter und mit 3,5 Prozent Fett 83 Cent je Liter.

Dabei blieb es allerdings nicht. Bundesweit wurde der Liter Vollmilch noch einmal teurer – lautlos und unbemerkt. Mittlerweile zahlen Kunden bei Aldi 88 Cent für die Eigenmarke – insgesamt also acht Cent mehr. 80 Cent sind es für die fettarme Variante. Vor einem Jahr kostete der Liter bei Aldi noch 79 beziehungsweise 71 Cent (fettarm).

Laut einer Pressemitteilung vom Verband der Milcherzeuger Bayern (VMB) trage der Discounter damit den „Marktkräften von Angebot und Nachfrage etwas mehr Rechnung“. Erste Wettbewerber hätten es Aldi bereits gleichgetan und ebenfalls die Preise für Milch der Eigenmarken angepasst. Und das ist nicht alles.

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Preise für Milch und Butter, aber auch für Sahne und Quark liegen höher

Nicht nur für Milch und Butter, sondern auch für Joghurt, Sahne, Quark und Kondensmilch lagen die Preise laut Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) 8,6 Prozent höher. Neue Preisrunden in einzelnen Warengruppen haben die Preise weiter steigen lassen. Laut AMI bewirkten ein knappes Angebot und höhere Kosten bei der Produktion, dass sich Milch und einige Milchprodukte verteuerten.

Doch wie „Spiegel“ berichtet, ist die Entwicklung längst nicht am Ende. Auf dem Milchmarkt zeichne sich demnach eine Preisrallye ab, wie die Branche sie lange nicht gesehen hat.

Die höheren Preise, sie kommen auch den Landwirten zugute. Bereits 2021 haben Molkereien den Auszahlungspreis an sie erhöht. Im Dezember überschritt dieser die Marke von im Schnitt 40 Cent – doch auch dieser Betrag reiche nicht mehr.

Milchpreise steigen: Kosten für Bauern sind gestiegen

„Die 40 Cent relativieren sich“, sagt Hans-Jürgen Seufferlein, Direktor des Verbands der Milcherzeuger Bayern, dem „Spiegel“. Ein Viertel der Milch in deutschen Regalen kommt von dort. Auch die Kosten für Bauern seien gestiegen, Düngemittel, Kraftfutter, Diesel, Strom – alles ist teurer. „Wir werden Richtung 50 Cent Milchpreis für die Erzeuger tendieren – und dies ist auch notwendig.“  Die Milcherzeuger hoffen auf eine schnellere Milchpreisanpassung nach oben.

Die Rallye der Milchpreise hat gerade erst begonnen. Seufferlein sagt, von der jüngsten Preisrunde bei Aldi komme bei den Landwirten vorerst erst einmal nichts an. Er befürchtet: „Aldi und Co. sahnen jetzt erst einmal ordentlich auf Kosten der Verbraucher ab.“ Er glaube, Aldi passe die Preise stufenweise an die geplanten höheren Tierwohlstandards an. Ab dem Frühjahr wollen Discounter die ersten Milch-Eigenmarken dementsprechend kennzeichnen.

Preise steigen: Milch und Milchprodukte knapp

Im Januar haben Aldi Nord und Aldi Süd angekündigt, in absehbarer Zeit bei ihren Eigenmarken vollständig auf Milch verzichten zu wollen, bei deren Herstellung nur die gesetzlichen Mindestanforderungen an die Tierhaltung erfüllt werden. Die Umstellung soll bis 2024 erfolgen.

Nicht nur Milch ist knapp, sondern auch viele Milchprodukte. Deshalb liegt der Rohstoffwert der Milch laut „Agrar heute“ derzeit deutlich über 50 Cent. Gleichzeitig wird der Preis für die Milcherzeugung teurer. Milcherzeuger-Vertreter Seufferlein prognostiziert deshalb weitere Erhöhungen für Verbraucherpreise: „Rein von Angebot und Nachfrage hätte der Preissprung bei Trinkmilch im Handel schon im Januar bei zehn Cent liegen müssen.“

Preise steigen: Schlägt sich das auch auf viele andere Produkte durch?

Gut möglich, dass die jüngsten Preissteigerungen für Milch erst der Anfang waren. Und nicht nur dafür: Molkereien verkaufen nicht nur Trinkmilch, sondern auch Sahne oder Butter. Auch hier rechnen Branchenexperten mit einem Preissprung. Höhere Milch-Preise könnten sich auf viele Produkte durchschlagen: Croissants könnten teurer werden (Butter) ebenso wie zum Beispiel Brotaufstrich (Magermilchpulver). (mg)