Einen Katzensprung vom Rheinland entfernt lässt es sich beim Herbst-Glamping in der Eifel prima wandern, einkuscheln und innehalten.
Kuschel-Glamping im HerbstSchön hier? Dann ist's ohne Zweifel Eifel!

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Imposant! Die Urfttalsperre ist die älteste Talsperre der Eifel: Ihre 58 Meter hohe Mauer staut den Urftsee auf.
Okay, der Spruch „ohne Zweifel, Eifel“ hat ein wenig Patina, dafür erfindet sich der Höhenzug, der gerade mal eine Stunde von Köln entfernt ist, immer wieder neu. Jetzt im Herbst mit seinen leuchtenden Farben ist die Region um Schleiden ein Top-Kurzreiseziel für Rheinländer vor allem, wenn man sich ein ausgefallenes Glamping-Erlebnis in stylischen Cabins gönnen will.
Schleiden, die „heimliche Hauptstadt“ des Nationalparks Eifel, lockt mit dem 110 Quadratkilometer großen Naturparadies Wander-, Tier- und Sternenfreunde gleichermaßen. Denn in Nordrhein-Westfalens einzigem Nationalpark strahlen die Sterne besonders hell. Bevor es aber zu den Sternen geht, gibt es tagsüber viel zu erleben. Wetten ...?!
Wandern und Glampen bei Neugrad in der Eifel
- Wandern: Puh, hier haben sowohl sportlich Ambitionierte als auch gemütliche Geher die Qual der Tourenwahl, denn es stehen allein 18 Rundwege zur Auswahl, z. B. die 13-Kilometer-Runde ab der historischen Stätte Vogelsang IP. Der Weg führt zunächst mit Gefälle von 16 Prozent hinunter zum Urftsee, dann über die Victor-Neels-Brücke und von dort am Seeufer entlang bis zur Urfttalsperre, der ältesten Talsperre der Eifel. Über die 58 Meter hohe und 226 Meter lange Staumauer gehts im wunderschönen (steilen!) Laubwald auf einem Stück des „Wildnispfades“ zur Dreiborner Hochfläche und zurück nach Vogelsang. Der Aufstieg brennt auch fitten Outdoor-Enthusiasten in den Beinen ...
- Historisches: So atemberaubend die Landschaft, so bedrückend die steinerne Erinnerung an das, was sich im düstersten Kapitel unserer Geschichte auf dem Berg Erpenscheid abspielte. In der auf 100 Hektar errichteten „NS-Ordensburg Vogelsang“ mit unzähligen Gebäuden sollten ab 1936 junge Menschen zu Führungskadern der Nazis ausgebildet werden. Heute ist das denkmalgeschützte Ensemble ein „Internationaler Platz“ (IP) für Toleranz, Demokratie und ein friedliches Miteinander. Es bietet u. a. ein modernes Besucherzentrum mit Ausstellungen. Auch das Nationalparkzentrum ist auf dem Gelände vertreten.
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- Unbedingt machen: In einer offenen Führung Hintergründe zu diesem wechselhaften Ort erfahren, der nach dem Krieg mehr als 50 Jahre lang belgischer und NATO-Truppenübungsplatz war (November-Februar donnerstags bis sonntags um 14 Uhr; unbedingt online anmelden. Ins „tote Dorf“ Wollseifen wandern, malerisch auf der Dreiborner Hochfläche gelegen – und doch ein „Lost Place“: 1946 wurde das einst blühende Dorf von der britischen Militärverwaltung zum Sperrgebiet erklärt, alle Bewohner mussten weg und kehrten nie wieder zurück. Später baute das belgische Militär auf dem Areal Kulissengebäude, um den Häuserkampf zu trainieren. Heute ist Wollseifen ein Ort der Stille und Besinnung.
- Übernachten: Direkt ans Areal Vogelsang grenzend haben Frank Zweigner und Frederik Eichen 2021 Neugrad errichtet. Ein schicker Place-to-be mitten in der Natur für alle, die Ruhe – und die gibt es in der Eifel reichlich! – suchen: autofrei, weitgehend autark dank eigener Photovoltaikanlage und thermischem Batteriespeicher. Von den verbauten Materialien über Mülltrennung bis hin zu den Panoramafenstern mit Vogelschutzmarkierungen wird der Umweltgedanke groß geschrieben. Es gibt ausgefallen designte Tiny Houses in verschiedenen Größen, die „Cabin Style“ (ab 153 Euro die Nacht für 2 Personen) hat nach dem Motto „Platz ist in der kleinsten Hütte“ auf 25 Quadratmetern alles, was man braucht. Clever: Die beiden Induktionsplatten hängen an der Wand (fast könnte man sie für Kosmetikspiegel halten), zum Kochen kann man sie abnehmen. Dank des vielen Stauraums muss nichts rumliegen, was den cleanen Cabin-Charakter stört. Wers extra-warm liebt, bucht sich ein Häuschen mit eigener Sauna.
- Essen und trinken: Keine Lust auf Selbstversorgerküche oder Brotzeit im Tiny House? Dann muss man zum abendlichen Speisen nach Schleiden (z. B. ins „Mayers“) oder nach Gemünd („Gemünder Brauhaus“, „Hotel Hermanns“) fahren. Das SB-Panoramarestaurant Vogelsang IP hat täglich „nur“ von 10 bis 17 Uhr geöffnet.
- Sternstunden: Der Nationalpark Eifel ist zugleich Internationaler Sternenpark. Wegen der geringen Lichtverschmutzung ist es hier nachts so dunkel, dass man bei klarem Himmel die Milchstraße mit bloßem Auge sehen kann samt unfassbar vieler Sterne.
- Das nervt: Man könnte den gesamten Nationalpark mit Verbotsschildern zupflastern – trotzdem schnipsen einige geistige Flachmeißel Unrat auf die Wege. Pfui!
- Das bleibt: Unvergessliche Eindrücke von Stille, Sternen und Natur, Zwacken in den Oberschenkeln und neue Wanderschuhe ganz oben auf der Weihnachtswunschliste (die alten sind jetzt endgültig durchgetreten).
Nationalpark Eifel: Immer hübsch auf den Wegen bleiben
Im Nationalpark Eifel mit 240 Kilometer Wanderweg herrscht strenges Wegegebot – ein Kompromiss zwischen Naturschutz und Naturerleben durch den Menschen. Zudem sind Rauchen, Lärm machen und Übernachten verboten.
Auf der Dreiborner Hochfläche bitte zusätzlich aufpassen: Sie wurde bis vor 20 Jahren aktiv als „Truppenübungsplatz Vogelsang“ genutzt. Abseits der Wege droht Lebensgefahr durch Blindgänger bzw. Kampfmittel.

