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Karolina AshionTV-Moderatorin über Krieg in ihrer Heimat: „Muss im Studio fast weinen“

Die ukrainische TV-Journalistin Karolina Ashion moderiert für RTL und N-TV das „Ukraine Update“, in dem sie ihre geflüchteten Landsleute in Deutschland über die Situation im Heimatland informiert.

Die ukrainische TV-Journalistin Karolina Ashion moderiert für RTL und N-TV das „Ukraine Update“, in dem sie ihre geflüchteten Landsleute in Deutschland über die Situation im Heimatland informiert.

TV-Moderatorin Karolina Ashion arbeitete 20 Jahre lang für ukrainische Fernsehsender. Nach ihrer Flucht infolge des russischen Angriffs präsentiert sie nun bei RTL und N-TV das „Ukraine Update“. Wie es ist, über den Krieg im Heimatland zu berichten, erklärt die 46-Jährige im Interview.

20 Jahre lang arbeitete Karolina Ashion als Moderatorin und Journalistin für das ukrainische Fernsehen. Dann kam der Krieg. Mit dem russischen Angriff auf ihr Heimatland stand für die 46-Jährige fest, dass sie fliehen musste. Die strapazenreiche Flucht nach Deutschland glückte, Unterkunft fand sie im nordrhein-westfälischen Neuss.

„Die Deutschen haben mein Leben gerettet“, sagte Ashion, die in der Ukraine ein TV-Star ist, kurz nach ihrer Ankunft. Sich hier „maximal nützlich“ machen - diese Aufgabe hat die Tochter einer ukrainischen Mutter und eines nigerianischen Vaters klar vor Augen.

Ukraine-Krieg: Ashion moderiert bei RTL und N-TV das „Ukraine Update“

Ihr Weg: Die vielen tausend Landsleute, die hierzulande Zuflucht fanden, über die Situation in der Heimat zu informieren. Immer werktags moderiert Ashion, die nun für RTL News in Köln arbeitet, das Nachrichtenformat „Ukraine Update“ in ukrainischer Sprache, abrufbar jeden Abend bei RTL.de, NTV.de sowie auf YouTube.

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Wie hat sich die Journalistin im neuen Job eingelebt? Und wie blickt sie auf die Situation in der Ukraine? Im Interview berichtet Karolina Ashion von den Umständen ihrer Flucht, der Situation zurückgebliebener Freunde und Familienmitglieder und der Herausforderung, angesichts der schrecklichen Ereignisse professionell vom Kriegsgeschehen zu berichten.

teleschau: Frau Ashion, wann und unter welchen Umständen sind Sie aus Ihrem Heimatland geflohen?

Ashion: „Es war der zwölfte Tag des Krieges. Meine Freundin bat mich, ihr zu helfen, ihre Kinder aus der Ukraine zu holen. Ein Freund von ihr sollte sie nach England bringen. Wir beschlossen, uns in Rumänien zu treffen. Wissen Sie, wenn man mit einem Gefühl ständiger Unruhe und sogar Angst lebt, werden Entscheidungen schnell getroffen. Ein guter Freund aus Deutschland rief mich am Vorabend meiner Abreise an und bot mir Hilfe und ein Dach über dem Kopf an. Nach 30 Stunden am Steuer und ohne Schlaf erreichte ich eine Stadt im Süden Rumäniens. Am nächsten Tag fuhr ich in den Norden des Landes, nach Timișoara, abermals zehn Stunden Fahrt. Dann nahm ich am frühen Morgen einen Flug nach Düsseldorf. Das Auto steht immer noch am Haus eines Freundes in Timișoara. Und hier bin ich nun, bereits einige Wochen in Deutschland.“

Wie haben Sie sich bislang in Deutschland und Ihrem neuen Job eingelebt?

„Wirklich neu an meinem Job ist einzig, dass ich jetzt in Deutschland bin. Ansonsten ist alles ziemlich vertraut. Allerdings habe ich in den letzten fünf Jahren nur im Bereich der Live-Übertragung gearbeitet. Hier hingegen stellen meine Kollegen und ich zunächst eine Ausgabe zusammen, entscheiden, welche Nachrichten darin enthalten sein sollen, und erst dann nehme ich das "Ukraine Update" im Studio auf. Das ist im Allgemeinen nicht schwierig. Ich kann nur sagen, dass ich meine in 20 Jahren gesammelten Erfahrungen wirklich zu schätzen lerne. Es war nichts umsonst. Mein Leben in Deutschland dreht sich sehr stark um die Arbeit. Von Montag bis Freitag ist alles sehr übersichtlich. Ich entspanne mich nur am Wochenende, mit Freunden. Ein Freund von mir, der auch Kyjiw gelebt hat, wohnt nicht weit von mir entfernt. Kurz gesagt, das Leben geht weiter.“

Was berichten die Menschen in der Ukraine, mit denen Sie in Kontakt sind?

„Natürlich ist die Stimmung bei jedem anders. Es herrscht ein Gefühl der Müdigkeit. Für alle die zurückbleiben, ist das Leben - um es milde auszudrücken - sehr schwierig, wie Sie wissen. Aber ausnahmslos alle sind zuversichtlich, dass der Krieg bald zu Ende sein wird, dass die Ukraine endlich gewinnen wird. Und das bin ich auch.“

Sind Verwandte und Freunde von Ihnen noch im Land?

„Einen Monat vor Kriegsbeginn starb meine Mutter. Ich habe keine anderen Verwandten mehr in der Ukraine. Über die Umstände meines persönlichen Lebens möchte ich nicht sprechen. Ich will nur sagen, dass ich in Kyjiw sehr gute Leute habe, auch wenn es nicht viele sind. Und natürlich stehe ich mit ihnen allen in ständigem Kontakt. Ich bin sehr froh zu hören, dass langsam wieder Leben in Kyjiw einkehrt - es gibt Cafés, Restaurants. Bald, so heißt es, wird eines der größten Einkaufs- und Unterhaltungszentren der Hauptstadt wieder in Betrieb genommen. Das gibt mir Kraft. Jede gute Nachricht ist jetzt wie ein frischer Wind.“

Was wissen Sie über die aktuelle Situation der ukrainischen Journalisten und Medien?

„Ich bin sicher, dass Journalisten in Zeiten wie diesen immer solidarisch sind. Alle sind durch ein gemeinsames Thema vereint. Ein schreckliches Thema. Und das ist der Krieg. Sehr unangenehm war für mich die Nachricht, dass kürzlich die Ausstrahlung des Senders "Direct", für den ich in den letzten fünf Jahren gearbeitet habe und der sich immer durch seine pro-ukrainische Haltung ausgezeichnet hat, eingestellt wurde. Dies ist ein direkter Verstoß gegen das bestehende Rundfunkgesetz des Landes. Außerdem wurde dies ohne Angabe von Gründen getan. Das ist meiner Meinung nach ein schlechtes Zeichen. Dennoch setzt der Kanal seine Arbeit fort und ist beispielsweise auf der Plattform YouTube zu finden.“

Wie wichtig ist die unabhängige Kriegsberichterstattung im Ausland und in der Ukraine selbst?

„Im Allgemeinen macht natürlich jeder Journalist eine sehr wichtige Arbeit. Die Ukraine steht im Mittelpunkt des Interesses der Weltöffentlichkeit. Dies ist das zweite Mal in den letzten acht Jahren. Zugegeben, der Anlass ist nicht jedes Mal ein glücklicher. Einige meiner Kollegen verdienen eine besondere Erwähnung. So etwa Andriy Tsaplienko: Er ist ein Profi auf höchstem Niveau und leistet hervorragende Arbeit bei der Berichterstattung aus dem Krieg. Sein Material ist einfach von unschätzbarem Wert. Ich bin sicher, dass Andriy nach dem Krieg ein Buch schreiben wird. Ich bin ein Fan von ihm. Viele meiner Kollegen arbeiten in Redaktionen in verschiedenen europäischen Ländern. Sie hören nicht auf zu arbeiten und die Welt darüber zu informieren, was wirklich vor sich geht. So sollte es auch sein.“

Schon kurz nach Ihrer eigenen Flucht begannen Sie für RTL zu arbeiten. Weshalb haben Sie sich dazu entschlossen?

„Es geht nicht darum, dass ich „beschlossen“ habe, wieder schnell zu arbeiten. Ich bin unglaublich glücklich darüber. Es ist ein Wunder, dass ich an meinem achten Tag im Land - dies ist übrigens mein dritter Besuch in Deutschland - bereits mit der Arbeit begonnen habe. Das ist das Beste, was mir im letzten Monat passieren konnte. Ich weiß aus erster Hand, wie schwer es ist, all die Härten einer erzwungenen Ausreise mental zu verkraften. Wir sagen: ‚Verwechseln Sie nicht Tourismus mit Auswanderung.‘ Auch wenn man nicht über die Auswanderung spricht, ist sie eine Zeit lang stressig: Dokumente, Wohnung, Schulbesuch der Kinder und vieles mehr. Von der Sprache will ich gar nicht erst anfangen. Es ist gut, wenn man, wie ich zum Beispiel, Englisch spricht. Ich wüsste nicht, was ich ohne die Sprache tun würde. In diesem Sinne ist meine Sozialisation hier eine große Hilfe bei der Arbeit. Ich habe keine Zeit, über all diese Schwierigkeiten nachzudenken. Man muss es nur annehmen und tun. Es ist leicht und nicht leicht zugleich.“

Welche Unterschiede zwischen den TV-Sendern in der Ukraine und jenen in Deutschland können Sie schon jetzt ausmachen?

„Der Sender RTL ist riesig. Und in Köln befindet sich nur ein Standort. Es ist ein riesiges Gebäude. Man spürt, dass alle Mitarbeiter sehr diszipliniert sind und sich gegenseitig respektieren. Alles ist auf die Minute genau. Auch in der Ukraine hat das Fernsehen ein sehr hohes Niveau. In der Branche gibt es viele hochkarätige Fachleute. Wir arbeiten mit sehr hoher Geschwindigkeit - worunter die Qualität jedoch nicht leidet.“

Ashion über Ukraine-Krieg: „Es ist nicht leicht, mit den Emotionen umzugehen“

Haben Sie noch Kontakte zu Politikern und anderen wichtigen Personen in der Ukraine, auf die Sie nun zurückgreifen können? Welchen Quellen kann man in Kriegszeiten trauen?

„Bei meiner Arbeit in der Ukraine stand ich in direktem Kontakt mit zahlreichen Journalisten, Politikwissenschaftlern, Experten und Politikern, die regelmäßig in meinen Sendungen zu Gast waren. Bei der Vorbereitung der Sendung - täglich drei Stunden live - habe ich natürlich nur vertrauenswürdige Quellen verwendet. Dazu gehören Telegram-Kanäle, soziale Netzwerke, zahlreiche Websites und einige YouTube-Kanäle. Und meine persönlichen Quellen, was wäre ohne sie. Was die ukrainischen Politiker betrifft: Zu vielen von ihnen habe ich Kontakte. Ich will damit sagen, dass es kein Problem wäre, mit dem Ex-Präsidenten und vielleicht auch mit dem jetzigen, Wolodymyr Selenskyj, zu sprechen. Auch mit einigen Ministern.“

Was sind die dringlichsten Probleme für ukrainische Geflüchtete in Deutschland - und wie kann das Ukraine Update ihnen helfen?

„Zunächst einmal empfehle ich allen, sich das „Ukraine Update“ anzusehen - nicht nur den Flüchtlingen. In unseren Nachrichten konzentrieren wir uns auf die aktuellen Ereignisse des Krieges. Die RTL-Journalisten Kavita Sharma und Gordian Fritz sind in der Ukraine und befinden sich immer an den wichtigsten Orten. Aber es ist ebenso wichtig, den Menschen zu zeigen, dass sie nicht verlassen, nicht vergessen sind und mit ihren Problemen nicht allein gelassen werden. Dass sie hier, in Deutschland, Arbeit finden und vielleicht sogar einen neuen Lebensabschnitt beginnen können. Viele derjenigen, die in dieses Land gekommen sind, haben alles verloren und fallen zu 100 Prozent in die Kategorie "Flüchtlinge". Sie haben keine Heimat mehr, sie haben nur noch die Erinnerung an ihre Heimat. Generell fördert die Bundesregierung die Integration von ukrainischen Flüchtlingen in die deutsche Gesellschaft auf jede erdenkliche Art und Weise. Dazu gehören Arbeitsplätze, kostenlose Deutschkurse und Sozialwohnungen. Es wäre wünschenswert, dass das Programm so viele nützliche Informationen wie möglich für die hier lebenden Ukrainer enthält. Die Menschen lernen im wahrsten Sinne des Wortes auf eine neue Art und Weise zu gehen - um wieder auf die Beine zu kommen.“

Wie schwierig ist es für Sie persönlich, mit Blick auf den Krieg in Ihrer Heimat Ihre Emotionen und die professionelle Berichterstattung sauber zu trennen?

„Ehrlich gesagt: Es ist nicht leicht, mit den Emotionen umzugehen. Aber ich bin Journalistin, und ich muss die Fakten kühl darstellen. Es bleibt dem Betrachter überlassen, wie er mit diesen Informationen umgeht. Kürzlich wurde zum Beispiel berichtet, dass nach wochenlanger Suche die Leiche eines vierjährigen Jungen gefunden wurde, der auf der Flucht vor den Schrecken des Krieges aus einem Boot gefallen und ertrunken war. Sie hätten das Bild dieses Jungen sehen sollen. Ein Engel! Und dann war da noch die Geschichte des zweijährigen Mädchens, auf dessen Rücken die Mutter ihre Kontaktdaten mit Filzstiften geschrieben hatte, für den Fall, dass sie getötet würde oder sie verloren gingen. Manchmal muss ich im Studio fast weinen angesichts solcher Geschichten. Deshalb ist es bisweilen sehr schwierig. Aber ich bin sicher, dass ein schnelles Ende des Krieges unausweichlich ist. Die Ukraine hat bereits gewonnen! Es wird nicht mehr lange dauern!“ (tsch)