Mit „ein bisschen Hilfe“ von den BeatlesSo wurde Joe Cocker zum Superstar

Er hätte am 20. Mai seinen 80. Geburtstag gefeiert: Joe Cocker.  (Bild: Vince Bucci/Getty Images)

Er hätte am 20. Mai seinen 80. Geburtstag gefeiert: Joe Cocker. (Bild: Vince Bucci/Getty Images)

Am 20. Mai hätte er seinen 80. Geburtstag gefeiert. Bis heute sind Joe Cocker und seine einzigartige Reibeisenstimme unvergessen, die dank eines Beatles-Hits weltberühmt wurde.

Die Nachricht kam überraschend: Am 22. Dezember 2014 starb Joe Cocker im Alter von 70 Jahren. Er erlag „nach einem harten Kampf“ einer Lungenkrebserkrankung, wie seine Plattenfirma Sony Music in einem Statement erklärte. Bis zu diesem Zeitpunkt waren keine Details über eine Krankheit Cockers bekannt geworden.

Einzig sein Musikerkollege Billy Joel hatte bereits bei einem Konzert einige Monate zuvor erklärt, dass es seinem Kollegen „gerade nicht sehr gut gehe“, was damals von Cockers Management nicht kommentiert wurde.

Joe Cocker gelang der Durchbruch mit Beatles-Song

Joel widmete ihm „With A Little Help With My Friends“, den Beatles-Song, mit dem der Brite 1968 seinen Durchbruch geschafft hatte. Auf den Nummer-eins-Hit folgte eine einzigartige Karriere: Dem in Sheffield geborene Sänger, der am 20, Mai seinen 80. Geburtstag gefeiert hätte, gelang es, mit seiner unverkennbaren und unverwechselbaren Reibeisenstimme kontinuierlich Hits zu landen.

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Bis zu seinem Tod feierte er - gerade in Deutschland - große Erfolge, auch wenn er „nur“ Interpret fremder Songs war.

Eine Urgewalt: Joe Cocker Ende der 60er-Jahre.   (Bild: Central Press/Getty Images)

Eine Urgewalt: Joe Cocker Ende der 60er-Jahre. (Bild: Central Press/Getty Images)

Seine beiden letzten Alben, „Hard Knocks“ (2010) und „Fire It Up“ (2012), erreichten hierzulande die Top-Fünf der Charts und wurden mit Platin und Gold ausgezeichnet. Sie waren die Krönung einer Karriere, in der Cocker stets - und im Gegensatz zu vielen anderen Kollegen - immer wieder Hits aufweisen konnte.

Auch nach „With A Little Help With My Friends“ wurden zahlreiche der von ihm interpretierten Lieder zu Welthits, so etwa „You Are So Beautiful“ (1975), „You Can Leave Your Hat On“, „Unchain My Heart“ (1987) und „Summer In The City“ (1994). Für sein Duett mit Jennifer Warnes, „Up Where Be Belong“ (1982), wurde Cocker mit einem Grammy ausgezeichnet. Für seine Verdienste um die Musik wurde er 2007 von Queen Elizabeth II. mit einem Verdienstorden geehrt, das „Rolling Stone“-Magazin wählte ihn 2008 unter die 100 größten Sänger aller Zeiten - auf Platz 97.

Joe Cocker spürte den „Druck der eigenen Berühmtheit“

Ein Mann und sein Instrument: Joe Cockers einzigartige Reibeisenstimme machte zahlreiche seiner Titel zu Welthits. (Bild: Cole Walliser / Sony)

Ein Mann und sein Instrument: Joe Cockers einzigartige Reibeisenstimme machte zahlreiche seiner Titel zu Welthits. (Bild: Cole Walliser / Sony)

Vielleicht verhinderte die Tatsache, dass Cocker nie selbst Songs schrieb, eine höhere Platzierung. Die Entscheidung, „nur“ Sänger zu sein, bereute er indes nie.

Am 20. Mai 1944 als John Robert Cocker in Sheffield geboren, unternahm er bereits im Alter von zwölf Jahren seine ersten musikalischen Gehversuche in der Skiffle-Formation seines älteren Bruders. Auch in seiner ersten eigenen Band, The Cavaliers, übernahm er die Rolle des Sängers, weil er damals kein Instrument beherrschte, wie er in einem Interview zugab: „Ich konnte ein bisschen Schlagzeug spielen, das war es dann aber schon. In meiner Heimatstadt Sheffield war ich der Einzige, der singen konnte. So blieb mir am Ende, als ich unbedingt musizieren wollte, nichts anderes übrig, als mich hinter ein Mikrofon zu stellen.“

Joe Cocker spielte im Vorprogramm der Rolling Stones

Mit 16 erlernte er den Beruf des Klempners, doch bereits drei Jahre später sollte er mit seiner nächsten Band, Vance Arnold And The Avengers, einen ersten Erfolg verbuchen und spielte im Vorprogramm der Rolling Stones bei deren Auftritt in Sheffield. 1964 unterzeichnete Cocker einen Plattenvertrag beim renommierten Decca-Label.

Seine erste Single, das Beatles-Cover „I'll Cry Instead“, bei der die spätere Led-Zeppelin-Ikone Jimmy Page Gitarre spielte, floppte trotz aufwendiger Promotion grandios. Erst mit der ihn begleitenden Grease Band und Produzent Denny Cordell (Procol Harum, The Moody Blues) fand Cocker dann die passenden Mitstreiter: Ihre langsamere, umarrangierte Version von „With A Little Help From My Friends“ wurde zum Evergreen - und populärer als das Original der Beatles.

Cockers Beliebtheit erreichte dann 1969 ihren ersten Höhepunkt: Mit seinem Auftritt beim legendären „Woodstock“-Festival wurde der Brite zum Superstar. Sich als Rock-Sänger feiern und in der Öffentlichkeit inszenieren zu lassen, lag Cocker dabei von Anfang an fern. „Stargehabe“ hätte er nie gemocht, erklärte der Sänger 2012: „Im Gegensatz zu einigen anderen kann ich mich noch frei auf der Straße bewegen, ohne sofort erkannt zu werden. Als meine Gesangskarriere langsam voranschritt, litt ich stark unter dem Druck der eigenen Berühmtheit.“ Cocker flüchtete sich damals in den Konsum von Drogen: Anfang der 70er-Jahre wurde er wegen des Besitzes von Marihuana festgenommen, nach der Trennung von Produzent Denny Cordell verfiel der Sänger kurzzeitig dem Kokain und später dem Alkohol.

Joe Cocker: Von Rocksänger zum Tomatenzüchter

Bei seiner „Fire It Up“-Tournee 2013 sorgte Joe Cocker für ausverkaufte Hallen in Deutschland. (Bild: Christoph Köstlin / Sony)

Bei seiner „Fire It Up“-Tournee 2013 sorgte Joe Cocker für ausverkaufte Hallen in Deutschland. (Bild: Christoph Köstlin / Sony)

Seine Rettung sei damals, gestand Cocker in einem Interview mit „The Guardian“, seine Ehefrau Pam gewesen, die er Mitte der 70er-Jahre kennenlernte und 1987 heiratete: „Sie half mir, wieder positiv zu denken und machte mir klar, dass die Leute mich immer noch singen hören wollten. Sie überzeugte mich, dass ich dem Teufelskreis entkommen kann.“ Gemeinsam mit ihr lebte Cocker zuletzt auf einer Ranch im US-Bundesstaat Colorado.

Dort pflegte er seit Längerem auch ein ungewöhnliches Hobby: das Züchten von Tomaten. Die Lust an der Gärtnerei sei auf seinen Vater zurückzuführen, so Cocker in einem Interview: „Der Geruch seiner Tomatenpflanzen hängt mir noch heute in der Nase. Ich dachte also, warum nicht einfach selbst versuchen? Daraus wurde dann eine richtige Leidenschaft. Wenn ich auf Tour bin, lasse ich mir immer die dort gepflanzten Tomatensamen für mein Gewächshaus besorgen.“

Die Züchterei sei auch „eine Art für mein zukünftiges Rentendasein“, erklärte Cocker. An ein Ende seiner Karriere dachte er aber noch lange nicht, dazu habe er noch zu viel Angst, etwas zu verpassen, betonte er noch 2012: „Das ist vielleicht einer der Gründe, warum ich so oft auf Reisen bin. Ich habe manchmal das Gefühl, als müsste ich um die Welt jetten, um nicht irgendwann zurückzubleiben. Nicht falsch verstehen: Ich liebe meine kleine Farm in Colorado, und es kommt auch vor, dass ich nichts dagegen hätte, wenn ich in meinem Leben nie wieder einen Tourbus oder ein Flugzeug sehen müsste. Doch dann erinnere ich mich wieder daran, was für ein privilegiertes Leben ich als Musiker führen kann.“

Ein Leben, das viel zu früh und überraschend schnell endete. Zu den ersten Musiker-Kollegen, die sich zu seinem Tod äußerten, gehörte Sir Paul McCartney: Er sei dankbar, dass Cocker „With A Little Help From My Friends“ zu einer „Soul-Hymne“ gemacht habe, erklärte der Ex-Beatle. Er vermisse ihn als guten Kumpel: „Er war ein großartiger Kerl, der der Welt so viel geschenkt hat.“ (tsch)