Tom BeckEmotionales Geständnis: „Eigentlich wollte ich nicht heulen, aber musste alles raus“

Tom Beck hier 2020 auf der Berlinale

Schauspieler und Sänger Tom Beck, hier auf der 70. Berlinale am 22. Februar 2020, hat im Interview mit EXPRESS.de über seine aktuellste TV-Produktion gesprochen.

Tom Beck war im April 2022 als Familienvater Mischko Friedmann in der TV-Serie „Friedmanns Vier“ (Vox) zu sehen sein. Über diese besondere Rolle hat er im Interview mit EXPRESS.de gesprochen.

von Antonia Raabe (ra)

Tom Beck wird wohl bei einigen für immer untrennbar mit „Alarm für Cobra 11“ verbunden sein. Doch seine Filmografie ist mittlerweile deutlich in die Länge gewachsen. In den unterschiedlichsten Rollen flimmerte der heute 44-Jährige bereits über die TV-Bildschirme. 2022 kam eine neue Serie hinzu. Und in der sah man Beck, wie man ihn bisher noch nicht gesehen hat.

Im Interview mit EXPRESS.de hat er Rede und Antwort gestanden und alles über seine neueste Produktion verraten. „Friedmanns Vier“ heißt die Serie, die im April 2022 im Free-TV bei Vox (und bei RTL+) zu sehen war.

Tom Beck über einen ungeplanten Moment beim Dreh von „Friedmanns Vier“

„Friedmanns Vier“ ist eine sehr berührende Geschichte. Waren Sie direkt davon überzeugt, dass Sie dabei sein möchten, als Sie das Drehbuch bekommen haben? Tom Beck: „Das war eins der wenigen Bücher, die ich bekommen habe, wo ich beim Lesen schon direkt wusste: Wow, geil. Anders, erfrischend, traurig, ehrlich. Ich hab beim Lesen schon die ein oder andere Träne verdrückt. Ich wusste sofort, dass das speziell ist und ich das gerne ein Teil von sein würde.“

Alles zum Thema Alarm für Cobra 11

„Friedmanns Vier“ hat teilweise extrem traurige und emotionale Szenen. Besonders am Anfang spielt der Tod eine gegenwärtige Rolle. Wie war das für Sie, diese Szenen zu drehen? Beck: „Diese Szenen sind eine spezielle und besondere Herausforderung. Das ist auch für uns Schauspielerinnen und Schauspieler nicht unbedingt Alltag. Man möchte versuchen, das Gefühl vollständig entstehen zu lassen.“

Eine dieser Szenen ist direkt am Anfang, als die Ehefrau von Mischko und die Mutter Eurer drei gemeinsamen Töchter stirbt. Die Szene der Beerdigung ist für die Zuschauerinnen und Zuschauer wahnsinnig ergreifend. Wie war der Dreh für Sie? Beck: „Wir mussten uns zusammenreißen, da nicht permanent loszuheulen. Als wir das gedreht haben, war eine ganz spezielle Stimmung, alle waren angespannt und hatten auch Angst vor der Szene. Obwohl jeder für sich war und sich konzentriert hat, gab es einen familiären Zusammenhalt. Mich hat es da total gerissen, eigentlich wollte ich nicht heulen, aber da musste alles raus. Keiner hatte Hemmungen, da wir wussten, dass wir uns alle gegenseitig vertrauen können.“

Was ist für Sie das Besondere an der Serie? Beck: „Ich finde, das ist eine absolut moderne Familienserie. Es ist nicht die klassische heile Welt, die da gezeigt wird. Es ist sehr ehrlich und damit natürlich auch problembehaftet. Alle, die die Serie schauen, können sich darin wiederfinden. Egal, ob man selbst eine Familie hat oder nicht – und ich meine, jeder hatte mal eine Familie und ist in einer groß geworden. Man kann sich mit irgendetwas identifizieren und von den guten und auch von den schlechten Seiten der extremen Situation lernen. Da ist für jeden was dabei. Für Kinder, Geschwister, Väter, Mütter, Alleinerziehende…“

War diese Rolle des Familienvaters, der durch einen Schicksalsschlag von jetzt auf gleich alleine mit drei pubertierenden Töchtern dasteht, eine besondere Erfahrung für Sie? Beck: „Ja, weil es die erste große Rolle als Familienvater war. Das war schauspielerisch eine Seite, die ich noch nicht so intensiv zeigen konnte. Der ein oder andere hat das vielleicht noch nicht in mir gesehen. Die Leute stecken einen ja gerne mal in Schubladen. Für uns als Schauspieler ist es aber immer schön, auch mal was anderes zu zeigen.“

In der Rolle von Mischko sind Sie Familienvater und müssen mit drei Töchtern den Alltag meistern. Privat haben Sie einen kleinen Sohn (2). Wie viel Ihrer Rolle steckt auch privat in Ihnen? Beck: „Alles, was in Mischko ist, kommt von mir, da ich ja nur aus meiner eigenen Fantasie schöpfen kann. Mischko hingegen steckt natürlich nicht zu 100 Prozent in mir. Wir haben viele Gemeinsamkeiten, aber auch viele Sachen, die uns komplett unterscheiden. Der zarte Umgang und die leisen Töne von Mischko mit seinen Töchtern sind mir nicht schwergefallen. Er ist ein Typ, der knallharte Entscheidungen trifft. Das bin ich nicht, ich hol mir gerne mal einen Rat und bin mit vielen Sachen auch unschlüssig leider. Er hingegen verzichtet auf jegliche Form der Beratung und ist total resistent. Eine Misch(ko)form aus uns beiden wäre dahingehend vielleicht perfekt. (Lacht)“

In der Serie sagt Mischko zu Beginn zu seinen Töchtern: „Man kann sich nicht aussuchen, wann man stirbt, aber man kann sich aussuchen, wie man lebt.“ Ein sehr trauriger, zugleich sehr lebensbejahender Satz. Hat die Serie den Blick aufs Leben für Sie persönlich verändert? Beck: „Das sind immer so Nadelstiche, die dazu führen, dass man sich Dinge nochmal bewusst macht. Auch ich habe schon Leute verloren. Wenn so etwas passiert, denkt man sich immer wieder: Das Leben ist echt kurz. Man sollte die Zeit, die man hier verbringt, so gut wie möglich nutzen. Manchmal ist man jedoch ein bisschen festgefahren. Solche Sätze führen jedoch dazu, dass ich meine Sichtweise wieder aufbreche. Ich bin eher konservativ erzogen und habe eine konservative Sicht aufs Leben. Heißt, ich bin nicht gerade verschwenderisch und lebe nicht so in den Tag hinein. Ich versuche mir immer wieder bewusst zu machen, dass man mehr loslassen kann und Dinge mehr passieren lassen kann, weil man nicht weiß, wie lang man lebt und wann es vorbei ist. Es ist schon gut, sich zu reflektieren. Durch solche Sätze kann man sich bewusst machen: Wo steht man eigentlich gerade im Leben?“

Sie sind nicht nur Schauspieler, sondern machen auch Musik. Schlagen mit diesen beiden künstlerischen Leidenschaften zwei Herzen in Ihrer Brust? Beck: „Definitiv. Alles hat bei mir mit der Musik angefangen. Das ist das, was von Anfang an da war und auch niemals wegzudenken ist. Die Schauspielerei ist das, was ich danach entdeckt habe und was ich auch nicht mehr missen möchte in meinem Leben. Bei der Schauspielerei kann ich mich in Rollen verwirklichen und austoben und mit meiner Fantasie andere Rollen zum Leben erwecken. Und bei der Musik ist es so, dass ich komplett ich bin. Das ist die maximale Selbstverwirklichung. Und das andere ist die künstlerische Selbstverwirklichung in anderen Rollen. Das ist beides super schön.“ Dieser Text erschien zuerst am 13. April 2022 und wurde nun durch die Redaktion aktualisiert.