ARD-Benefiztag16,5 Millionen für Flutopfer, doch Zuschauer ärgern sich

Moderator Ingo Zamperoni (l) ist am 23. Juli im Gespräch mit Moderatorin Bettina Böttinger und "Brings"-Frontman Peter Brings bei der ARD-Benefizgala unter dem Motto „Wir halten zusammen!“ zur Unterstützung der Opfer der Hochwasserkatastrophe.

Bei der ARD-Benefizgala „Wir halten zusammen“ zugunsten der Hochwasseropfer spricht Moderator Ingo Zamperoni (l) mit Moderatorin Bettina Böttinger und „Brings“-Frontman Peter Brings.

Unglaubliche Hilfsbereitschaft nach den Flutkatastrophen in Deutschland. Ein Heer freiwilliger Helfer unterstützt die Hochwasser-Opfer, unzählige Spenden sind eingegangen. Die ARD widmete den Betroffenen einen ganzen Benefiz-Tag mit abendlicher Spendengala -  unter dem Motto „Wir halten zusammen“. 

Köln/Leipzig. Die ARD hatte am Freitag (23. Juli) ihr Prime-Time-Programm zugunsten der Opfer der Hochwasserkatastrophen in Deutschland geändert. Das Erste präsentierte um 20.15 Uhr die Live-Sendung „Wir halten zusammen - Der ARD-Benefiz-Abend zur Flutkatastrophe“. Durch den Abend führten Ingo Zamperoni in Köln und Sarah von Neuburg in Leipzig.

Ingo Zamperoni moderiert ARD-Benefiz-Abend

Zamperoni habe das Ausmaß der Flutkatastrophe zunächst kaum glauben können. „Ich hab die ersten Bilder über die ‚Tagesschau‘-App gesehen auf dem Handy, ich hatte in der Woche keine Sendung, da dachte ich erst, das kann ja nicht sein, das kann gar nicht in Deutschland passieren“, berichtete der Journalist am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Es habe nun ja schon einige Flutkatastrophen im Land gegeben - aber dieses Ausmaß habe ihn „schlicht sprachlos gemacht“.

Der „Tagesthemen“-Moderator führte am Freitagabend von Köln aus Gespräche mit Fachleuten, Betroffenen, Helferinnen und Helfern - im Studio und per Live-Schalte in die Krisengebiete. Vor allem in Leipzig waren dagegen dann Auftritte von Stars geplant. Mit dabei:

Unter der Spendenhotline 0180/ 22 8 22 konnten die Zuschauer von 7 Uhr morgens bis Mitternacht anrufen und Geld an die Flutopfer spenden. Unter anderem wurden die Anrufe von Prominenten wie Michel Abdollahi, Nina Bott oder Alexander Klaws entgegengenommen. Am Ende kamen sagenhafte 16,5 Millionen für die Flutopfer zusammen.

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ARD: Verwirrung wegen Gebühren bei Spendenhotline

Doch neben viel Zuspruch und Hilfebereitschaft gab es unter den Zuschauern auch ein Diskussionsthema. Auf Twitter ärgerten sich viele User am Freitagabend. Denn bei der Spendenhotline handelte es sich nicht um eine kostenfreie Nummer mit „0800“-Vorwahl, pro Anruf aus dem Festnetz wurden Gebühren von 6 Cent erhoben, im Mobilfunk-Netz waren es sogar bis zu 42 Cent pro Minute. Unter dem Hashtag „Wirhaltenzusammen“ äußerten einige User ihren Unmut.

  • „Sollte eine Spendenhotline nicht wenigstens kostenlos sein?"
  • „Spendengala aber 42 Cent pro Minute über Mobilfunk extra Gebühren? Das Geld bekommt dann die Telekom?“
  • „Warum kostet der Anruf zum Spenden Gebühren? Finde ich nicht gut..“
  • „Spenden, ja, natürlich. Aber die spenden Hotline kostet Gebühren? Ich hoffe die werden auch gespendet“

Andere Nutzer sahen über die Extra-Kosten hinweg und betonten, sie würden trotzdem spenden. Ob die Gebühren ebenfalls gespendet werden, war am Freitagabend nicht bekannt. Der Twitter-Account der ARD antwortet einem User mit folgendem Statement: „Bei kostenfreien Nummern besteht das Risiko, dass sie missbräuchlich verwendet werden und diejenigen, die tatsächlich spenden möchten, nicht durchkommen.“ 

Musiker Rea Garvey war dankbar für die Freiwilligen, die den betroffenen Menschen in den Hochwassergebieten beim Aufräumen helfen. „Ich bin unglaublich stolz auf diejenigen, die morgens aufstehen und sagen: Heute gehe ich dahin, um meinen Nachbarn zu helfen“, sagte der Sänger. Diese Menschen seien Helden.

Flutkatastrophe: Herbert Grönemeyer mit großer Geste

Sein Kollege Herbert Grönemeyer, der den musikalischen Schlussakkord der Sendung setzte, verkündete, welchen Song er spielen werde, „Mensch“ nämlich. Als die Moderatorin Grönemeyer dann dazu bringen will, seine eigene traurige Geschichte zu erzählen, die sich hinter „Mensch“ verbirgt (in dem gleichnamigen Album versuchte Grönemeyer die Trauer über den Tod seiner Frau Anna 1998 zu verarbeiten), hebt der Sänger kurz an, hält dann aber inne und sagt: „Ach, das ist jetzt uninteressant.“

Die ARD-Sendung entstand in Zusammenarbeit von SWR, WDR, MDR, BR, NDR sowie Kimmig Entertainment. Tagsüber wollten die Programme der ARD am Freitag ein Zeichen für Zusammenhalt setzen. Auf vielen ARD-Radiowellen begann der ARD-Benefiz-Tag um 7 Uhr mit einem Innehalten in Gedenken an die Opfer der Katastrophe.

Die Radiowellen riefen den ganzen Tag über gemeinsam mit „Aktion Deutschland hilft - Bündnis deutscher Hilfsorganisationen“ zu Spenden auf, um die Menschen in den Hochwassergebieten weiter zu unterstützen.(dpa/mei/smo)