US-Präsident sorgt für IrritationenTrump lobt Putins „schöne“ Worte – Merz sieht dennoch Annäherung

Bundeskanzler Friedrich Merz zusammen mit US-Präsident Donald Trump beim Nato-Gipfel. (Archivbild)

Bundeskanzler Friedrich Merz zusammen mit US-Präsident Donald Trump beim Nato-Gipfel. (Archivbild)

Der US-Präsident attackiert Kanada – und freut sich über Respekt von Putin, Xi und Kim. Kanzler Merz sieht dennoch eine Annäherung.

US-Präsident Donald Trump hat erneut mit Aussagen über Wladimir Putin für Aufsehen gesorgt, nachdem der Kremlchef dem Republikaner zuvor geschmeichelt und ihn als „mutigen Mann“ bezeichnet hatte, für den er „großen Respekt“ habe. Die Worte Putins seien „schön und sehr freundlich“, erklärte Trump daraufhin gegenüber Reportern im Weißen Haus.

„Putin respektiert unser Land“, fügte Trump an und führte schließlich aus: „Chinas Staatschef Xi Jinping respektiert unser Land. Kim Jong Un respektiert unser Land. Sie respektieren unser Land wieder. Noch vor einem Jahr waren wir kein Land, das respektiert wurde.“

Die Freude über die mutmaßliche Anerkennung von undemokratischen Staatschefs und Diktatoren sorgte auch für Aufsehen, weil Trump nahezu zeitgleich mit Kanada erneut einen der wichtigsten Handelspartner der USA attackierte.

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Wegen einer Digitalsteuer im Nachbarland ließ der US-Präsident die Zollverhandlungen platzen. „Wir beenden hiermit alle Handelsgespräche mit Kanada“, schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social.

Irritierte Reaktionen in Kanada: "Beschwichtigung funktioniert nicht"

Die Digitalsteuer „auf unsere amerikanischen Technologie-Unternehmen“ sei ein „direkter und unverfrorener Angriff auf unser Land“, schrieb Trump weiter. „Sie ahmen offenbar die Europäische Union nach, die das Gleiche gemacht hat.“ Die EU prüft in dem Zollkonflikt mit Trump derzeit eine Digitalsteuer für US-Konzerne.

„Beschwichtigung funktioniert nicht. Auf eine einzigartige Beziehung zu Trump zu setzen, funktioniert nicht. Geheime Verhandlungen funktionieren nicht“, kommentierte die kanadische Politikerin Heather McPherson das erratische Verhalten des US-Präsidenten und forderte, dass die kanadischen Arbeitnehmer besser vor Trumps Launen geschützt werden müssten.

Premierminister Mark Carney erklärte derweil, dass er davon ausgehe, dass die Gespräche mit Washington weiterlaufen werden. 

Trumps Lob für Putin sorgt für Wut bei Ukrainern

In der Ukraine sorgte derweil Trumps freundliche Worte zu Putin für Ärger, der vor allem in den sozialen Netzwerken sichtbar wurde.

Dort wurde ein Video der Äußerungen des US-Präsidenten von zehntausenden Nutzern abgerufen.

Die Kommentare fielen eindeutig aus: „Putin respektiert weder Sie noch Ihr Land, er hält Sie für einen Narren“, lautete ein viel beachteter Kommentar.

„Seit Trump ins Weiße Haus zurückgekehrt ist, haben sich die russischen Angriffe auf Kiew verdreifacht“, schrieb Sheremeta bei X.

„Putin grünes Licht gegeben, alles zu tun, was er will“

„Trump hat die Ukraine sabotiert und Putin grünes Licht gegeben, alles zu tun, was er will“, fügte der Wissenschaftler an. Trumps „Weigerung, den Kreml zur Verantwortung zu ziehen“ habe Russland ermutigt, seinen Angriffskrieg weiter zu eskalieren, lautete Sheremetas Fazit. 

Auch der deutsche Politikwissenschaftler und Osteuropa-Experte Andreas Umland kommentierte Trumps Rückkehr zum Kuschelkurs mit Putin, nachdem er den Kremlchef vor einigen Tagen am Rande des Nato-Gipfels noch als „fehlgeleitet“ und „schwierig“ bezeichnet hatte.

„Trump prahlt immer noch mit Putins Zustimmung“

„Herzlichen Glückwunsch an alle Amerikaner: Putin respektiert Ihr Land“, schrieb Umland sarkastisch bei X. Das Bruttoinlandsprodukt der USA sei in etwa 14-mal so hoch wie das von Russland, führte der Politikwissenschaftler aus. „Aber Trump prahlt immer noch mit Putins Zustimmung.“

Mit ganz anderem Tonfall als Trump äußerte sich am Freitag (27. Juni) derweil Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) über Putin. Er wolle mit dem Kremlchef vorerst nicht telefonieren, sagte der Kanzler der „Süddeutschen Zeitung“ auf die Frage, ob es derartige Planungen gebe.

Merz will nicht mit Putin telefonieren – und sieht Annäherung bei Trump

„Der jüngste Besuch des ungarischen Ministerpräsidenten in Moskau wurde von Russland mit schwersten Bombardements auf Kyjiw und auf ein Krankenhaus beantwortet“, führte Merz aus. „Auf das letzte Telefonat mit meinem Amtsvorgänger folgten Bomben auf ein Kinderkrankenhaus. Wenn das also das Ergebnis solcher Telefonate ist, würde ich noch lange davon Abstand nehmen.“

Merz wurde auch gefragt, ob er bei Trump eine Distanzierung von Putin sehe. „Der US-Präsident zeigt eine wachsende Skepsis und wird kritischer“, erklärte Merz und sprach von einem „Prozess“. In Europa gebe es eine große Übereinstimmung in der Bewertung von Russlands Krieg, führte der Kanzler aus. „Ich glaube, Präsident Trump nähert sich dieser Einschätzung an“, sagte Merz. 

US-Präsident Trump schwärmt plötzlich von Nato-Staatschefs

Der US-Präsident fand am Samstag dann schließlich auch nette Worte für andere Staatschefs – auch Kanzler Merz durfte sich durchaus angesprochen fühlen. „Was für großartige Menschen ich bei der Nato getroffen habe, darunter einige der unglaublichsten Führungskräfte der Welt“, schrieb Trump ohne nachvollziehbaren Anlass bei Truth Social. 

Kremlchef Putin reagierte derweil bisher nicht auf die Aussagen aus Washington oder die von Kanzler Merz. Bei einer Veranstaltung in Moskau bekräftigte der russische Präsident jedoch laut einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur RIA Novosti erneut seinen Kriegskurs. „Wir alle wünschen ihnen Erfolg und Sieg. Ich bin sicher, dass dies geschehen wird“, sagte Putin demnach über die in der Ukraine eingesetzten russischen Soldaten. (red/dpa)