In Teil 2 des „Goodbye Deutschland!“-Specials „Die Bilanz“ blicken diesmal Kathrin und Tommy Mermi-Schmelz sowie Lena Koll zurück auf 18 respektive 13 Jahre im Ausland. Bei VOX berichten sie, was aus ihren Träumen wurde und wie sie ihren Mut von damals heute beurteilen.
„Vergesst es!“„Goodbye Deutschland!“-Urgesteine warnen Auswanderungs-Willige eindringlich

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Durch Dick und Dünn und um die Welt: Tommy und Kathrin Mermi-Schmelz gehen seit Jahrzehnten gemeinsam durchs Leben.
„Sonne, Sand und Meer“ hatten die einen 2007 nach Brasilien gelockt, für eine Gesangskarriere und die Liebe war eine andere 2012 nach Mexiko gezogen - alle drei „Goodbye Deutschland!“-Auswanderer befragte VOX nun in der Sondersendung „Die Bilanz“ zu ihren Erfahrungen.
„Wie so'n schlechter Wetterbericht“, beurteilte etwa Lena Koll (37) das Auf und Ab ihrer Zeit in Mexiko, lächelte dabei aber. Voller Hoffnungen und Träume war sie mit 24 Jahren nach Mexiko-Stadt ausgewandert, nachdem sie sich im Urlaub in den Bassisten einer Rockband verliebt hatte. Nur zwei Wochen sowie im Anschluss eine einmonatige Fernbeziehung hatten damals gereicht, um ihr Hamburger Leben hinter sich zu lassen und sich Hals über Kopf in eines zu stürzen, in dem sie sich nur ungern allein auf die Straße wagte: Ihr Partner Kenny wohnte in Ecatepec, einem gefährlichen Teil der Metropolregion.
„Goodbye Deutschland!“-Auswanderer: „Es passieren immer Sachen, mit denen du nicht rechnest“
Doch es lockte nicht nur die Liebe, sondern auch eine Karriere als Sängern in Kennys Band. Doch ob sie mit der lose zusammengewürfelten Garagentruppe wirklich ihren Lebensunterhalt würde verdienen können? Ihre mitgebrachten Ersparnisse beliefen sich auf lediglich 1.500 Euro.
Weit weniger planlos hatten sich die „Goodbye Deutschland!“-Urgesteine Kathrin (57) und Tommy Mermi-Schmelz (54) vor 18 Jahren mit Kathrins damals elfjähriger Tochter Jessi sowie Kumpel und Geschäftspartner Uwe Wehrstedt (59) ins Abenteuer Ausland gestürzt. Vom schwäbischen Kirchheim unter Teck ins brasilianische Canavieiras sollte es für die Gastro-Truppe gehen - zwei Jahre lang hätten sie sich vorbereitet - oder besser gesagt, es versucht, so Kathrin. Denn: „Du kannst dich noch so gut vorbereiten, es passieren immer irgendwelche Sachen, mit denen du nicht rechnest.“

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Via Videochat zog Mexiko-Auswanderin Lena Koll Bilanz.
Insofern vielleicht gar nicht so falsch, wie Lena einfach vieles auf sich zukommen zu lassen. Immerhin hatte sie dank ihrer spanischen Mutter schon damals die Landessprache fließend gesprochen - ansonsten aber blickte sie heute ein bisschen kopfschüttelnd auf die junge Frau zurück, die sie damals gewesen war: Sie habe sich „in den ersten Jahren unfassbar doll darauf konzentriert“, sich „an die Kultur in Mexiko anzupassen“.
Im Nachhinein betrachtet sie das als „nicht immer so gut“. Denn dadurch habe sie wichtige Fundamente ihrer eigenen Kultur teilweise vernachlässigt. Diese seien aber wichtig, „um zu schützen, wer ich bin und wie ich fühle“.
Ein Balanceakt zwischen den Kulturen
Beim Auswandern gehe es um einen Balanceakt zwischen Anpassen an das neue Land und den Werten, die man aus dem eigenen mitbringe. Die Liebesbeziehung zu Kenny ist mittlerweile ebenso Geschichte wie die Gesangskarriere. Mit ihrer kleinen Tochter aus einer späteren Beziehung lebte Lena allerdings immer noch in Mexiko und fand, ihre Auswanderung habe sich „definitiv gelohnt“. Sie habe sicher „nicht immer die schlausten Entscheidungen getroffen“. Das sei aber okay und „Teil der persönlichen Entwicklung und des Reifeprozesses“.
Auch Kathrin und Tommy bereuten nichts: Acht Jahre lang waren sie nach ihrer Auswanderung in Brasilien geblieben, bevor das abenteuerlustige Paar wieder nach Europa gezogen war und unter anderem in Schweden und Österreich als Saisonarbeiter in der Gastronomie arbeitete. Mittlerweile leben sie seit acht Jahren auf Mallorca, Tochter Jessi war bereits 2014 allein zurück nach Deutschland gezogen.
Auswandern sei eine „Berg- und Talfahrt“ und nicht mit einer Urlaubsreise zu vergleichen: „Ihr müsst eher mehr arbeiten als in Deutschland!“, so Thommy. Dennoch bekundet Kathrin: „Wir würden's immer, immer, immer wieder machen.“ Unter einer Bedingung „Leute: Ohne dass die Beziehung steht, braucht ihr gar nicht auswandern!“, fügte Tommy hinzu. Wer glaube, durch eine Auswanderung die Liebe neu entfachen zu können, täusche sich: „Vergesst es!“ (tsch)