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„Polizeiruf 110: Du gehörst mir“Verzweiflungstat: Wer hat Lanas Baby entführt?

Hauptkommissarin Doreen Brasch und Lana während einer Pressekonferenz.

Mit der Unterstützung von Hauptkommissarin Doreen Brasch (Claudia Michelsen, rechts) sucht Lana (Hannah Schiller) nach ihrem Kind.

Eine Frau klaut mitten in der Magdeburger Innenstadt ein Kind. Den wahren Grund für die Entführung ahnt Kommissarin Doreen Brasch (Claudia Michelsen) im ersten ARD-Krimi nach der Sommerpause zunächst nicht.

Zwei Frauen begegnen sich auf der Straße, die eine schiebt einen Kinderwagen, die andere trägt ihr Baby in einem Tuch am Körper. Sie kennen sich nicht, und trotzdem lächeln sie sich an, so wie eine junge Mutter eine andere junge Mutter eben anlächelt: Man versteht sich, man freut sich füreinander, man leidet mit.

Es ist ein kurzer Augenblick, der zu Beginn des Krimis „Polizeiruf 110: Du gehörst mir“ (Sonntag, 27. August 2023, 20.15 Uhr, ARD) alles verändern soll – nicht nur für die beiden Frauen.

Baby-Entführung: Wer steckt hinter dem Verschwinden des Kindes?

Denn als Lana (Hannah Schiller), die Mutter mit dem Kinderwagen, einen Streit zwischen Passanten schlichten will und ihr Kind dafür wenige Sekunden aus den Augen lässt, ergreift die andere Frau die Gelegenheit – und klaut den Wagen samt Baby.

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Die Täterin ist dem Publikum im Film von Jens Wischnewski („Neuland“, „Tatort: Anne und der Tod“) von Anfang an bekannt. Lana hingegen ahnt nichts. Dass ausgerechnet die eben noch so freundliche Frau ihr Kind entführt haben soll, kommt Lana nicht in den Sinn.

Stattdessen verdächtigt die alleinerziehende Studentin mit den lila Strähnen im Haar ihren Ex-Freund. Chris Novak (Max Hemmersdorfer), so erklärt Lana der Ermittlerin Doreen Brasch (Claudia Michelsen), sei zwar nicht der Vater des Kindes, trotzdem komme nur er als Täter infrage. Schließlich stalke er Lana bereits seit mehreren Monaten. Und tatsächlich: Chris Novak war ebenfalls am Tatort, weil er seiner Verflossenen nachstellte. Schuldig macht ihn das, zumindest in puncto Kindesentführung, aber nicht.

„Polizeiruf 110“: Mehr Drama als Krimi

Was wirklich mit dem Baby geschehen ist, wissen zunächst nur die Zuschauerinnen und Zuschauer – und Inga (Franziska Hartmann), die blonde, unscheinbare Frau, die auf den Straßen Magdeburgs soeben einen Säugling entführt hat.

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Schnell wird klar, dass es sich bei dem Baby im Tragetuch um eine Puppe gehandelt haben muss. Vor kurzem hat Inga, so wird sie später im Film erzählen, ihre eigene Tochter verloren. Gerade einmal neun Wochen alt sei das Mädchen gewesen, als Inga sie eines Morgens kalt und blau in ihrem Bettchen gefunden habe. Inga will dem fremden Baby nicht wehtun. Eigentlich will sie niemandem wehtun. Sie will einfach nur wieder ein Kind haben.

Ohne Zweifel: Die Geschichte, die Grimme-Preisträger Wischnewski hier nach einem Drehbuch von Khyana el Bitar („Wilsberg“, „Babylon Berlin“) erzählt, ist eine äußerst tragische. Der Film, mehr Drama als Krimi und doch hoch spannend, zeigt die Täterin verletzlich, verzweifelt, geradezu verrückt vor Trauer. Franziska Hartmann, die mit Regisseur Wischnewski bereits in der ZDF-Dramaserie „Neuland“ (2022) zusammenarbeitete, spielt die gebrochene Mutter äußerst überzeugend: Inga würde alles tun, um nicht erneut ein Kind zu verlieren.

Nicht immer glaubwürdig, aber durchaus sehenswert

Letztlich sind es zahlreiche Zufälle, die zur Lösung des 18. Falls der sympathischen Magdeburger Hauptkommissarin Brasch beitragen. Jene Zufälle sind es aber auch, die den Film seine Glaubwürdigkeit kosten. Dass ausgerechnet Kriminalrat Uwe Lemp (Felix Vörtler), der Chef von Brasch, im gleichen Haus wie die Täterin lebt – geschenkt.

Ebenfalls verschmerzbar ist, dass der nichtsahnende Lemp zum falschen Zeitpunkt bei Inga klingelt und daraufhin selbst zum Entführungsopfer wird. Wirklich kurios scheint hingegen, dass Lemp auch die Mutter des entwendeten Säuglings kennt und in der Vergangenheit sogar mit deren Stalker in Berührung gekommen sein soll. Überall hängt Lemp, der arme Tropf, mit drin. Authentisch ist das nicht mehr.

Und trotzdem: „Du gehörst mir“ ist mitreißend, aufwühlend und äußerst sehenswert – ein würdiger Auftakt der ARD-Krimi-Saison nach der Sommerpause. (tsch)