„Höhle der Löwen“Ralf Dümmel geht mit StartUp ins Gericht – „Habt Ihr die gewürfelt?“

„Höhle der Löwen“-Investor Ralf Dümmel, hier im November 2021, prangerte die Vorstellungen eines StartUps vor laufenden Kameras an

„Höhle der Löwen“-Investor Ralf Dümmel, hier im November 2021, prangerte die Vorstellungen eines StartUps vor laufenden Kameras an

Ein Pferd auf der Bühne und eine Hardrock-Einlage führten nicht zum Erfolg im Staffelfinale von „Die Höhle der Löwen“. Dann kamen zwei Berliner mit einer rollenden Waschmaschine im Gepäck.

Es war ein Montagabend der Superlative - zumindest was die jeweiligen Bühnen-Arrangements und vor allem die spektakulären Auftritte der letzten fünf Firmen-Neugründungen anging.

Schon die zwei sportlich durchtrainierten Jungunternehmer von „Everjump“ legten die Latte hoch: Sie stellten ihre vermeintlich komplette Neuerfindung des Trainierens mit dem Springseil genau so vor, wie es sich für dynamische Gründer gehört - während sie die Seile sausen ließen und fleißig hüpften. So viel allerdings vorab: Der Traum von einem Deal platzte später für sie.

„Höhle der Löwen“: Staffelfinale trumpft mit kuriosen Erfindungen

Noch markanter das Entrée des Mutter-Tochter-Duos hinter der Pferde-Sportbedarf-Gründung „Stallzauber“: Die junge Reiterin Kadia stürmte die Bühne hoch zu Ross - auf dem Rücken von Hengst „Tejano“. Zusatz-Info zum großen Pferde-Spektakel: Sich in die Welt der Zügel-Führung von Pferden einzulassen, war ein Spaß für die Löwen. Doch das „Zauberstab“-Zubehör dafür scheint ein sehr kleines Nischengeschäft zu sein, auf das sich letztlich immerhin Ralf Dümmel einlassen wollte.

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Komplett den Vogel schoss dann allerdings der Hardrocker Axel Rudi Pell ab. Er ließ publikumswirksam seine E-Gitarre aufjaulen, so wie er das sonst auf Mega-Festivals wie etwa in Wacken macht. „Das war ein starker Antritt“, staunte Georg Kofler, dem noch die Ohren zu klingeln schienen. „Jetzt erwarten wir einen starken Auftritt.“

Die kuriosen, selbst gemischten Parfüm-Kreationen, die der auf ganz anderen Bühnen erfolgsverwöhnte Musiker mitgebracht hatte, verblüfften zwar die „Löwen“, einen Deal bekam der Metal-Mann Pell aber nicht! Denn: Sympathie-Werte allein reichten diesmal nicht unbedingt. Besonders spendierfreudig wirkten die Investoren im Finale der aktuellen VOX-Gründershowstaffel allgemein nicht.

Es lag also durchaus (Zuschauer-)Erwartungsdruck auf der finalen Pitch-Präsentation von Geza Lakatos und Jan Nordhoff, den beiden Gründern der noch sehr jungen Firma „Rollyz Berlin“ (nach der Aufzeichnung umbenannt in ROLLYZBERG). Ihr Auftritt wirkte im Vergleich zu den Vorgängern des Abends zwar durchaus spannend inszeniert, aber dann doch auch wieder unspektakulär hemdsärmelig. Die beiden Firmenpartner, die beide aus dem Design-Bereich kamen, schleppten eine Waschmaschine ins Studio. Die war immerhin 80 Kilo schwer. Eine Herkules-Tat? Na ja.

Zwei Mann und eine heftig schwere Waschmaschine: Geza Lakatos (links) und Jan Nordhoff wollen das Transportieren von Lasten einfacher machen.

Zwei Mann und eine heftig schwere Waschmaschine: Geza Lakatos (links) und Jan Nordhoff wollen das Transportieren von Lasten einfacher machen.

Origineller war dann aber doch, was das „Rollyz“-Duo nach und nach präsentierte: Hinter der Firme verbirgt sich eine pfiffige Transportlösung, die die Welt bewegen möchte. „Ich werde die Sackkarre für die Hosentasche entwerfen“, hatte sich der Kreativkopf Geza einst vorgenommen. Er war seine vielen Umzüge mit lästigen schweren Gegenständen einfach leid.

Was er sich einfallen ließ und von Partner Jan, einem Experten für 3D-Drucke, umsetzen ließ, sind praktische kleine Alltagshelfer: „Rollyz“ sind Transportrollen, die sich auf verschiedene Weise befestigen lassen: mithilfe von Klebepads, die rückstandfrei wieder ablösbar sind, mit Spanngurten oder durch Schrauben. Einfach unter schwere Lasten gesteckt, lässt sich so auch eine Waschmaschine kinderleicht verfrachten. Anbieten wollen die Gründer ihre „Rollyz“ über all dort, wo etwa Pakete oder Gepäck zu bewegen sind - in Post-Filialen, an Bahnhöfen oder Flughäfen.

Was ihr Produkt sympathisch macht: Die Kunststoff-„Rollyz“ bestehen größtenteils aus nachwachsenden Rohstoffen wie Maisstärke und Essig. „Sie sind biologisch abbaubar“, versicherte Gründer Jan.

Allerdings: Noch wurden die bunten kleinen Rollsysteme aufwendig mit einem 3D-Drucker produziert, was den doch teuren Verkaufspreis von rund 70 Euro für ein Zwei-Rollen-Set erklären sollte. Mit Profi-Hilfe wollten die Gründer rasch in eine Serienproduktion gehen und dann deutlich günstiger werden. So weit der Plan!

„Höhle der Löwen“: Dümmel weist „Rollys“-Gründer zurecht

Was weniger schnell ins Rollen kam, war allerdings die Debatte über die „Rollys“. Das lag vor allem an den etwas blauäugig wirkenden Designern selbst. Geschäftspläne zu entwerfen, scheint nicht ihre Stärke zu sein. Unterstützung haben sie bitter nötig. Dieses Manko durchschauten gleich mehrere Löwen - und stiegen umgehend aus.

Einzig Ralf Dümmel ließ seine Gedanken „rollen“, wenn er auch frotzelnd hart mit den Gründern ins Gericht ging. Die wollten nämlich den 125.000 Euro für 15 Prozent der Firmenanteile an ihrem Start-up haben. Die hohe Bewertung - bei bislang sehr überschaubaren ersten Verkaufserfolgen mit einem Produkt, das noch dazu einfach kopiert werden kann - gefiel dem Handelsexperten gar nicht. „Habt Ihr die gewürfelt?“, fragte er die Gründer frech.

Klar, dass es viel Geld, viel Marketing und den Aufbau einer echten Industrieproduktion braucht, um die „Rollyz“ rollen zu lassen. Doch dann überraschte Ralf Dümmel nicht nur die Firmen-Gründer, die schon alle Felle davonschwimmen sahen, und das Publikum. Dümmel sagte doch tatsächlich: „Das kriegen wir alles gewuppt.“

125.000 Euro für 15 Prozent wollten die "Rollyz"-Firmenchefs haben. Eine sehr hohe Bewertung. "Wie habt Ihr die gewürfelt?", schimpfte Ralf Dümmel. Er sicherte sich letztlich 33 Prozent an dem Roll-Unternehmen.

125.000 Euro für 15 Prozent wollten die "Rollyz"-Firmenchefs haben. Eine sehr hohe Bewertung. "Wie habt Ihr die gewürfelt?", schimpfte Ralf Dümmel. Er sicherte sich letztlich 33 Prozent an dem Roll-Unternehmen.

Allerdings eben nicht zu dem Preis, den die „Rollyz“-Gründer aufriefen. Es ging hin und her. Ralf Dümmel stellte weitreichende Forderungen. 33 Prozent sicherte er sich an dem vielversprechenden, aber eben auch schwierigen jungen Unternehmen. Die Gründer mussten schwer schlucken, gaben sich dann aber doch einen Ruck. „Ich sehe, Sie sind sehr begeistert, genau wie wir“, sagte Designer Geza zu Ralf Dümmel. „Genau solche Leute brauchen wir in unserer Firma.“

So endete die aktuelle „Die Höhle der Löwen“-Staffel doch noch versöhnlich. „Mega“, sagte Ralf Dümmel. „Wahnsinn“, meinte Gründer Jan. „Es ist perfekt gelaufen, so wie wir uns das geträumt haben“, verriet er. „Das wird unser Leben verändern.“ Es ist eben doch eine Show, die die Herzen bewegt und Dinge ins Rollen bringt. Schon jetzt steigt die Vorfreude auf neue Folgen! (tsch)