„Mälzer und Henssler liefern ab!“TV-Köche verlieren die Nerven: „Gut angefühlt hat sich nur das Beleidigen“

Tim Mälzer und Steffen Henssler (r.).

„Ich stecke so in der Suppe“, stöhnte Tim Mälzer am Sonntagabend (13. November 2022). Seinem Duell-Gegner Steffen Henssler ist das natürlich nur recht. 

Schweiß, Gebrüll und Beleidigungen am laufenden Band: Im fünften Koch-Duell der Macho-Küchenchefs Tim Mälzer und Steffen Henssler ging es bei Vox diesmal besonders hoch her.

Keine Frage: Am Herd ist es heiß. Und wer sich in Küche wagt, wo überall scharfe Messer bereitliegen, darf kein Angsthase sein. Tim Mälzer und Steffen Henssler, die beiden Koch-Exzentriker aus Hamburg, stehen sich in Sachen Lautstärke, Breitbeinigkeit und Angeberei in nichts nach. Was sie antreibt, ist nicht nur maßlos überdrehter Wettkampfgeist, sondern auch Perfektionismus pur.

Selbst wenn die Erfolgsköche in der Duell-Reihe „Mälzer und Henssler liefern ab!“ bei Vox lediglich in einer Art Imbiss-Schnell-Küche zum Anrichten von Liefergerichten stehen. Trotzdem wollen sie zeigen, was sie alles können – und das mit allen Mitteln.

Tim Mälzer: Bin Cambridge-Professor – kulinarisch gesehen“

Und so packen sie kunstvolle Lachs-Teriyaki-Kreationen ebenso zwischen beschichtete Pappkarton-Deckel wie raffiniert abgeschmeckte Risotto-Kostbarkeiten und füllen sogar eine edle Bouillabaisse in die verschließbare To-Go-Schüssel. Anspruch verpflichtet. „Ich bin Cambridge-Professor – kulinarisch gesehen“, behauptet Tim Mälzer von sich selbst – im Brustton der Überzeugung. Und das, ohne beim Angeben rot zu werden.

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„Mälzer ist ein unfassbar arroganter Koch“, sagt Steffen Henssler. Doch auch er spart nicht mit Eigenlob. Aber manchmal muss er sogar zugeben: Sein Kollege ist wirklich ein Meister am Herd – selbst bei Essen-auf-Räder-Gerichten. „Wir beide wären einfach ein unfassbarer geiler Lieferservice“, sagt Mälzer. Dumm nur, dass man nicht an einem Strang zieht, sondern gegeneinander kämpft.

Mit Pauken und Trompeten: Tim Mälzer legt mit einer Kampfansage los

Immerhin geht es im bislang fünften Liefer-Wettkampf um die Ehre, stand es bislang doch 2:2 – mit zuletzt zwei Triumphen in Folge für Tim Mälzer, den Bullen an den Kochplatten. Von Anfang an ist viel Schärfe im Spiel, weil die Sendung mit einem Affront beginnt. Zunächst lässt Mälzer seinen Kollegen lange in der kleinen TV-Küche warten. Dann marschiert er mit „militärischen Ehren“ ein. Um Henssler zu ärgern, lässt sich Tim Mälzer vom Jugend Show-Musikkorps Ahoy-Hamburg e.V. begleiten. Was für ein Auftritt! Doch konnte er diesmal auch wirklich liefern?

Tatsächlich war auch diesmal ein kühler Kopf und Kombinationsgeschick gefragt sowie die Fähigkeit, sich bestens auf die zu bekochenden Essens-Besteller einzulassen, über die erst nach und nach mit immer neuen zu deutenden Hinweisen Klarheit einzieht. Meister Mälzer fiel es diesmal besonders schwer, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Mit seinem raffinierten Eintopf-Gericht etwa lag er in Runde eins nicht unbedingt perfekt richtig. Außerdem hatte er den expliziten Wunsch nach einem Quark-Gericht schlicht ignoriert.

„Diesmal hatte ich Kleber im Ohr“, sagte Mälzer dann auch selbst, als er die erste Runde – mit vier gegen fünf Henssler-Sterne – bei der Bestellmannschaft aus einem hippen Barber Shop verlor. Keine Schmach, aber auch kein guter Auftakt. Tim Mälzer konnte sich nur in Grobheiten retten. „Das Einzige, was sich gut angefühlt hat, war das Beleidigen von Henssler“, gab er zu.

„Das Tatar ist ein Orgasmus“

Beim zweiten Versuch, als beide Köche einen elegant gedeckten Tisch mit floralem Muster zu sehen bekamen, wähnte sich Tim Mälzer dagegen lange auf der sicheren Seite. Er setzte auf rein vegetarische Gerichte. „Wenn jemand sehr viele Blumen hat, dann will er keine Spareribs“, tippte er. Falsch gezockt! Henssler etwa tischte eine Kombination aus Lachs- und Rindfleisch-Tatar auf – und landete bei den Genießern, die auf einer Elb-Barkasse elegant tafelten, einen Volltreffer. „Das Tatar ist ein Orgasmus“, hieß es in den Bewertungen.

Und schon wieder gewann Henssler – mit 4 1/2 Sternen gegen 3 1/2 von Tim Mälzer. Erneut war der Weg zum Sieg teuer erkauft – mit vielen Schimpfwörtern („Henssler ist ein intrigantes Dreckschwein“) und Gemeinheiten. Bis hin zu heimlichen Unterschlagungen von Hinweis-Botschaften durch Steffen Henssler. „Hier kämpfen zwei Alphatiere, es wird keine Rücksicht genommen“, warb er um Verständnis. Doch falschspielen geht gar nicht!

Rote Beete für Kids? Keine gute Idee

An ihre Grenzen gerieten beide Star-Köche in der dritten Runde – weil sie beim Rätseln über die Identität der mysteriösen Bestellgäste fast verzweifelten. Was Mälzer und Henssler erst beim Ausliefern ihrer Gerichte durchschauten: Ihre anspruchsvollen Kunden waren diesmal – große Überraschung! – drei junge Teenager. Und mit gebratenem Kaninchenrücken und Roter Beete lag Tim Mälzer da natürlich komplett falsch. „Das ist genau das, was man sich auf 'nem Kindergeburtstag wünscht“, spottet er über sich selbst. In der Bilanz sah's dann nicht ganz so schlimm aus: Mit je 4 1/2 Sternen schlossen Mälzer und Henssler Runde drei gleich ab.

Die Entscheidung musste also in der vierten Prüfung fallen. Und da lagen die Nerven plötzlich komplett blank. Für Promi-Besucher wie Frank Elstner, der in die kleine Pop-up-Küche reinschneite, hatte Mälzer da gar keinen Nerv mehr. Der Frust lag auch daran, weil alles auf besonders kapriziöse Genießer hindeutete, die sich nicht zu schade waren, im Minutentakt neue Anweisungen („Bitte kein Lamm“, „Bitte kein Bohnenkraut“, „Bitte kein Tofu“) in die Lieferküche zu schicken. Seinen Lammrücken konnte Mälzer da gleich wieder vom Feuer holen. Mist!

Allerdings: In der Endwertung verzauberte er das anspruchsvolle Paar, das in einem ehemaligen Milchladen auf St. Pauli im Souterrain wohnte, dann eben doch. Sogar Bestnote von fünf Sternen heimste Tim Mälzer für seine Kreationen ein, die Kundin Eva als „Eine Offenbarung“ bejubelte.

Zwischen den Zähnen: „Chapeau!“

Doch die Sterne strahlten diesmal eben doch nicht so ganz so hell – oder zumindest zu spät erst – für Mälzer. Sein Battle-Gegner sahnte in der Schlusswertung 4 1/2 Sterne ab, was Henssler unterm Strich dann den Gesamt-Sieg des Tages einbrachte – mit aufsummiert 18,5 zu 17,0 Sternen.

Da war dann sogar Tim Mälzer ganz kleinlaut. „Chapeau“, sagt er und brummelte zwischen den Zähnen eine kollegiale Anerkennung heraus: „Hast ganz gut zusammengeschlampt dein Zeug.“ Auf in die nächste Runde! (tsch)