„Man kann es lutschen“Axels Hauptgang endet als „Haufen“

Ein Mann steht in der Küche und guckt sich seine Dessert-Kreationen an.

Spätestens beim dreiteiligen Dessert liegen Axels Nerven blank. 

„Ich schmecke keine Einzelkomponenten, alles ein Haufen“, sagt Steffen über Axels Hauptgericht. Zum Auftakt von „Das perfekte Dinner“ (VOX) in Krefeld zeigt sich der frankophile Gastgeber äußerst nervös - und vergisst zwischenzeitlich sogar, seinen Gästen Getränke anzubieten.

Da hat man schon einen hingebungsvollen Ehemann als Schnippelhilfe, da erdreistet sich dieser, die Gemüsestreifen zu dick zu schneiden. „Das gibt nix heute“, zeigt sich Axel (49) entsetzt, als die Zucchini- und Auberginenscheiben nur mühsam garen: „Die müssen doch gar werden!“ „Immer mit der Ruhe, das wird schon“, beruhigt ihn Ehemann Uli (55), in der Dynamik dieses Paares eindeutig der Ruhepol.

„Das braucht Zeit, die hab ich nicht!“, schimpft Axel, getröstet von Uli: „Hast du doch.“ Was dem Auftakt-Gastgeber in Krefeld dann aber wirklich hilft, ist das von Uli kredenzte „Schlückchen“: „Das hilft doch immer.“

Dabei sieht sich Axel doch eigentlich als „aufgewecktes Kerlchen und für jeden Spaß zu haben.“ Die göttliche Anspielung bei seinem Dinner-Motto habe jedoch nichts mit seinen Talenten zu tun, so der Kundendienst-Leiter eines Möbelhauses: „Aber ich bin schon sehr frankophil.“

Motto: „Essen wie ein Krefelder in Frankreich“

  1. Vorspeise: „Mord im französischen Gemüsebeet“ - Eine Terrine kommt selten allein: Gemüse / Tapenade / Rouille
  2. Hauptspeise: „Da biste böff!“ - Böfflamott mit Gedöns: Falsches Filet / Porree / Kartoffel
  3. Nachspeise: „Es gibt was auf die Nuss“ - Merveilleux / Mango-Mousse / süße Briouats

„Was riecht hier süßlich und nach Essig?“

Zwei Frauen sitzen an einem Tisch nebeneinander und essen.

Jenny (l.) liebt Axels Vorspeise, auch Caro schmeckt sie vorzüglich.

Zwei Männer sitzen nebeneinander an einem Tisch vor sich jeweils ein Teller mit der Hauptspeise.

Zwei Männer, zwei Hauptspeisen: Steffen (l.) und Thomas haben Axels Böfflamott mit Kartoffelpüree und Porree-Röllchen im Visier.

Doch nicht nur das dreiteilige französische beziehungsweise teils marokkanisch angehauchte Dessert macht Axel zu schaffen: „Warum reißt das jetzt?“, echauffiert er sich über die Unverschämtheit des dünnen Filoteigs für die „Briouats“ mit süßer Sesamfüllung: „Wenn man ihn anfeuchtet, passiert das nicht.“

Vor lauter Kampf mit den Zutaten vergisst Axel sogar, seinen Gästen erste Tischgetränke zu reichen. „Hättest du ein Tröpfchen für uns?“, übernimmt das Jenny (35). Aber erstmal die Vorspeise auf die Teller bringen: „Hier habe ich eine dekonstruierte Terrine“, beschreibt er seinen Gästen das Versehen der teils etwas verrutschten Türmchen aus Gemüsescheiben, Manchego-Creme, Thunfisch-Oliven-Tapenade und cremiger Rouille.

„Zu viel und eintönig süß“

Auch der Hauptgang ist geschichtet. Die Basis bildet Kartoffelpüree, darauf drapiert er das „Böfflamott“ (Boeuf à la mode). Dessen gezupfte Form gefällt Thomas (60) sehr gut: „So zart! Dafür braucht man keine Zähne - man kann es lutschen!“ Caro (27) wiederum empfindet das Rindfleisch als „übergart“ und auch den begleitenden Porree als „zu weich“. Auch die Apfel-Zwiebel-Marmelade identifiziert sie nicht gleich: „Was riecht hier süßlich und nach Essig?“ Und Steffen (31) ist einfach verwirrt: „Irgendwie ein Haufen, die einzelnen Komponenten wirken gar nicht separat.“

Am üppigen Dessert aus Baiser-Törtchen, Mango-Mousse und Filo-Röllchen scheitern fast alle. „Zu viel und eintönig süß“, lautet Caros Urteil. „Ich esse fast nie süßes“, rechtfertigt sich Thomas. Dazu haben Axels „Gastgeberqualitäten unter seiner Nervosität gelitten“, beschreibt es Caro. „Die Aufregung fühlt sich bei mir geborgen und weicht mir nicht mehr von der Seite“, gibt Axel zu. Aber letztendlich sind ihm auch die Gäste gewogen: 33 Punkte gibt es für den unterhaltsamen Auftakt in Krefeld. (tsch)