Angst vor HundenARD-Reporter konfrontiert Halterin mit seiner Phobie – ihre Widerrede macht ihn sprachlos

Zusammen mit seinem Kamerateam traut sich ARD-Reporter Nico Schmolke (rechts), im Park joggen zu gehen. Die vielen freilaufenden Hunde machen ihm Angst. (Bild: ARD)

Zusammen mit seinem Kamerateam traut sich ARD-Reporter Nico Schmolke (rechts), im Park joggen zu gehen. Die vielen freilaufenden Hunde machen ihm Angst. (Bild: ARD)

Seit seiner Kindheit hat Reporter Nico Schmolke Angst vor Hunden. In einer neuen Folge „Y-Kollektiv“ stellt er sich seiner Furcht und spricht mit Hundehaltern. Er will wissen: „Wem gehört der öffentliche Raum?“

Als ARD-Reporter Nico Schmolke ins Büro kommt, wedelt ihn der Hund einer Kollegin durch die Glastür an. Doch für ihn ist das nicht „süß“ oder „knuffig“, denn er hat Angst vor Hunden.

„So ein Tier sagt nicht, was es will, und macht einfach irgendwas, und ich weiß halt nicht, was passiert. Das macht mir Angst“, erklärt er. Im Alltag schränkt ihn das immer wieder ein.

„Irgendwann habe ich aufgehört spazieren zu gehen“

Schmolke will sich seiner Angst stellen. Aber, er will auch wissen, warum so viele Halter scheinbar nicht an Menschen wie ihn denken. Kann ein Miteinander überhaupt funktionieren? „Wem gehört der öffentliche Raum?“, fragt er in der „Y-Kollektiv“-Repartage: „'Der tut doch nix!' - Kann ich meine Angst vor Hunden besiegen?“ (abrufbar in der ARD-Mediathek).

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Laut einer alten Umfrage einer Versicherung hat jeder Zweite in Deutschland Angst oder Respekt vor Hunden. Bundesweite Zahlen zu Beißvorfällen oder Verletzungen durch Hunde gibt es nicht; in Berlin sind es jährlich etwa 650 Menschen.

Dayana kann aus Angst vor Hunden kaum ihr Haus verlassen. Schon nach wenigen Metern bekommt sie Panik. (Bild: ARD)

Dayana kann aus Angst vor Hunden kaum ihr Haus verlassen. Schon nach wenigen Metern bekommt sie Panik. (Bild: ARD)

Schmolke wurde nie gebissen, seine Angst stamme daher, dass er nie gelernt habe, mit Hunden umzugehen und sie einzuschätzen. Anders ist das bei Dayana. Die zweifache Mutter wurde als Kind in den Kopf gebissen und musste im Krankenhaus genäht werden.

Mit der Angst habe sie bis heute zu kämpfen, erzählt sie im Gespräch mit dem Reporter: „Als meine Kinder noch kleiner waren, bin ich viel mit denen gelaufen. Irgendwann habe ich aufgehört, spazieren zu gehen. Mittlerweile ist es mir nicht mehr ohne Panik möglich.“

Seit einem Jahr geht Dayana zur Therapie und schafft es mittlerweile bis zum Gehweg vor ihrem Haus und bis zu einer kleinen Kreuzung einige Meter weiter. Doch die Angst ist noch lange nicht weg. Bellt ein Hund in der Nachbarschaft, ist sie sofort angespannt und atmet schneller. Nur in ihrem Auto fühlt sie sich außerhalb ihres Hauses sicher.

Zusammen mit einem Hundetrainer versucht Nico Schmolke, seine Angst zu überwinden. (Bild: ARD)

Zusammen mit einem Hundetrainer versucht Nico Schmolke, seine Angst zu überwinden. (Bild: ARD)

Dayana sieht auch die Hundehalter in der Pflicht: „In vielen Innenstädten herrscht Leinenpflicht, da werden die Hunde trotzdem einfach so laufen gelassen. Das wäre wirklich schön, wenn sie sich daranhalten würden. Würde mir und einigen anderen Menschen das Leben wirklich erleichtern.“

Das Problem mit der Leinenpflicht kennt Schmolke ebenfalls. Selbst eine Runde joggen wird für ihn in einem Berliner Park zur Herausforderung, denn an freilaufenden Hunden traut er sich alleine nicht vorbei. Und davon gibt es, trotz Leinenpflicht, viele.

Mit seinem Kamerateam im Rücken springt der Reporter über seinen Schatten und sucht das Gespräch zu Hundebesitzern. Denken sie an Leute wie ihn, wenn sie mit ihren Hunden, ohne Leine, spazieren? Und ist das Recht des Menschen, sich „frei im Wald bewegen zu können“ nicht wichtiger, als der Freilauf der Vierbeiner?

Einige nehmen ihn und seine Ängste wenig ernst. Wenn er sich fürchtet, solle er „schneller laufen“, lacht eine Hundehalterin und beschwört: „Ich kenne meine Hunde!“ ARD-Reporter Schmolke muss sich kurz sammeln: „Das sind Sätze, die Leute wie ich nicht mehr hören können.“

Andere zeigen mehr Verständnis: „Es ist dein Recht, hier zu joggen und nicht von einem Hund angefallen zu werden“, sagt ein Hundebesitzer, „Ich muss gucken.“ Dennoch wollen er und andere nicht auf den Freilauf im Park verzichten. Kleine, eingezäunte Wiesen seien für eine artgerechte Haltung nicht ausreichend, erklärt eine Halterin im Gespräch mit Schmolke.

Weil er sich „nicht auf verantwortungsbewusste Hundehalter verlassen“ könne, will sich der Reporter seiner Angst stellen und besucht Hundetrainer Sven Ihde, der Menschen wie Schmolke hilft, ihre Furcht zu überwinden.

Am Ende seines mehrstündigen Besuchs traut er sich sogar, die drei Hunde des Trainers zu streicheln und geht eine kleine Runde mit ihnen spazieren. „Ich bin ein bisschen stolz“, sagt Schmolke, während die Hunde entspannt an der Leine neben ihm stehen. Doch die Angst wird noch eine Weile bleiben, glaubt er. „Vielleicht wäre das ein Deal? Ich lerne, mit Hunden klarzukommen und ihr Hundehalter lernt, auf mich Rücksicht zu nehmen.“ (tsch)