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Bitte, was?Michael Patrick Kelly: „Sing meinen Song ist wie ein Säufer-Treffen“

Köln – Am Dienstag gab es den großen „Paddy-Themenabend“ auf Vox: Erst bei „Sing meinen Song“ (SmS) zur Primetime, anschließend in der Doku über sein Leben. Michael Patrick Kelly (41, nannte sich früher „Paddy“) ist schwer gefragt und ab Ende Juni auch auf Tour durch Deutschland. 

Im Interview spricht er über die Schnapsverkostung bei SmS und seinen Vater.

Michael Patrick, wie hat es Ihnen gefallen, Gastgeber von „Sing meinen Song“ zu sein? Michael Patrick Kelly: Ich fand es phantastisch. Das war eine unvergessliche Erfahrung. Vor zwei Jahren war ich ja schon Teilnehmer der dritten Staffel und hatte ein bisschen Sorgen, ob ich noch mal so eine tolle Zeit erleben kann. Man fliegt da runter mit neuen Leuten, das kann ja auch in die Hose geben. Du hast ja keine Garantie, dass du dich mit allen verstehst und dass die Musik, die du machst, qualitativ hochwertig ist. Aber dann fand ich die Truppe wirklich super. Es gab keine Zicke, es gab keinen Giftzwerg, alle waren sehr aufgeschlossen und offen, niemand war irgendwie reserviert, alle hatten Lust. Und alle sind wirklich leidenschaftliche Musikliebhaber und Musikmacher, nicht nur Interpreten. Alle sind wir auch Risiken eingegangen, es gab jede Menge Innovationen.

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Hat Sie jemand der Teilnehmer überrascht? Kelly: Die Show schafft es immer wieder, die Bilder, die man sich von Kollegen macht, zu korrigieren. Nehmen wir Wincent Weiss. Viele denken vielleicht, das ist ein Pin-Up-Boy, den sich die Plattenfirma geangelt hat und dem ein paar Autoren die Hits schreiben. Aber der schreibt wirklich sein eigenes Zeug, aus seinem eigenen Leben. Mit seinem Song über das nicht existente Verhältnis zu seinem Vater, „1993“ heißt der, hat er mich wirklich tief beeindruckt.

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Was war das Wichtigste, das Sie selbst von Ihrem Vater gelernt haben ? Kelly: Mein Vater hat mir einmal den Rat gegeben: „Keep your spirit free“. Er hat diese Freiheit und Unabhängigkeit wirklich verkörpert, sei es als Musiker, sei es philosophisch, sei es durch die Art, wie wir lebten – ich wurde in einem Campingwagen geboren und wuchs auf einem Hausboot auf. Immer, wenn ich heute merke, ich fühle mich nicht frei, ich habe zu viel Angst oder ich lasse mich einengen, denke ich an das Lebensmotto meines Vaters und traue mich, aus den Strukturen auszubrechen.

Sie und Ihre Kollegen haben in Südafrika ein bisschen wie in einer WG gelebt. Hat Sie das an die Zeit erinnert, in der Sie mit Ihrer Familie durch die Welt getingelt sind? Kelly: Ein bisschen schon. Wir waren eine echte Gemeinschaft. Die anderen haben immer von Klassenfahrt gesprochen. Ich war ja nie in der Schule, deshalb weiß ich nicht, wie eine Klassenfahrt ist. Als Gastgeber habe ich versucht, das alles so zu gestalten, dass sich jeder wohl und sicher fühlt. Auf diesem Sofa in der Sendung findet ja so etwas wie Gruppentherapie statt. Die Songs stoßen Dinge an, die tief in einem drinstecken, man packt aus, es kommen Geschichten und Geheimnisse auf den Tisch, über die sich jede Talkshow riesig freuen würde, aber nicht bekommt, weil bei uns das Vertrauen ein ganz anderes ist. Denn du sitzt da mit Kollegen, und alle haben ähnliche Erfahrungen gemacht, sitzen in einem Boot. Das hat ein bisschen was von einem Treffen der Anonymen Alkoholiker (lacht).

Naja, aber abstinent leben Sie in der Sendung nicht gerade. Kelly: Nein, da wird ordentlich getrunken. Manchmal ist das einfach nötig. Ich habe zum Beispiel von Milow „Way Up High“ gesungen, den Song hat er für seinen verstorbenen Vater geschrieben. Das habe ich mit meiner Geschichte und auch mit meiner Zeit im Kloster ein bisschen verbunden und einen 3.000 Jahre alten Psalm in den Text eingebaut. Das ist ein Gebet, das man in den Klöstern jeden Tag für die Toten betet. Sechs Jahre lang habe ich diesen Psalm mittags mit 60, 70 anderen Mönchen gesungen. Und nach diesem Auftritt war ich echt fertig mit den Nerven. Ich brauchte erstmal ein paar Bier und bat Johannes Oerding, die Gastgeberrolle für mich zu übernehmen.

Was wurde so gesoffen? Kelly: Unterschiedlich. Jeder hat sein Ritual. Die einen trinken Ramazzotti, die anderen irgendwelche Schnäpse, die ich nicht so vertrage und immer über die Schulter gekippt habe. An dem Abend, an dem meine Songs dran haben, gab es Underberg. Ich trinke den vor jedem Konzert. Der hat aber auch nicht allen geschmeckt. Jeannette Biedermann trank lieber Tee mit Rum.

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Welcher Moment bleibt Ihnen von der Aufzeichnung am stärksten in Erinnerung? Kelly: Am meisten berührt hat mich, wie Johannes Oerding mein Lied „Hope“ gesungen hat. Ich wollte nicht wieder wie ein Schlosshund heulen, aber da konnte ich mich nicht zurückhalten.

Was ist so besonders an „Hope“? Kelly: Das Stück habe ich nach meiner schweren Krise, die ich mit Anfang, Mitte 20 hatte, geschrieben. Der Song war sozusagen damals mein Licht im Tunnel. In meinen Konzerten singe ich den immer als letztes, zusammen mit meinem Publikum. Aber da nicht nur Heulen und Kuscheln, sondern auch Feiern und Party machen zum Leben gehören, werde ich auch „Unbroken“ von Jennifer Haben in meine Sommershows einbauen. Ich liebe harte Rockmusik und E-Gitarren. Jennifers Musik hat mich voll in die Phase zurückversetzt, die ich als Teenie hatte. Damals hörte ich am liebsten Pearl Jam und Rage Against The Machine.

Werden diese Einflüsse auch auf Ihrem nächsten Album zu hören sein? Kelly: Ich war gerade sechs Wochen lang in Los Angeles und habe dort jede Menge Songs geschrieben. Bis Ende des Jahres will ich mindestens fünfzig Lieder beisammenhaben, aus denen ich dann auswähle, welche auf mein nächstes Album kommen sollen. 

Wie hat es Ihnen in Los Angeles gefallen? Kelly: Ich habe ja neben der irischen auch die amerikanische Staatsbürgerschaft, und ich muss sagen, Kalifornien verkörpert wirklich beides – den amerikanischen Traum und den amerikanischen Alptraum. Du siehst dort, gerade in Santa Monica, unfassbar viele und extrem verwahrloste Obdachlose, die teilweise monatelang nicht geduscht haben. Das hat mich wirklich erschrocken. Da fragst du dich, wie das sein kann, in einem eigentlich so wohlhabenden Land. Ich meine, auch bei uns gibt es Obdachlosigkeit und Armut, aber ich glaube, alles in allem sind wir hier mit unserem Sozialstaat schon recht gut aufgestellt.

Was sind Sie privat eigentlich für ein Gastgeber? Haben Sie zuhause in Niederbayern auch so viel Besuch wie in „Sing meinen Song“?

Kelly: Nein, nur selten. Ich bin ja beruflich bedingt immer mit Menschen zusammen, so dass ich, wenn ich daheim bin, meistens meine Ruhe haben will. Die Zeit, die ich alleine mit meiner Frau verbringen kann, die ist mir sehr wertvoll.

Haben Sie noch andere kleine Pausen? Kelly: Ja, nehme mir immer wieder kleine Auszeiten, meist nur wenige Tage, die ich dann in Klöstern verbringe. Das sind meine „Holydays“. Das ist für mich sehr wichtig, um den Blick auf das große Ganze zu bekommen. Ich schalte mein Handy aus und logge mich bei Gott ein.