Bei Aldi, Lidl, Rewe & Co.Ausgerechnet jetzt: Preis-Schock bei beliebtem Produkt

Ein Kunde hat Bier, Wurst, Margarine, Schinken und Salat in einen Einkaufswagen gelegt.

Bei Aldi, Lidl, Rewe & Co. müssen sich Verbraucherinnen und Verbraucher jetzt auf höhere Preise bei einem beliebten Produkte einstellen. Ein Kunde hat in unserem Archivbild aus dem Jahr 2019 Bier, Wurst, Margarine, Schinken und Salat in einen Einkaufswagen gelegt.

Nächster Preis-Schock bei Aldi, Lidl, Rewe & Co. – und das ausgerechnet jetzt, vor dem Sommer und der Biergarten-Saison: Ein bei Deutschen sehr beliebtes Produkt wird nun teurer.

von Martin Gätke (mg)

Hohe Energiepreise, Lieferengpässe, Rohstoffknappheit – es ist dieser Dreiklang, der vielen Unternehmen schon seit Monaten zusetzt. Verbraucherinnen und Verbraucher mussten bereits bei zahlreichen Produkten ordentlich draufzahlen – der Krieg in der Ukraine tut sein Übriges. Jetzt trifft es die nächste Branche – und das ausgerechnet vor der warmen Jahreszeit.

Erneut werden die deutschen Kundinnen und Kunden in den Supermärkten und Discountern wohl mit kräftigen Kostensteigerungen konfrontiert.

Die Corona-Beschränkungen sind aufgehoben, die Gastronomie kann aufatmen und auch die Biergärten stehen kurz vor der neuen Saison. Sonne, ein Glas Bier, etwas Deftiges dazu – für viele Deutsche der Inbegriff von Sommer und Erholung. Bier zählt zu den beliebtesten alkoholischen Getränken deutscher Verbraucherinnen und Verbraucher: Rund 84 Liter hat jeder Deutsche im Schnitt im Jahr 2021 getrunken.

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Allerdings ist der Bierabsatz in der Corona-Pandemie gesunken, zuletzt um 2,2 Prozent. Bereits 2020 war der Bierabsatz um 5,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken. Und die Aussichten für das kommende Jahr bleiben trüb für die Brauer und Brauerinnen.

Aldi, Lidl, Rewe & Co.: Preiserhöhung auch beim Bier

Denn noch haben die Brauereien in Deutschland die Folgen der Pandemie nicht überwunden, da müssen sie schon die nächste Krise bewältigen: Der Krieg in der Ukraine, hohe Energiepreise, ein möglicher Gaslieferstopp, Verpackungen, Logistik – all das trifft nun auch die Bierbranche hart. Die ersten Brauereien haben bereits ihre Preise angehoben, weitere folgen. Doch das sind nur die ersten, „überfälligen“ Preiserhöhungen. Denn die Brauer und Brauerinnen sehen sich längst mit neuen, noch stärkeren Kostensteigerungen konfrontiert.

Jahrelang mussten sich die Deutschen um den Bierpreis keine Sorgen machen, er blieb lange konstant. Das ändert sich nun. Krombacher und Veltins haben Preise ab Brauereirampe bereits zum 1. April 2022 erhöht. Die Radeberger Gruppe und Bitburger hatten angekündigt, im Mai die Preise zu erhöhen. Branchenkenner schätzen, dass bei den großen Pilsmarken der Bierkasten mit 20 Halbliterflaschen um etwa 1 Euro teurer werden könnte.

Aldi hat bereits Anfang April Preis für Bier-Eigenmarke angehoben

Bereits Anfang April hatte Aldi die Preise vieler seiner Produkte erhöht– auch beim Bier. Andere Discounter und Supermärkte folgten. Der 6er-Pack Pilsner von Aldis Eigenmarke Karlskrone kostete nach Beobachtungen von „Focus“ erstmals 1,89 Euro. Der Preis stieg um 10 Cent an.

„Lieferengpässe und Kostensteigerungen sind wir leider gewohnt – bereits die Corona-Krise hat der Braubranche schwer zugesetzt. Aber was gerade passiert, sprengt alle Dimensionen: Wir sehen bei Rohstoffen, Verpackungen, Energie und Logistik nie gekannte Preiserhöhungen“, sagt der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes, Holger Eichele, der Deutschen Presse-Agentur. Braumalz und Neuglas – das seien die größten Kostenfaktoren, hier gingen die Einkaufspreise am meisten durch die Decke.

Besonders betroffen von den Entwicklungen aber sind die kleinen Brauereien, die schwer an Rohstoffe kommen.

Ukraine: Krieg sorgt für zusätzliche Belastung für Brauereien

Erst die Absatzrückgänge in der Pandemie, jetzt der Krieg in der Ukraine: Viele Unternehmen haben ihre Investitionen in Russland gestoppt, auch Brauereien. Bitburger, Erdinger Weißbräu, Krombacher, Radeberger erklärten, kein Bier mehr nach Russland zu exportieren. Dabei war Russland zuletzt zum zweitgrößten Absatzmarkt für deutsches Bier aufgestiegen. Eine zusätzliche Belastung.

Dabei sei für viele Betriebe noch unklar, ob die Talsohle nach den Absatzrückgängen wegen Corona schon überwunden ist. Gästezahlen nähmen zwar wieder zu, Brauereien und Gastronomen seien aber noch weit von dem Niveau vor der Pandemie entfernt, erklärt der Deutsche Brauer-Bund.

Ukraine und Corona lässt Preise steigen: „Kosten schießen durch die Decke“

Hauptgeschäftsführer Holger Eichele warnte bei n-tv bereits Anfang April vor der dramatischen Entwicklung für Deutschlands Brauereien. „Die Kosten schießen durch die Decke, sie drohen völlig aus dem Ruder zu laufen.“ Klar, dass diese Kostensteigerungen auch auf den Endpreis umgelegt werden müssten. „Hoffentlich haben die marktbeherrschenden Handelskonzerne verstanden, welch exzessiven und existenzgefährdenden Kostensteigerungen ihre Lieferanten ausgesetzt sind.“ Eichele hofft, dass die Großhändler auch mitziehen.

Höhere Preise beim Bier: Wie reagiert der Handel?

Eichele teilte seine Sorge, dass die großen und auf Preisaktionen fixierten Handelskonzerne nicht erkennen könnten, in welch schwieriger Situation sich die Brauereien weiterhin befinden. Zuletzt war das Ostergeschäft vielerorts in Supermärkten und Getränkemärkten mit Preisaktionen befeuert worden.

Nach Ostern würden nun bei einer Reihe von Marken die Preise angehoben – allerdings handelt es sich hier vorerst um jene Erhöhungen, die bereits im Herbst angekündigt worden waren. Diese sind aber noch keine Effekte der jüngsten Entwicklungen. (mit dpa)