Druck auf FacebookCoca-Cola und Co.: Riesenunternehmen ziehen drastische Konsequenzen

Facebook_Symbolbild

Immer wieder geriet Facebook in die Kritik, weil die Plattform zu wenig gegen Hassnachrichten tut. Chef Mark Zuckerberg kündigte bereits Reformen an.

New York – Wegen einer Flut von Hasskommentaren, Propaganda, Spam und Fake News in ihren Diensten stehen Facebook und auch Twitter in der Kritik. Der Werbeboykott gegen Facebook erhält mit Unilever und Honda weitere Unterstützer. Und siehe da: Facebook-Chef Zuckerberg will nun doch mehr tun.

Mitte Juni hatten amerikanische Bürgerrechtsorganisationen zu dem Boykott gegen Facebook aufgerufen. So soll der Konzern an einer empfindlichen Stelle getroffen werden – Facebook macht fast seinen ganzen Umsatz mit Werbeerlösen.

Die US-Protestwelle gegen Rassismus und Polizeigewalt hat die Kritik an Facebook, zu nachlässig mit kontroversen Beiträgen umzugehen, wieder stark aufflammen lassen. Dazu trug auch Konzernchef Mark Zuckerberg wesentlich bei, der sich weigerte, gegen umstrittene Aussagen von US-Präsident Donald Trump einzuschreiten. Dafür gab es sogar Kritik von eigenen Mitarbeitern.

Alles zum Thema Facebook

Boykott gegen Facebook: Coca-Cola setzt 30 Tage aus

Auch der Getränkeriese Coca-Cola kündigte jetzt an, für mindestens 30 Tage auf allen sozialen Plattformen weltweit seine Werbung auszusetzen. Eine Konzernsprecherin sagte laut „New York Times“, dass sich Coca Cola nicht dem offiziellen Boykottaufruf anschließe.

Der Konzern werde während dieser Werbepause seine Werbestrategien überprüfen und über nötige Änderungen beraten, so Präsident und Geschäftsführer James Quincey in einer Mitteilung. „Wir erwarten auch mehr Verantwortlichkeit und mehr Transparenz von unseren Social-Media-Partnern“, sagte er zudem.

Allein bei Coca-Cola habe der Werbeetat in den USA 2019 geschätzte 22 Millionen Dollar (knapp 21 Millionen Euro) ausgemacht, berichtete die „New York Times“ mit Daten des Branchenanalysten Pathmatics. Bei Unilever seien es rund 42 Millionen Dollar gewesen.

Großer Schokoladenproduzent boykottiert Facebook ebenfalls

Auch Hershey, einer der weltweit führenden Schokoladenproduzenten, bestätigte der Zeitung „USA Today“, sich dem Boykottaufruf anzuschließen und im Juli keine Anzeigen zu schalten. Zudem wolle das Unternehmen seine Ausgaben für Facebook und Instagram für den Rest des Jahres um ein Drittel kürzen.

Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat jetzt reagiert, er versprach in einem Livestream, künftig stärker gegen Hassnachrichten vorzugehen, Falschmeldungen unmittelbar vor der US-Präsidentschaftswahl zu löschen sowie die Standards für Werbung zu erhöhen. „Ich stehe gegen Hass und alles, was zu Gewalt anstachelt“, sagte Zuckerberg am Firmensitz in Palo Alto.

Facebook will bestimmte kritische Inhalte markieren

Außerdem sollen auch in der Werbung abwertende und hasserfüllte Botschaften bezüglich ethnischer Zugehörigkeit, Religion oder sexueller Vorlieben blockiert werden.

Zuckerberg sagte zudem, einige Facebook-Inhalte, die eigentlich gegen die Richtlinien des sozialen Netzwerks verstoßen, aber zum Beispiel aufgrund eines prominenten Absenders nachrichtenrelevant sind, künftig mit Hinweisen zu flankieren.

Einige Unternehmen äußerten Zweifel an den guten Absichten.

Boykott gegen Facebook: Auch Twitter steht in der Kritik

„Wir glauben nicht, dass Facebook gewalttätige und spalterische Reden auf seinen Plattformen effizient verwalten wird“, schrieb Hershey in einer von der US-Zeitung „USA Today“ zitierten Erklärung. „Trotz wiederholter Zusicherungen von Facebook, Maßnahmen zu ergreifen, haben wir keine bedeutsamen Veränderungen gesehen.“

Hier lesen Sie mehr: Facebook löscht Post von Donald Trump, weil ein Nazi-Symbol zu sehen ist

Honda teilte mit, im Juli keine Anzeigen mehr bei Facebook und Instagram zu platzieren, um ein Zeichen gegen „Hass und Rassismus“ zu setzen. Unilever will sogar das gesamte restliche Jahr auf bezahlte Werbung verzichten - nicht nur bei Facebook, sondern auch bei Twitter.

Zahlreiche Unternehmen schließen sich Kampagne #StopHateForProfit an

Der Kurznachrichtendienst, auf dem Trump mit Vorliebe seine häufig umstrittenen Botschaften veröffentlicht, steht ebenfalls schon länger in der Kritik.

Zuvor hatten sich bereits viele andere Unternehmen, darunter Mobilfunk-Gigant Verizon und die Outdoor-Marken The North Face und Patagonia der Initiative #StopHateForProfit angeschlossen. (dpa)