„Nie so düster wie jetzt“Es wird immer schlimmer: Trump macht klar, wie extrem seine zweite Amtszeit wird

Ex-Präsident Donald Trump bei seiner umstrittenen Rede in Claremont (im US-Bundesstaat New Hampshire).

Ex-Präsident Donald Trump bei seiner umstrittenen Rede in Claremont (im US-Bundesstaat New Hampshire).

Ist dieser Mann überhaupt noch zu stoppen? In gleich fünf kritischen Bundesstaaten liegt Donald Trump in Umfragen deutlich vor Biden. Und gleichzeitig rüstet er rhetorisch auf, wütet gegen seine politischen Feinde heftiger denn je. Und wird in US-Medien bereits mit Hitler und Mussolini verglichen.

Es sind Worte, die drastischer kaum sein könnten: Am Veterans Day (am 11. November), ausgerechnet am Tag des Waffenstillstandes im Ersten Weltkrieg, rüstete Ex-Präsident Donald Trump rhetorisch noch einmal ordentlich auf: Er gelobte in einer Rede an seine Fans feierlich, seine liberalen Gegner „auszurotten“, und zog damit die Kritik von Historikerinnen und Historikern auf sich, die anmerkten, seine Worte erinnere an autoritäre Diktaturen.

Trump nannte seine Gegnerinnen und Gegner bei einer Rede in Claremont (New Hampshire) „Ungeziefer“, behauptete, sie stellten eine größere Bedrohung für die Vereinigten Staaten dar als Länder wie Russland, China oder Nordkorea. Seine drastischen Äußerungen werden in den USA heftig kritisiert, seine Wortwahl mit jener von autoritären Führern vergleichen.

Trump: Nazi-Rhetorik sorgt für scharfe Kritik

„Wir versprechen euch, dass wir die Kommunisten, Marxisten, Faschisten und die linksradikalen Verbrecher ausrotten werden, die wie Ungeziefer innerhalb der Grenzen unseres Landes leben, die lügen, stehlen und Wahlen betrügen“, sagte Trump gegen Ende seiner Rede und wiederholte seine falschen Behauptungen, dass ihm die Wahl 2020 „gestohlen“ wurde. „Sie werden alles tun, ob legal oder illegal, um Amerika zu zerstören und den amerikanischen Traum zu zerstören.“

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„Diese Sprache ist eine Sprache, die Diktatoren verwenden, um Angst einzuflößen“, sagte Timothy Naftali, leitender Wissenschaftler an der School of International and Public Affairs der Columbia University, gegenüber der „Washington Post“. „Wenn man einen Gegner entmenschlicht, beraubt man ihn seiner verfassungsmäßigen Rechte, an einer Demokratie teilzunehmen, weil man sagt, er sei kein Mensch. Das ist es, was Diktatoren tun.“

Die Bezeichnung von Menschen als „Ungeziefer“ sei auch von den Diktatoren Adolf Hitler oder Benito Mussolini wirkungsvoll eingesetzt wurde, um zu entmenschlichen und die Anhängerschaft zur Gewalt zu ermutigen, erklärte Ruth Ben-Ghiat, Historikerin an der New York University.

Trump macht klar, wie düster seine zweite Amtszeit wird

Mit seinen jüngsten Reden macht Trump klar, wie düster eine mögliche zweite Amtszeit werden könnte. Bereits zuvor rief er seinen Fans zu, sie müssten „wie die Hölle kämpfen“, sonst würden sie ihr Land verlieren. Worte, die an die Zeit kurz vor dem Sturm auf das US-Kapitol erinnern.

Bei einer Kundgebung in South Dakota rief Trump, er glaube nicht, „dass es jemals so düster um unsere Nation war wie jetzt“. In einer dystopischen Rede beschuldigte er Biden und die Demokratische Partei, eine „Invasion“ von Migrantinnen und Migranten über die US-Grenzen zu lassen. Seit Monaten will er mit seiner eskalierenden Rhetorik klarmachen, dass die wahre Gefahr nicht von außen, sondern von innen kommt. „Es ist wirklich eine Bedrohung für die Demokratie, wenn unsere Rechte und Freiheiten jeden einzelnen Tag des Jahres mit Füßen getreten werden.“

Trump liegt in fünf kritischen Bundesstaaten vor Biden

Trump bezeichnet seine mögliche zweite Amtszeit 2024 in seiner Wahlkampagne immer wieder als „Vergeltung“ seiner Anhängerschaft, wütet darüber, dass ihnen Unrecht widerfahren sei, ihre Wahl „gestohlen“. Trump schafft eine bedrohliche Atmosphäre rund um die Präsidentschaftswahl 2024 – und scheint damit bei vielen anzukommen. 

Trump liegt nicht nur bei Umfragen zur republikanischen Präsidentschafts-Vorwahl weit vor allen anderen, der 77-Jährige liegt derzeit auch in fünf sogenannten Swing States (Staaten, in denen beide Parteien eine gute Chance auf den Wahlsieg haben) vor Biden. Die hatte der Demokrat bei der Präsidentschaftswahl 2020 noch gegen den Republikaner gewonnen: Pennsylvania, Georgia, Michigan, Arizona und Nevada. Das haben Erhebungen der „New York Times“ und des Siena College ergeben.