„Türkisch für Anfänger“-StarWas macht Adnan Maral aktuell?

Adnan Maral lächelt in die Kamera.

Adnan Maral, hier im Juni 2016 bei der Eröffnung des Filmfest München, ist froh, einen Beitrag in der Gesellschaft leisten zu können – und er tut das mit viel Engagement und Leidenschaft. 

Adnan Maral („Türkisch für Anfänger“) erzählt über das Leben auf dem bayerischen Dorf, neue Grillgelüste und seinen aktuellen Film „Servus, Schwiegermutter!“ (Freitag 20.15 Uhr, ARD).

von Horst Stellmacher (sm)

Köln. Schöner (und witziger) kann Integration kaum gezeigt werden: Der türkischstämmige TV- und Kino-Liebling Adnan Maral (53) ist diesen Freitag (20.15 Uhr, ARD) wieder als Vollblut-Bayer „Toni Freitag“ zu erleben.

In „Servus, Schwiegermutter!“ (in Szene gesetzt vom Kölner Komödien-Spezialisten Sinan Akkus) gibt er einen Blick ins Innenleben seiner bayerischen Landsleute – kurz nachdem er im wahren Leben von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier geehrt worden ist.

Adnan Maral im EXPRESS-Interview

Ihr Film ist eine Verneigung vor dem heimeligen Leben auf dem Land, jenseits der Großstädte. Sie selbst wohnen auch auf dem Land – zeigen Sie hier Ihre persönliche Umwelt?

Alles zum Thema ARD

Adnan Maral: Nein, aber das, was wir zeigen, ist echt. Das Dorf gibt es, und ja, ich wohne auch in einem Dorf, aber ganz anders. Und vor allem geht es in dem Film um die gelebte Gleichberechtigung von Paaren. Wir hinterfragen das Selbstverständnis der Rollen – ob behütetes Landleben oder cooles Stadtleben.

Wir sehen Blaskapelle, Schützenfest, singende Menschen – gab’s beim Dreh Probleme wegen Corona?

Adnan Maral: Nein. Wir haben zwar im August letzten Jahres gedreht, haben uns aber für ein Hygienekonzept entschieden und sind sehr froh, dass es funktioniert hat. Da müssen Sie Verantwortung getragen haben – schließlich sind Sie nicht nur Hauptdarsteller, sondern auch Produzent des Filmes.

Adnan Maral steht in Tracht vor einer Blaskapelle.

Wahlkampf ums Bürgermeisteramt in Bayern: Toni (Adnan Maral) ist in seinem Element. Zu sehen am Freitag, 29. Oktober 2021, in der ARD.

Wie haben Sie das unter einen Hut bekommen?

Adnan Maral: Es ist nicht meine erste Produktion in Doppelfunktion gewesen, ich habe schon etwas Übung, aber natürlich brauchte es ein hohes Maß an Konzentration. Dennoch machte es sehr viel Spaß. Wenn etwas Spaß macht, macht man es gerne. Zudem sind wir ein Familienunternehmen: Meine Frau ist auch als Produzentin dabei, sogar unsere Kinder arbeiten mit am Set.

Haben Sie von solchen Rollen als junger Mann geträumt?

Adnan Maral: Ich habe als junger Mann überhaupt nicht davon geträumt, Schauspieler zu werden. Erst mit 14 bahnte sich das an. Ich war in der Pubertät, in einer orientierungslosen Phase – jung, unbändig, aufbrausend, ziellos. Ich habe mich nicht um die Schule gekümmert. Meine Familie machte sich Sorgen. Zum Glück war ich in ein Mädchen verliebt, das beim Schul-Mitmachtheater dabei war. Ihretwegen bin ich eingestiegen.

Haben Sie mit der „großen Liebe“ auf der Bühne gestanden?

Adnan Maral: Ja. Leider nicht als Liebespaar, sondern als Vater und Mutter, bei denen es nicht mehr um Liebe ging. Theaterspielen hat meinem Leben eine neue Richtung gegeben, ich habe mich wieder gesammelt. Ich stieg bei der Theatergruppe meines Bruders ein, hatte eine schöne Rolle im Hans-Henny-Jahnn-Stück „Trümmer des Gewissens“. Danach stand für mich fest, dass ich Schauspieler werden wollte. Ein Ziel zu haben, tut gut!

Der Cast von „Türkisch für Anfänger“: (v.l.n.r.): Doris Schneider (Anna Stieblich), Lena Schneider (Josefine Preuß), Cem Öztürk (Elyas M'Barek), Yagmur Öztürk (Pegah Ferydoni) und Metin Öztürk (Adnan Maral).

Bekannt wurde Adnan Maral (r.) mit der Familienserie „Türkisch für Anfänger“ (v.l. Anna Stieblich, Josefine Preuß, Elyas M'Barek und Pegah Ferydoni). 

Ihren TV-Durchbruch hatten Sie vor rund 15 Jahren in der Kultserie „Türkisch für Anfänger“, in der Sie Metin Öztürk spielten, den alleinerziehenden Vater von Elyas M’Barek...

Adnan Maral:  ...und ich bin der Serie, der Figur, den Machern heute noch sehr dankbar. Ich weiß noch, wie es war, als ich das Drehbuch das erste Mal in der Hand hielt. Meine Frau und ich saßen in unserer Küche, ich begann mit dem Lesen, musste lachen und sagte meiner Frau: ‚... diese Rolle muss ich unbedingt haben!‘

Sie sind vor 50 Jahren mit Ihren Eltern nach Deutschland gekommen. Gab es eine Zeit, in der Sie das Gefühl hatten, nicht dazu zu gehören?

Adnan Maral: Nein, leben in Deutschland unter Deutschen war für mich selbstverständlich. Ich fühlte mich immer zu Hause, habe mich nie fremd gefühlt. Wenn ich mit Kindern draußen gespielt habe, war meine Herkunft nie eine Frage. Das kam später, da wurde ich durch die Außenwelt drauf gestoßen. Ist wie beim Alter: Wie alt man ist, wird einem erst bewusst, wenn andere einen drauf hinweisen.

Standen Ihnen Ihre türkischen Wurzeln mal im Beruf im Weg?

Adnan Maral: Das gab es schon mal. Da wurde mir dann gesagt, dass ich die eine oder andere Rolle nicht kriegen könne, weil ich anders sei. Das war dann schon mal komisch: Ich habe zwar türkische Wurzeln, lebe aber in Deutschland, bin ein Teil Deutschlands. Ich habe nur zwei Jahre in der Türkei gelebt, ich bin eindeutig auch ein Frankfurter Bub. Meine Kinder sind hier geboren und aufgewachsen, ich gestalte die Kultur und deutsche Politik mit, und ich versuche, den Menschen ein Vorbild zu sein, indem ich mich ganz selbstverständlich in der Gesellschaft bewege.

Adnan Maral, Schauspieler, spricht bei einer Gesprächsveranstaltung mit Bürgerinnen und Bürgern mit türkischen Wurzeln im Schloss Bellevue.

Adnan Maral bei der Gesprächsveranstaltung im Schloss Bellevue zu 60 Jahren deutsch-türkisches Anwerbeabkommen.

Bundespräsident Steinmeier hat Sie gerade in seiner Rede zum 60. Jahrestag des deutsch-türkischen Anwerbeabkommens besonders geehrt. Er nannte Sie „kultureller Vermittler zwischen beiden Ländern, vor und hinter der Kamera – und meist ganz ohne Kamera.“ Was macht so etwas mit Ihnen?

Adnan Maral: Anerkennung tut immer gut. Es ist schön zu sehen, dass ich da meinen Beitrag in der Gesellschaft machen kann und der auch ankommt. Aber ganz ehrlich: Ich mache mir zurzeit auch viele Gedanken über den Klimaschutz, die aktuelle Politik in Deutschland oder gesunde Ernährung.

Sterne- und Fernsehkoch Ali Güngörmüs steht in seinem Restaurant.

Zusammen mit Koch Ali Güngörmüs hat Adnan Maral eine Sendung im bayerischen Fernsehen.

Sie haben im Bayerischen Fernsehen die Sendung „Grillen mit Ali und Adnan“. Was ist das?

Adnan Maral: Spitzenkoch Ali Güngörmüs und ich grillen gemeinsam. Ich besorge regionale und nachhaltige Zutaten direkt beim Bauern oder sonstigen Erzeugern, zeige so, wie die Zutaten wachsen oder produziert werden und natürlich auch die wunderbare bayerische Landschaft. Ali lässt sich dazu was einfallen und gibt mir super Tipps beim gemeinsamen Zubereiten und Grillen. Wir legen alles auf den Grill, von Artischocken bis Straußeneier, Hauptsache lecker und unkompliziert.

Nimmt der Grill-Job auch Einfluss auf Ihr privates Leben?

Adnan Maral: Aber ja, ich habe gemerkt wie viel man auf dem Grill machen kann. Nicht nur Fleisch, sogar Obst kann man super lecker zubereiten. Wir versuchen zu zeigen, dass weniger Fleisch, dafür aber gute Qualität mehr Spaß machen kann. Wir zeigen tolle junge Menschen, die unglaublich innovativ wirtschaften und das Bauern-Dasein teilweise neu definieren. Interessant ist auch, wie eine Schweinemast in eine Tofu-Produktion umfunktioniert wurde und dass es regionale Garnelen gibt. Zuhause verzichten wir – nicht nur aus religiösen Gründen – komplett auf Schweinefleisch. Außerdem lebt unsere Tochter (11) vegetarisch, dass inspiriert die ganze Familie, und wir passen uns da sehr gerne an.

Adnan Maral: Von „Schloss Einstein“ bis „Die Känguru-Chroniken“

Adnan Maral (geboren am 1. Juli 1968 in Çıldır in der Türkei) kam mit zwei Jahren nach Deutschland, ist in Frankfurt/Main aufgewachsen. Nach der Schule spielte er Theater an großen Bühnen. u.a. Deutsches Theater und Schaubühne in Berlin.

Bekannt wurde er als Metin in der ARD-Vorabend-Serie „Türkisch für Anfänger“ (2006 bis 2008). Von 2008 bis 2010 war er in der Kinderserie „Schloss Einstein“ zu sehen, daneben in vielen Kinorollen, u.a. in „Die wilden Kerle“ (fünf Filme), „Kebab Connection“ und „Die Känguru-Chroniken“.

Maral gilt als kultureller Vermittler zwischen Deutschland und der Türkei. Er ist mit der Schweizerin Franziska Maral verheiratet, mit der er drei Kinder hat. Die Familie lebt in der Nähe von München.