Robert HabeckWirtschaftsminister redet Klartext zum Putin-Gas – Aktivistin tobt

Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, gibt eine Pressekonferenz.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, hier am 3. März 2022, erklärte im ZDF-„heute journal“, dass sich Deutschland nicht direkt von russischen Energieimporten lösen könne.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck erklärte  im ZDF-„heute journal“, dass sich Deutschland schnell von russischen Energieimporten lösen wolle. Das könne allerdings nicht von heute auf morgen passieren.

Deutschland kann sich nach den Worten von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck rasch von russischen Energieimporten lösen.

„Wir werden uns schnell aus der Klammer von russischen Importen befreien, aber noch sind wir da nicht“, sagte der Grünen-Politiker am Mittwochabend (9. März 2022) im ZDF-„heute journal“. „In Wochen und Monaten kann man es ändern, aber nicht in Stunden.“ Seine Aussagen sorgten vor allem in Klimaschutz-Kreisen für Empörung.

Robert Habeck: Zeitraum für Gas-Umbruch ist notwendig

Diese Wochen und Monate seien nötig, führte Habeck aus. Es gehe darum, Hunderttausende Arbeitslose zu verhindern und Preissprünge, die die Menschen sich nicht mehr leisten könnten. Habeck sprach davon, dass „Komforteinbußen im individuellen Bereich“ hinzunehmen seien. (weniger Heizen). Ein radikaler und sofortiger  Import-Stopp hätte allerdings schwerwiegende wirtschaftliche Folgen, die Deutschland auch politisch lähmen würden.

Alles zum Thema Russland

„Wir wissen aus der Covid-Pandemie, dass der Ausfall von nur einigen Vorprodukten zu Schädigungen der gesamten Lieferkette führen kann. Und das gilt natürlich auch für Vorprodukte, die aus Erdgas, Kohle oder Öl stammen“, sagte Habeck.

Robert Habeck: „Braunkohle ist nicht die Antwort“

Anders als zum Beispiel die USA, Großbritannien oder andere Teile Europas sei Deutschland durch Pipelines mit Russland verbunden. Diese seien nicht so leicht durch Schiffe zu ersetzen. Allerdings arbeite man ständig daran, das zu tun. „Mit einigem Erfolg.“

Auf eine Frage nach der Rolle von Braunkohle als Ersatz betonte Habeck: „Braunkohle ist nicht die Antwort.“ Sie sei der klimaschädlichste Energieträger, aber nun einmal in Deutschland vorhanden. Sie werde aber allenfalls als Reserve genutzt. Es gehe darum, den Ausbau erneuerbarer Energien voranzutreiben.

„Fridays for Future“-Aktivistin kritisiert Robert Habeck

„Fridays for Future“-Aktivistin Carla Reemtsma fand nach Robert Habecks Interview klare Worte.

Auf Twitter ging sie mit dem Wirtschaftsminister hart ins Gericht. „Laut Robert Habeck sind „Komforteinbußen im persönlichen Bereich“ hinnehmbar, wirtschaftliche Einbußen hingegen nicht. Der Kapitalismus kennt selbst inmitten eines Angriffskriegs nur seine perfide Profitlogik und keine Menschlichkeit“, polterte die Aktivistin.

Carla Reemtsmas Kritik stößt auf Gegenwind

Carla Reemtsmas Kritik an den Aussagen des Wirtschaftsministers schien einigen Zuschauern und Zuschauerinnen nicht ganz verhältnismäßig vorzukommen.

  • „Liebe Carla, du verstehst leider die Zusammenhänge nicht! Mit Kapitalismus hat dies nichts zu tun – dein Populismus ist unerträglich!“
  • „Das ist enorm kurz gedacht. Wir leben doch im persönlichen Bereich auch alle in und von der Wirtschaft. Und die Wirtschaft mit dem Kapitalismus generell gleichzusetzen, ist auch nicht besonders intelligent.“

Die Klima-Aktivistin habe Robert Habecks Aussagen lediglich verkürzt dargestellt. Der gesamte Kontext sei dadurch mehr oder weniger aus den Augen verloren worden.

„Ich hab das Interview auch gesehen und empfinde das als sehr starke, falsche Verkürzung. Ich möchte alle einladen, sich das zunächst selbst anzusehen, bevor man reflexhaft auf Schlagworte wie „Kapitalismus“ reagiert. Danke.“

Ein anderer schrieb: „Du verstehst ihn da (absichtlich?) falsch: Er hat an mehreren Stellen deutlich gemacht, dass es ihm um den sozialen bzw. gesellschaftlichen Frieden geht. Und der hängt nun mal auch damit zusammen, ob plötzlich enorme Energieknappheit herrscht und die Arbeitslosigkeit stark steigt“, stellte ein Zuschauer klar. (dpa/red)