Für viele ist Bali die Trauminsel schlechthin – doch der Urlaub auf dem Eiland in Indonesien offenbart auch Abgründe.
Vulkane, Tempel, InfluencerBali – Ein Paradies mit Schattenseiten
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Dichter Regenwald, tosende Wasserfälle, faszinierende Natur und Kultur. Gastfreundliche Menschen – kein Wunder, dass Bali zum Traumziel (nicht nur) für Scharen an Influencern geworden ist. Die indonesische Insel mit etwa 4,3 Millionen Einwohnern erlebt einen gigantischen Touri-Boom: 2024 waren es 6,5 Millionen. Doch das Paradies hat seine Schattenseiten: Verkehr kurz vorm Kollaps, Müll, Armut, Zerstörung, Tierquälerei.
„E-Oh, e-oh“ das typische Rufen des Tokeh-Geckos ist auf Bali typisch. Jeden Abend verabschiedeten uns die Echsen mit den irgendwie niedlichen Glupschaugen damit in die Nacht. Die Flora und Fauna auf der indonesischen Insel ist vielfältig und wunderschön. Bunte Pflanzen, die hierzulande Zimmer zieren, sprießen bei ganzjährig schwül-heißen Temperaturen hier im Überfluss in Dschungel und Garten.
Bali: Tipps für tolle Eindrücke – ohne Influencer
- Ubud: Im Ort Ubud hatten wir unseren Standort. Die meisten Touristen machen Rundreisen. Wer wie wir keine Lust auf Hotelwechsel hat, hat hier einen guten Ausgangspunkt für Tagestouren. Ubud ist ein quirliger Ort mit vielen Restaurants, kleinen Läden und Ständen und noch mehr Verkehr. Die Gehwege sind oft sehr schmal und löchrig. Der laute, stinkende Verkehr hat uns die Lust am Bummeln leider etwas verhagelt.
- Verkehr: Linksverkehr, Motorroller bis zum Gehtnichtmehr, Drängeln, Stress: Von selbst fahren sei hier dringend (!) abgeraten. Wir haben uns via Taxi-App „Grab“ fortbewegt. Sehr günstig. Viele Touris mieten sich Roller und bauen damit oft Unfälle, wie uns ein Taxifahrer erzählte.
- Wasserfälle: Es gibt unzählige. Fast alle kosten umgerechnet ein paar Euro Eintritt (meist Barzahlung). Solche, vor denen sich Influencer in Bikinis räkeln (lange Wartezeiten für Fotos!), haben wir ausgelassen (zum Beispiel der Sekumpul-Wasserfall). Gelohnt hat sich der Abstieg (nichts für Fußkranke!) zum Leke Leke: Hier sprüht richtig schön die Gischt ins Gesicht.
- Affenwald: Im heiligen Affenwald von Ubud turnen hunderte Langschwanzmakaken über Bäume, Wege und Besucher. Toll, den Tieren so nah zu sein – doch Vorsicht, die Affen klauen schonmal Handys und können beißen. Am besten immer langsam in Bewegung bleiben.
- Tempel: Es ist schon eine erstaunliche Dichte an Tempeln und Schreinen, die auf dem hinduistischen Bali zu finden ist. Besonderes Ziel ist etwa der „Meerestempel“ Tanah Lot auf einem Fels im Ozean. Oder Pura Ulun Danu Bratan, ein kleiner, aber sehr hübscher Tempel im Bratan-See. Hier wird aber die „Freizeitparkisierung“ Balis deutlich: Auf dem Gelände sind Plastikfiguren von Tieren verteilt, es gibt einen Spielplatz, Foto-Spots und Tiergehege. Zur heiligen Atmosphäre will das nun gar nicht passen.
- Reisterrassen: Ähnlich bei den Reisterrassen von Tegalalang: Ziplines und Schaukeln für Instagramfotos stechen heraus. Wer aber etwas hineinwandert, findet Ruhe. Noch schöner sind die Reisterrassen Jatiluwih. Gigantisch groß (300 Hektar), ab und an von Dschungel durchzogen, mit tollem Blick auf die Vulkane der Insel. Zurecht UNESCO-Welterbe!
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- Mount Batur: Knapp 1700 Meter hoher, aktiver Vulkan. Angeboten werden vor allem Touren zum Sonnenaufgang. Wir haben uns für den Sonnenuntergang entschieden, der zwar weniger spektakulär ist, aber auch weniger überlaufen auf dem Gipfel. „Morgens ist es da oben wie auf dem Markt“, so unser Fahrer. Hoch gehts nur mit Guide, die Wege sind je nach Route recht abenteuerlich. Top Aussicht und unser Guide kochte Eier und Bananen im heißen Vulkandampf. Lecker!
- Strand: Für einen reinen Badeurlaub eignet sich Bali nur bedingt, der Indische Ozean ist oft wild. Für Surfer perfekt. Klassischen Sandstrand findet man in der Touristen-Enklave Nusa Dua extra gegründet für Urlauber, mit Zugangskontrollen. Komische Atmosphäre, aber ruhig genug zum Baden. An verschiedenen Buchten der ganzen Insel kann man auch Schnorcheln und Tauchen, mit Glück sieht man z.B. Meeresschildkröten.
- Rafting: Unerwartetes Highlight! Mit dem Schlauchboot ging es über ein paar Stromschnellen des Ayung-Flusses. Ein einzigartiger Blick auf die dunkelgrünen, hohen Dschungelwände rechts und links!
- Übernachten: Wir haben in den „Aswanaya Villas Ubud“ übernachtet: Eine Hütte auf kleiner Anlage mit schönem Pool, etwas abseits des Trubels. Für elf Nächte haben wir etwa 700 Euro bezahlt.
- Essen und Trinken: Für um die fünf Euro bekommt man eine ganze Mahlzeit. Lecker: Beef Rendang, hat was von Gulasch mit exotischen Einflüssen. Ein Restaurant mit märchenhaftem Garten ist das „Wedja“ in Ubud. Im Ort gibt es auch viele Lokalitäten mit westlichen Speisen, gute Pizza gibts etwa im „Arte“. Alkohol ist auf ähnlichem Preisniveau wie in Deutschland.
Balis dunkle Seite: Müllprobleme und großes Tierleid
- Die Schattenseiten: Bali hat ein Müllproblem. Sowohl an Stränden als auch in Flüssen. Abends verbrennen die Einwohner ihren Hausmüll am Straßenrand. Auch Tierschutz ist hier kaum ausgeprägt: Es gibt sehr viele Straßenhunde, oft in schlechtem Zustand. Sämtliche Aktivitäten mit Tieren (z.B. Elefantenbaden, Schildkröten-Freilassung, Delfintouren – oft eher eine Hetzjagd) sollte man lieber sein lassen, auch wenn mit ethischem Umgang geworben wird – das ist oft eben nur Werbung. Für den berühmten Luwak-Kaffee, dem teuersten Kaffee der Welt, der von der Schleichkatzen-Art vorverdaut wurde, leben die Tiere oft in kleinen Käfigen. Angeblich werden sie wieder freigelassen. Ganz ehrlich: Der Luwak-Kaffee schmeckt, aber es ist eben doch nur Kaffee. Ein anderes Problem ist Armut: Auf den Straßen Ubuds betteln Mütter mit Kindern, die „größeren“ Kinder verkaufen Fächer und anderen Krimskrams.
- Das nervt: der Verkehr. Für 35 Kilometer haben wir über zwei Stunden gebraucht.
- Das bleibt: Die Erinnerung an faszinierende Natur und Kultur und der Gedanke, dass Tourismus auch zerstörerisch sein kann.
Trauminsel Bali: So komme ich hin
Es gibt keine Non-Stop-Flüge nach Bali. Von Köln oder Düsseldorf aus geht es zum Flughafen in Denpasar nur mit Stop z.B. in Istanbul.
Mehr (und bessere) Verbindungen fliegen von Frankfurt am Main, dauern insgesamt um die 18 Stunden und kosten pro Person (hin und um) ca. 1000 Euro. Tipp: Auf dem Hinweg einen mehrtägigen Stop einlegen, zum Beispiel in Singapur oder Bangkok.


